MTU Friedrichshafen:Der Liquidator

Im Poker um MTU Friedrichshafen geht es auch um die Zukunft von Volker Heuer. Nach dem letzten Vorstoß DaimlerChryslers ist dem Geschäftsführer des Dieselmotorenbauers nun eine unbequeme Rolle beschieden.

Dagmar Deckstein

Ein Mann zwischen Baum und Borke. Damit wäre wohl die Lage von Volker Heuer, 52, zutreffend beschrieben. Und niemand, auch nicht er, würde eine solche Position wohl als besonders angenehm bezeichnen. Erschwerend kommt hinzu, dass Heuer gerade mal ein Jahr und einen Monat als Vorsitzender der Geschäftsführung bei MTU Friedrichshafen amtiert.

Volker Heuer

Volker Heuer

(Foto: Foto: dpa)

Beim Milliardenpoker um die DaimlerChrysler-Tochter, der auch nach dem Durchmarsch des Autokonzerns auf der außerordentlichen Gesellschafterversammlung noch nicht endgültig beigelegt ist, geht es nicht zuletzt auch um das weitere Schicksal des Mannes an der MTU-Spitze. Der aber war nun zu allerletzt von den Eigentümern gefragt, wie er es denn gerne gehabt hätte.

Ganz im Gegenteil: Volker Heuer hielt sich wohlweislich heraus aus dem schon seit Monaten anhaltenden Gezerre um den Verkauf des Dieselmotorenherstellers vom Bodensee.

Keine Garantie auf Spitzenposten

Wer auch immer den Zuschlag für die "Off Highway"-Sparte des DaimlerChrysler-Konzerns erhalten wird, Heuer kann nach wie vor nicht felsenfest davon ausgehen, dass er den Spitzenposten im Dreier-Führungsgremium von MTU behalten wird.

Auch wenn er jetzt als Liquidator mit seinen beiden Vorstandskollegen Joachim Coers und Gerd-Michael Wolters vom Mehrheitseigner DaimlerChrysler dazu ausersehen wurde, die angestammten GmbH-Geschäfte in einen neuen Firmenmantel zu überführen. Wer auch immer diese neue Company kaufen wird - weiß Heuer, welche Rolle er dort spielen wird? Nein. Schon gar nicht, wenn Finanzinvestoren wie KKR, Permira oder auch die schwedische Wallenberg-Gruppe den Dieselmotorenhersteller interessiert umschwirren.

Die sind nicht zimperlich, wenn es um den Austausch des Managements im Namen der höheren Rendite geht.

Stärkung des unternehmerischen Denkens

Als Volker Heuer am 1.August vergangenen Jahres die Nachfolge von Rolf A. Hanssen antrat, gab er den Kurs des Unternehmens neu aus: Konzentration auf sichere und ertragsstarke Geschäftsfelder, dazu die Stärkung des unternehmerischen Denkens auf allen Ebenen.

"Lassen Sie uns die Ärmel hochkrempeln und gemeinsam die vor uns liegenden Aufgaben entschlossen und mutig anpacken", hatte Heuer den 6700 Mitarbeitern seinerzeit ins Stammbuch geschrieben. So, wie er es schon bei Mercedes gehalten hatte, wo er seit 1996 recht erfolgreich die Nutzfahrzeug-Werke in Spanien geleitet hatte. Dort hatte er es immerhin geschafft, den stockenden Absatz der V-Reihe (Vito und Viano) zu forcieren.

Geschäftszahlen zeigen nach oben

Auch bei MTU zeigen die Geschäftszahlen nach oben. Um vier Prozent war der Umsatz 2004 auf 1,35 Milliarden Euro gestiegen, trotz eines schwachen Marktes.

So weit sind die MTU-Mitarbeiter mit ihrem Chef zufrieden; nur ist immer wieder zu hören, sie fänden ihren Chef "sehr reserviert" und einfach zu zurückhaltend. Der große öffentliche Auftritt ist nicht Heuers Sache.

Für öffentliches Aufsehen sorgen dafür diejenigen, die ihn inthronisiert haben. Der Clinch zwischen DaimlerChrysler und den Gesellschaftern aus den Familien Maybach und Zeppelin ist noch nicht endgültig ausgestanden - und damit auch noch nicht über die Zukunft von Volker Heuer entschieden.

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