Möglicher Wendepunkt in der Krise:Euro-Zone entkommt der Rezession

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Industrie in Frankreich: Euro-Zone wächst wieder

(Foto: AFP)

Die Wirtschaft in Deutschland und Frankreich wächst stark. Die Euro-Zone insgesamt überwindet die längste Rezession ihrer Geschichte. Sogar das Krisenland Portugal überrascht positiv. Andere Länder stecken dagegen noch tief in der Misere - es bleiben Risiken.

Europa befindet sich möglicherweise auf dem Weg aus der Krise. Die Wirtschaft in der Euro-Zone wuchs im zweiten Quartal 2013 im Vergleich zum ersten mit 0,3 Prozent, teilte Eurostat mit (PDF). Damit überwindet die Euro-Zone die längste Rezession ihrer Geschichte: Das Bruttoinlandsprodukt der 17 Staaten war sechs Quartale in Folge geschrumpft, Anfang 2013 noch um minus 0,3 Prozent.

Ein besonders starkes Wachstum verzeichnete Deutschland mit 0,7 Prozent. Auch Frankreichs Wirtschaft legte im Vergleich zum Vorquartal überraschend um 0,5 Prozent zu - das Land galt bisher als Kandidat für schlechte Wirtschaftsdaten. Die Arbeitslosigkeit in dem Land ist weiterhin hoch.

Portugals Wachstum ist ebenfalls äußerst positiv: Die Wirtschaft des Landes wuchs um 1,1 Prozent. Das ist ein deutliches Plus für Portugal, das ein wachstumsschädliches Sparprogramm umsetzen muss, um Notkredite von Euro-Partnern zu bekommen.

Spanien verzeichnet nur noch ein Minus von 0,1 Prozent. Die Niederlande stecken weiter in der Rezession. Zwischen April und Juni sank das Bruttoinlandsprodukt um 0,2 Prozent. Zypern steckt weiter tief in der Krise, die Wirtschaftsleistung sank um 1,4 Prozent. Das Land erlitt einen schweren Konjunkturschock, weil im Frühjahr das Bankensystem teilweise zusammenbrach.

Die neuen Zahlen der Statistikbehörde der Europäischen Union, Eurostat, sind vorläufige Schätzungen für das Bruttoinlandsprodukt. Diese Daten sind notorisch ungenau und werden in der Regel später korrigiert. Wie bei einer Volkszählung sind die Daten umso genauer, je mehr Marktteilnehmer befragt werden. Doch das dauert. Während eines Aufschwungs korrigieren deswegen die Statistiker die frühen Zahlen meist später nach oben, während eines Abschwungs nach unten.

Nun steht jedoch erst einmal das Plus 0,3 Prozent im Raum. Ist dank des Mini-Wachstums die Euro-Krise nun vorbei? Es gibt noch viele Risiken. Vor allem die Banken der Krisenstaaten haben noch große Probleme und jede Menge faule Kredite in der Bilanz. Die Bankenunion auf europäischer Ebene steht aber noch nicht, um diese Probleme zu lösen. Außerdem steckt das hochverschuldete Griechenland immer noch tief in der Krise. Ökonomen und Politiker streiten, ob das Land im Herbst noch ein Hilfspaket mit neuen Notkrediten braucht, oder gar einen Schuldenschnitt, bei dem die Partnerländer Athen Kredite erlassen. All das könnte erneut Turbulenzen provozieren, in der Politik und an den Märkten.

Die Lage bleibt zäh. Der Ökonom James Ashley schätzt im Wallstreet Journal: "Es ist ein zerbrechlicher Aufschwung. Die Erholung in der Euro-Zone wird langsam und nicht besonders beeindruckend sein. Trotzdem glaube ich, dass es von nun an ein Wachstum gibt".

Wirtschaftsindikatoren deuten ebenfalls darauf hin, dass es langsam bergauf gehen könnte. Im Juli stabilisierte sich die Privatwirtschaft, wie der sogenannte Einkaufsmanagerindex zeigt. Die Arbeitslosigkeit ist in den Euro-Zone mit etwa 12 Prozent nach wie vor sehr hoch, allerdings waren im Juli 24.000 weniger Menschen ohne Job als noch im Juni.

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