Monsanto:Die Bayer-Karte

Die amerikanische Agrochemie-Firma Monsanto kommt beim Übernahmeversuch der Schweizer Syngenta vorerst nicht zum Zug - und droht nun damit, sich im Notfall auch mit dem Bayer-Konzern zu verbünden.

Von Caspar Busse

Es wäre eines dieser Multi-Milliarden-Geschäfte, das eine ganze Branche verändert. Der amerikanische Saatguthersteller Monsanto will den Schweizer Konkurrenten Syngenta übernehmen und bietet dafür mindestens 45 Milliarden Dollar. Doch die haben die Offerte schon mehrmals als "völlig unangemessen" zurückgewiesen. "Wir sind einstimmig zum Schluss gekommen, dass der Vorschlag den Aussichten von Syngenta zu wenig Rechnung trägt", sagte am Dienstag Verwaltungsratspräsident Michel Demare und sucht jetzt die Unterstützung durch seine Aktionäre.

Monsanto will aber nicht locker lassen. "Ich werde da Energie reinstecken, um das über die Ziellinie zu bringen", sagte Monsanto-Chef Hugh Grant dem Wall Street Journal. Er sprach von einem "langen Spiel", er werde sich von Syngentas Abfuhr nicht abschrecken lasse. Außerdem drohte Monsanto, sich möglicherweise mit einem anderen Konkurrenten, etwa Bayer, zu verbünden. "Es gibt noch andere Optionen vom chemischen Standpunkt, und die werden wir verfolgen", sagte Brett Begemann, im Monsanto-Vorstand für das operative Geschäft zuständig. "Ich weiß ja nicht, was Bayer mit seinem Pflanzenschutzgeschäft vorhat, ob sie das verkaufen werden oder nicht, doch ich bin sicher, dass sie glücklich wären, über irgendeine andere Art von Vermarktungsabkommen zu sprechen", betonte er gegenüber Bloomberg.

Doch so leicht dürfte das nicht werden. Bayer baut derzeit zwar grundlegend um und will das Kunststoff-Geschäft ausgliedern. Das Unternehmen aus Leverkusen wird sich künftig auf Pharma und Agrochemie konzentrieren, also auf das sogenannte Life-Science-Geschäft. Deshalb gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass Bayer-Chef Marjin Dekkers die Sparte zum Verkauf stellt und sie auch noch an den Konkurrenten Monsanto abgeben würde. Die Bereiche Gesundheit und Agrochemie würden deutlich höhere Renditen erwirtschaften, deshalb würden dort künftig alle Investitionen konzentriert, sagte Dekkers vor einigen Monaten.

Mitte April hatte Monsanto den dritten Anlauf innerhalb von vier Jahren zur Übernahme von Syngenta gemacht und den Preis von 45 Milliarden Dollar geboten. Zuletzt hatten die Amerikaner eine zusätzliche Gebühr von zwei Milliarden Dollar in Aussicht gestellt, sollte eine Übernahme am Widerstand der Kartellbehörden scheitern. Eine Erhöhung seiner Offerte hat der US-Konzern ohne Einblick in die Syngenta-Bücher aber ausgeschlossen. Syngenta wiederum teilte mit, dass sich Rechtsberater bereits dreimal mit Monsanto-Vertretern getroffen hätten. Auf kartellrechtliche Bedenken der Schweizer seien die Amerikaner aber nicht eingegangen.

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