Mögliche Übernahme:Der Porsche-Poker

Im Ringen zwischen Porsche und Volkswagen forciert Ferdinand Piëch angeblich den Verkauf des Sportwagenbauers an den Wolfsburger Konzern. Setzte sich der VW-Aufsichtsratschef durch, wären die Eigentümerfamilien schuldenfrei - und Porsche-Boss Wiedeking seinen Job los.

Die Familien Porsche und Piëch wollen nach Berichten der Nachrichtenmagazine Focus und Spiegel am Mittwoch über eine möglichen Verkauf der Porsche AG an Volkswagen beraten und möglicherweise eine Entscheidung herbeiführen. Danach trifft sich der erweiterte Familienkreis in Salzburg.

Mögliche Übernahme: Eine Entscheidung steht offenbar ins Haus: Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Martin Winterkorn und der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech.

Eine Entscheidung steht offenbar ins Haus: Der Vorstandsvorsitzende der Volkswagen AG, Martin Winterkorn und der Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piech.

(Foto: Foto: ddp)

Die fünf wichtigsten Vertreter des Clans, darunter Wolfgang Porsche und Ferdinand Piëch, konnten sich bei einem Treffen am vergangenen Mittwoch nicht auf eine Lösung für die Finanzprobleme des Autokonzerns einigen.

Porsche ist durch die milliardenschwere VW-Übernahme in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Der Stuttgarter Automobilbauer hatte Anfang des Jahres die Mehrheit von knapp über 50 Prozent von Volkswagen übernommen und wollte diesen Anteil ursprünglich auf 75 Prozent steigern. Ein Porsche-Sprecher wollte sich am Samstag in Stuttgart über Einzelheiten nicht äußern.

Porsche-Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche hat sich unterdessen gegen einen Verkauf des Sportwagenherstellers an Volkswagen ausgesprochen. "Wir sind auf einem guten Weg. Die Porsche AG wird nicht an Volkswagen verkauft", sagte Porsche der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung laut Vorabbericht. Damit stellt sich der Aufsichtsratschef dem Bericht zufolge gegen seinen Cousin Ferdinand Piech.

Porsche hat in den vergangenen Jahren seinen VW-Anteil Schritt für Schritt aufgestockt. Der Konzern hat sich den Erwerb der Anteilsmehrheit bei den VW-Stammaktien bisher 23 Milliarden Euro kosten lassen und dafür neben Gewinnen aus Aktientermingeschäften überwiegend Bargeld eingesetzt.

Per Ende Januar wies die Porsche-Holding Verbindlichkeiten von 16,2 Milliarden Euro aus. VW ist neben dem angestammten Sportwagengeschäft von Porsche eine gleichberechtigte Tochter in der börsennotierten Porsche-Holding.

Laut Spiegel hatten Wiedeking und Finanzchef Holger Härter folgendes Konzept präsentiert: Danach soll Porsche mit dem VW-Konzern fusionieren. Das neue Unternehmen würde sich dann durch eine Kapitalerhöhung frisches Geld besorgen.

An ihr soll sich das Golf-Emirat Katar beteiligen, das neben den Familien und dem Land Niedersachsen zum dritten Großaktionär von VW würde. Aber auch die Familien müssten mehrere Milliarden Euro einbringen.

Das Gegenkonzept, das Piëch angeblich favorisiert, sieht vor, dass der VW-Konzern das Automobilgeschäft von Porsche kauft. Die Porsche Holding könnte mit dem Geld seine Schuldenlast verringern.

Laut Focus warb Piëch, Porsche-Miteigentümer und VW- Aufsichtsratschef, bei der Sitzung für eine Veräußerung der Sportwagenfirma an VW. Piëch soll dabei ein Konzept vorgelegt haben, das der VW-Vorstandsvorsitzende Martin Winterkorn erarbeitet hatte. Für rund elf Milliarden Euro soll demnach VW die Porsche AG kaufen. Damit wären die Familien auf einen Schlag schuldenfrei. Daneben schlug Piëch laut Focus vor, sich sofort von Porsche-Boss Wendelin Wiedeking und dessen Finanzvorstand Holger Härter zu trennen. An deren Stellen sollten Winterkorn und VW-Finanzchef Hans Dieter Pötsch rücken.

Wiedeking sagte laut seinem Unternehmens-Sprecher: "Der Vorstand der Porsche Automobil Holding SE ist nicht nur den Familienaktionären, sondern allen Aktionären verpflichtet. Das heißt, auch den Vorzugsaktionären der Porsche SE, den Aktionären von VW und selbstverständlich auch den jeweiligen Belegschaften. Unser Handeln hat sich bisher am gemeinsamen Interesse aller ausgerichtet und das wird es auch in Zukunft tun."

Nach Berechnungen von Bankexperten drücken den schwäbischen Sportwagenkonzern derzeit Nettoschulden in Höhe von neun Milliarden Euro. "Die Zinsen für diese Summe sind aus dem laufenden Geschäft kaum zu bedienen", sagte Arndt Ellinghorst, Leiter des Automotive Research bei Credit Suisse in London, der Branchen- und Wirtschaftszeitung Automobilwoche. Eine Erhöhung des Porsche- Anteils an Volkswagen auf 75 Prozent hält der Analyst für "finanziell in der jetzigen Krisensituation nicht machbar". Zugleich warnte Ellinghorst Aufsichtsratschef Wolfgang Porsche: "Ohne Zugriff auf die Nettoliquidität von VW in Höhe von 10,7 Milliarden Euro im Wege eines Beherrschungsvertrags wäre der Zukauf gar bilanzieller Selbstmord."

Im April hatte es bereits Spekulationen gegeben, VW könne den Sportwagenhersteller kaufen. Ein Porsche-Sprecher hatte das damals als "höchst unrealistische Variante" bezeichnet.

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