Motel One:Nicht ohne eine Küche

Motel-One-Gründer Dieter Müller designt sich seine University. Das muss er auch, denn ohne Küche und Konferenzräume kann die Hotelkette nicht ausbilden.

Von Michael Kuntz

Das Konzept hat die Hotelbranche in den Großstädten verändert: Auf alles verzichten, was ein Gast nicht braucht und ihm das Notwendige geben, in sehr guter Qualität und geschmackvollem Aussehen. Diese Idee von Motel-One-Gründer Dieter Müller trifft offenbar den Lebensnerv vieler Menschen. Mittlerweile gibt es allein in Berlin acht und in München sechs Motel-One-Herbergen.

Was bei den Gästen gut ankommt, bereitet den im Durchschnitt 27 Jahre alten Mitarbeitern des stylischen Unternehmens offenbar nicht ganz so viel Freude. Die jährliche Fluktuation liegt bei fast einem Drittel. Das ist zwar weniger als in der Hotelbranche üblich, aber doch recht hoch. Nun arbeiten Dieter Müller, 61, und sein für das operative Geschäfte zuständiger Sohn Daniel, 36, daran, dass sich dies ändern wird.

Die fachliche Ausbildung der Mitarbeiter war bisher ein wunder Punkt im Erfolgskonzept

Sie eröffnen an diesem Freitag in München eine Motel One University mit dem Ziel, dass nicht nur die Führungskräfte für längere Zeit im Unternehmen Motel One logieren. Die fachliche Ausbildung der Mitarbeiter war bisher ein wunder Punkt im erfolgreichen Konzept der Hotels, in denen es weder Tagungsräume noch Restaurants gibt. In den Hallen mit dem Kaminfeuer auf dem großen Bildschirm und den Egg Chairs des Designers Arne Jacobsen gibt es nach dem Frühstücksbüfett nur noch Sandwiches und ähnlich kleine Küche - als Ausbildungsort für einen Hotelkaufmann ist dieses Ambiente ungeeignet. Daher gab es bisher Seminare an verschiedenen Tagungsorten und Ausbildungsangebote zusammen mit lokalen Gastronomen in deren Großküchen.

Doch nun ergänzt der Erfinder des schranklosen 16,8 Quadratmeter großen Hotelzimmers mit Boxspringbett und Regenwalddusche sein Konzept um eine Motel One University für Berufsanfänger. Taugen die vorhandenen Fachschulen nichts? Das würde er nicht so sehen, sagt Dieter Müller, denn eine von ihnen hat er als Partner geholt. Die Internationale Hochschule in Bad Honnef hat die Ausbildungswege zertifiziert und garantiert so dafür, dass an der Firmen-University von Motel One absolvierte Lerneinheiten international anerkannt werden. Gerade im Hotel- und Gastgewerbe ist es sehr üblich, auch im Ausland verschiedene Marken und Konzepte kennenzulernen. Da hatte Motel One beim Start vor anderthalb Jahrzehnten karrieremäßig wenig zu bieten, die ersten Häuser standen in deutschen Gewerbegebieten und noch nicht in den Zentren der Städte. Von den demnächst 51 Häusern stehen einige im europäischen Ausland, das nächste eröffnet im Mai in Amsterdam.

"Wir brauchen nicht nur die besten Köpfe, auch die Hände und Füße müssen gut trainiert sein in einem Hotel", sagt Müller. Am Rande eines Neubaugebietes im Süden von München soll nun auch der "Spirit" des Motel One erlebbar werden. Hier an einer Hauptverkehrsstraße gab es schon seit ein paar Jahren ein Motel One. Es wurde um ein benachbartes Hochhaus mit 14 Stockwerken erweitert. In dem Komplex arbeiten nun auch die Mitarbeiter der bislang auf mehrere Standorte verteilten Hauptverwaltung. Dieter Müller residiert ganz oben in einem Eckbüro, es ist etwa zweieinhalb mal so groß wie eines seiner Standardzimmer. Auf zwei Etagen wird gelernt. Hier - und nur hier - gibt es Konferenzräume und ein richtiges Restaurant in einem Motel One. Das dient der University und soll kein Prototyp für die anderen Hotels der Kette sein, versichern Vater und Sohn. Wenn das Motel ausgebucht ist, erleben 600 Gäste, 60 Mitarbeiter der Hauptverwaltung, 50 Hotelangestellte und 90 Studenten den "Spirit" in Türkis, einer Farbe, die angeblich glücklich macht.

Vielleicht schaut auf dem Campus mal Gábor Boldoczki, 38, vorbei. Der Trompeter aus Budapest ist bekennender Stammgast des Motel One: "Ich mag den Stil! Meine Piccolo-Trompete schläft immer bei mir im Doppelbett."

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