Morgan Stanley:Teure Analysten-Aussagen

Die US-Investmentbank ist zur Zahlung einer Buße von mindestens 30 Millionen Euro an den französischen Luxuskonzern LVMH verurteilt worden. Die Bank soll den Konkurrenten Gucci bevorzugt haben und LVMH absichtlich schwach eingestuft haben.

Das Pariser Handelsgericht gestand dem französischen Luxuskonzern LVMH eine Entschädigung in dieser Höhe zu und begründete dies mit einem schwer wiegenden Fehlverhalten. Die genaue Schadenshöhe soll ein Experte bis Ende April festlegen.

Prozessvertreter von Morgan Stanley kündigten sofort an, gegen das Urteil in Berufung zu gehen. Anwalt Bruno Quentin bezeichnete den Spruch in dem in der französischen Wirtschaftsgeschichte einmaligen Fall als "Science fiction".

"Beträchtlicher Schaden"

Durch die Verfehlungen von Morgan Stanley sei LVMH ein "beträchtlicher Schaden" entstanden, betonte das Handelsgericht. Die Luxusgütergruppe hatte 100 Millionen Euro eingeklagt, weil die Analysten die Firma zu schlecht benotet und den italienischen LVMH-Rivalen Gucci bevorzugt haben sollen. Die Bank hatte dies "kategorisch" zurückgewiesen und betont, ihre Analysten seien integer.

LVMH - mit vollem Namen Moët Hennessy Louis Vuitton - hatte im Oktober 2002 Klage eingereicht und geltend gemacht, das Verfahren richte sich nicht gegen die Analysten, sondern gegen ein "System". Drei Jahre lang hätten "irreführende und verzerrte Angaben" aus dem Hause Morgan Stanley dem Pariser Unternehmen geschadet.

Negativ beeinflußt

So seien Einschätzungen der Staranalystin Claire Kent über LVMH durch die engen Geschäftsbeziehungen zwischen der US-Bank und Gucci negativ beeinflusst worden. Morgan Stanley hatte den italienischen Konzern bei der Abwehr des Übernahme-Versuchs durch LVMH 1999 bis 2001 beraten.

Banken, die sich zum Beispiel parallel mit Analysen einer Branche und mit der Betreuung einer großen Fusion befassen, müssen dabei das Prinzip der "Chinese Walls" ("Chinesischen Mauern") zwischen den verschiedenen Abteilungen beherzigen: Interne Informationen dürfen nicht zum Nachteil Dritter verwendet werden.

Anteile verkauft

LVMH hatte die Gucci-Übernahme schließlich aufgegeben und seine bereits erworbenen Gucci-Anteile an den konkurrierenden französischen Konzern Pinault Printemps Redoute (PPR) verkauft.

Zum LVMH-Konzern des Milliardärs Bernard Arnault gehören unter anderem die Designer-Marken Louis Vuitton, Christian Dior und Kenzo, die Champagner-Sorte Moët et Chandon und die Hennessy-Cognacs.

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