Moody's stuft Banken zurück:Spanien fürchtet das R-Wort

Es könnte der Vorbote für die befürchtete Abwertung spanischer Staatsanleihen sein: Die Ratingagentur Moody's hat die Kreditwürdigkeit vier spanischer Banken herabgesetzt, die einem Fonds der Regierung gehören.

Womöglich sind es nur noch wenige Tage, bevor Spaniens Staatsanleihen offiziell Ramsch sind. Schon im August hatte die Ratingagentur Moody's angekündigt, dass sie bis Ende September das Rating Spaniens überprüfen werde. Vor wenigen Tagen hieß es dann, dass die Entscheidung erst im Oktober falle. Moody's hatte Spanien zuletzt im Juni von A3 auf Baa3 zurückgestuft.

Da die Anleihen des Landes damit nur noch eine Stufe über dem berüchtigten Ramschniveau liegen, würde eine neuerliche Herabstufung bedeuten, dass die Anleihen dann nur noch als hochspekulative Anlage gesehen werden dürften. Börsianer sprechen darum von Junk-Bonds, also Ramschanleihen.

Die Sorge ist, dass mit der Herabsetzung an den Finanzmärkten eine Kettenreaktion in Gang gesetzt wird, da Großanleger wie Fonds oder Pensionskassen spanische Anleihen dann kaum mehr kaufen dürften. Die Zinsen, die Spanien Anlegern zahlen müsste, würden weiter steigen - das könnte das Land am Ende vollends in den Ruin treiben.

Spaniens Banken fehlt Geld

Schon jetzt senkte Moody's die Ratings von vier spanischen Banken, die im Besitz eines Fonds der Regierung sind. Die Bewertungen seien wegen erwarteter Verluste zurückgesetzt worden, teilte die Ratingagentur mit. Sie befürchtet, dass diese Verluste an die Anleger weitergegeben werden.

Die Ratings für sogenannte "Senior Subordinated Debt" - das sind Darlehen, die im Konkursfall erst dann zurückgezahlt würden, wenn andere Darlehen schon zurückgezahlt sind - seien bei Catalunya Banc, NCG Banco, Banco de Valencia S.A und Bankia mit dem Mutterkonzern Banco Financiero y de Ahorros auf den "Ramsch"-Status C gesenkt worden. Auch zwei weitere Bewertungen für die Banco de Valencia wurden auf "Ramsch" herabgestuft.

Weitere Herabstufungen für andere Banken behält sich die Ratingagentur vor. Sie befürchtet, dass Spanien das Bankenproblem noch lange nicht nicht im Griff hat. Nach Angaben des Finanzdienstes Bloomberg geht Moody's gar davon aus, dass Madrid zwischen 70 und 105 Milliarden Euro brauchen könnte, um die Verluste im Bankensystem des Landes abzufedern.

Diese Zahl übersteigt deutlich die 54 bis 60 Milliarden Euro, die nach den Stresstests unlängst von der spanischen Regierung als notwendiges Kapital genannt wurden.

Wie brenzlig die Lage in Madrid ist, wurde auch vor wenigen Tagen deutlich. Wiederholt machten zuletzt Spekulationen die Runde, dass das Land kurzfristig doch unter den Rettungsschirm ESM flüchten werde. Bislang hat Madrid lediglich einen Antrag auf Bankenhilfe gestellt, um härtere Sparauflagen zu umgehen.

Spanien steckt derzeit in der zweiten Rezession innerhalb von drei Jahren und kämpft mit einer Arbeitslosenquote von fast 25 Prozent. Seit ihrem Amtsantritt vor mehr als neun Monaten hat die konservative Regierung von Ministerpräsident Mariano Rajoy den Bürgern des Landes harte Sparmaßnahmen auferlegt. Immer wieder kam es seither zu Protesten und Krawallen.

Auch an diesem Wochenende gingen wieder Tausende Spanier auf die Straße. Im Zentrum von Madrid demonstrierten daneben zahlreiche Staatsbeamte, deren Gehälter im kommenden Jahr eingefroren werden. Sie fürchten, dass es durch den radikalen Sparkurs zu tiefen Einschnitten im Gesundheitssystem und zur Privatisierung staatlicher Dienstleistungen kommen könnte.

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