MS Deutschland:Der Traum vom Schiff

'Das Traumschiff' schippert seit 20 Jahren

Foto: Ulrich Perrey/dpa

Ihre Fans können wieder mit der "MS Deutschland" reisen - der amerikanische Käufer sucht angeblich schon nach Partnern für den Vertrieb.

Von Michael Kuntz

Der Traum vom Traumschiff aus der gleichnamigen Fernsehserie war ausgeträumt. Die Reederei ging in die Insolvenz und die Käufer einer Anleihe konnten ihre Investition schon so gut wie abschreiben. Insgesamt wurden um die 60 Millionen Euro versenkt. Die einst so stolze MS Deutschland, die stets zu den Klängen einer von James Last arrangierten Hymne ablegte und im TV Schiffsarzt Horst Schröder (dargestellt von Horst Naumann, li.), Chefstewardess Beatrice (Heide Keller) und Kapitän Jakob Paulsen (Siegfried Rauch, re.) an Bord hatte, dümpelte unterdessen östlich von Gibraltar im Mittelmeer. An ihrem Rumpf setzten sich Algen fest, während die Gläubiger bei Treffen in Frankfurt, München und Eutin ihr Schicksal beklagten.

Doch nun gibt es wieder Hoffnung für den vom ZDF als Fernsehstar längst ersetzten früheren Deilmann-Dampfer und seine treuen Fans, die bis zum bitteren Ende begeistert weltweite Kreuzfahrten buchten. Die MS Deutschland gehört nun einem nordamerikanischen Investor und der verfügt auch über "einschlägige Erfahrung im internationalen Kreuzfahrtgeschäft", teilte Insolvenzverwalter Reinhold Schmid-Sperber mit und sorgte damit für mehr Spekulationen als Klarheit.

Doch immerhin: Eine Anzahlung in einstelliger Millionenhöhe sei eingegangen, vermeldet der auf Schiffe in Finanznot spezialisierte Jurist, der die Kreuzfahrer monatelang mit der Nachricht in Atem gehalten hatte, er verhandele weltweit mit sehr vielen Interessenten, die sich quasi darum rissen, die MS Deutschland kaufen zu dürfen.

Einiges bleibt unklar: Der Name des Käufers dürfe auf dessen Wunsch nicht genannt werden. Er wird sich aber bei einem Kreuzfahrtschiff auf Dauer kaum verheimlichen lassen. Auch der Preis bleibt geheim, vorerst. "Das finde ich auch sehr unbefriedigend", äußert eine mit den Vorgängen vertraute Person. Die Lübecker Nachrichten berichten von einem "reichen Texaner", der das Schiff "über eine Consulting-Firma" erworben habe, von der in Deutschland noch nie jemand etwas gehört habe.

Können nun die vermögenden Pensionäre bald wieder an Bord, die ihre MS Deutschland so sehr mochten? Die Suche nach Vertriebspartnern im Kreuzfahrt-Königreich Großbritannien und der Schiffsheimat Deutschland sei bereits im Gange. "Bei uns hat sich der Texaner noch nicht gemeldet", heißt es dazu lapidar beim Reiseveranstalter FTI in München, der das einstige TV-Traumschiff zuletzt vermarktete.

Die 17 Jahre alte, 175 Meter lange und mit 300 Kabinen eher kleine MS Deutschland konnte doch noch ein wenig aufgefrischt werden, nachdem der geplante große Werftaufenthalt ausfallen musste, weil die Schiffbauer Vorkasse verlangten. Im Februar durfte sie in ein Trockendock. Dort ließ sich vom Unterwasserschiff der Bewuchs entfernen. Dabei erhielt die MS Deutschland auch noch eine neue Klasse, den Schiffs-TÜV, der nun bis Juli gilt.

Der Käufer kann also sein Traumschiff aus eigener Kraft in den künftigen Heimathafen steuern bei der Übergabe Ende Mai - also erst in zwei Monaten. Dass der Amerikaner es sich noch einmal anders überlegt, hält man in der Umgebung des Insolvenzverwalters für ausgeschlossen angesichts der geleisteten Anzahlung: "Das bläst kein Unternehmen mal eben so durch den Schornstein."

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