Mögliche Übernahme:Chinesischer Internetriese hat Appetit auf Yahoo

Vom chinesischen Internethändler Alibaba dürfte hier zu Lande bislang kaum einer gehört haben. Der Gründer des Unternehmens, Jack Ma, sorgt nun aber für Schlagzeilen: Er möchte den kriselnden Internet-Dino Yahoo übernehmen.

Der große chinesische Onlinehändler Alibaba möchte laut übereinstimmenden US-Medienberichten den kriselnden Internet-Riesen Yahoo übernehmen. "Wir sind sehr interessiert", sagte Alibaba-Gründer Jack Ma bei einem Auftritt an der Eliteuni Stanford. Er würde gerne die gesamte Firma kaufen.

Chinesischer Partner würde gern Yahoo kaufen

Das Logo der Alibaba Gruppe aufgenommen in Hongkong: Die größte chinesische Handelsplattform würde gern das kriselnde Internet-Urgestein Yahoo kaufen.

(Foto: dpa)

Yahoo hält derzeit 40 Prozent an Alibaba. Die Beteiligung an dem chinesischen Handelsportal ist einer der wertvollsten Unternehmensteile: Ihr Wert wird auf bis zu 13 Milliarden Dollar geschätzt, während das gesamte Unternehmen an der Börse zuletzt nicht mehr als 17 Milliarden wert war. Einen von Ma angebotenen Rückkauf der Anteile hatte Yahoo bislang abgelehnt. Die Alibaba-Gruppe wird insgesamt mit 32 Milliarden Dollar bewertet.

Ma könnte mit Hilfe von Yahoo seine Firma auf dem wichtigsten Internetmarkt der Welt expandieren lassen. Alibaba sei wahrscheinlich eine der sehr wenigen Unternehmen, die Yahoo gut verstehe, sagte Ma.

Das Verhältnis zwischen Yahoo und Alibaba war zuletzt allerdings gespannt. Streit gab es vor allem, als Ma den Zahlungsdienstleister Alipay in eine separate Firma unter seiner Kontrolle auslagerte - laut Yahoo ohne Vorwarnung. Ma erklärte den Schritt mit neuen Vorschriften, nach denen Bezahldienste ausschließlich in der Hand chinesischer Eigentümer liegen dürften. Nach Verhandlungen wurde ein finanzieller Ausgleich vereinbart, die Stimmung bleibt jedoch schwierig.

Auch andere Investoren zeigten Interesse an einem Kauf von Yahoo, darunter Software-Gigant Microsoft und der Internetanbieter AOL. Ma bestätigte das Interesse anderer Anwärter: "Alle seriösen Kaufinteressenten haben mit uns gesprochen."

Nach der Entlassung von Konzernchefin Carol Bartz Anfang September sucht Yahoo derzeit nach einer neuen Spitze, die das Unternehmen durch die Krise führen kann. Nach Informationen des Wall Street Journal hat der Yahoo-Verwaltungsrat immer noch nicht entschieden, ob das Unternehmen verkauft werden soll oder allein weitermacht.

Yahoo-Gründer Jerry Yang sagte Kreisen zufolge, das Unternehmen stehe nicht zum Verkauf. Analysten halten es dennoch für wahrscheinlich, dass Yahoo letztlich das Ziel einer Übernahme sein wird.

Yahoo war in den 90er Jahren eines der wichtigsten Internetunternehmen. Auf dem Höhepunkt des Booms war die Aktie mehr als 125 Dollar wert, aktuell kostet sie nur noch 13 Dollar. Der Konzern hat zunehmend Probleme, seine Werbeeinnahmen gegen erfolgreichere Konkurrenten wie Google oder Facebook zu verteidigen.

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