Mittwochsporträt:Der Zerrissene

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Jörg Asmussen war einer der wichtigsten Männer der Euro-Zone. Als Investmentbanker berät er heute Unternehmen und Staaten.

Von Meike Schreiber, Frankfurt

Mit seinem plötzlichen Abgang als Direktor in der Europäischen Zentralbank überraschte Jörg Asmussen die Öffentlichkeit. "Privat war es richtig, beruflich nicht", gibt er heute offen zu. (Foto: Johannes Simon)

Ein grauer Tag in Frankfurt: Das Institute of International Finance, die wichtigste Bankerlobby der Welt, hat in ein Nobelhotel geladen, einmal mehr geht es um die drei großen Sorgen der Finanzmärkte: Euro-Krise, Brexit, Trump. Und alle sind gekommen: Deutsche-Bank-Chef John Cryan, Bundesbankpräsident Jens Weidmann, UBS-Verwaltungsratschef Axel Weber, später stößt auch Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble dazu. Und mittendrin: Jörg Asmussen. Er war lange einer der am besten vernetzten Beamten der Bundesregierung. Im Bundesfinanzministerium hat er vier verschiedenen, höchst unterschiedlichen Ministern gedient, meist in deren engstem Umfeld. Den SPD-Mann Oskar Lafontaine hat er zu den Treffen der G-7-Finanzminister begleitet, dessen Nachfolger Hans Eichel machte ihn erst zum Leiter des Ministerbüros, dann zum Abteilungsleiter, Peer Steinbrück berief ihn schließlich zum Staatssekretär und der CDU-Mann Schäuble schickte ihn dann später als Direktoriumsmitglied zur Europäischen Zentralbank. Doch die Zeiten haben sich geändert: In seiner alten Welt, der Politik, ist Asmussen nicht mehr zu Hause. Seit September 2016 arbeitet er jetzt für die amerikanische Investmentbank Lazard. Zu Hause in 27 Ländern, verwaltet sie das Geld Reicher und Superreicher, berät Unternehmen bei Übernahmen und Staaten mit Schuldenproblemen. Griechenland war lange Kunde.

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