Mitfahrzentralen:Gemeinsam fahren und sparen

Während Online-Mitfahrzentralen boomen, geht es bei den Pendlernetzen nur zäh voran - sie sind noch zu wenig bekannt.

Herta Paulus

"Treffpunkt 14 Uhr am U-Bahnhof Bismarckstraße in Berlin. Bitte pünktlich sein." Die Anweisungen des Fahrers waren knapp, die anschließende Autofahrt nach München dank souveränem Fahrstil und Stuttgarter Oberklassewagen kurz.

Fünfeinhalb Stunden später und von den zwei weiteren Mitreisenden gut unterhalten, stand die Münchnerin Angelika Rebhahn vor ihrer Schwabinger Wohnungstür. Und das Beste: Es kostete sie 30 Euro, mit der Bahn hatte sie 109 Euro bezahlt.

Hohe Spritpreise und steigende Bahntarife sorgen für eine Renaissance des Reisens per Fahrgemeinschaft. Unter Studenten ist sie unter dem Kürzel Mfg wie Mitfahrgelegenheit schon seit den 80er Jahren populär. Einen deutlichen Schub erhält das gemeinsame Fahren durch die kostenlosen Dienste der Mitfahrportale im Internet.

Ein Klick genügt

Um per Mausklick einen leeren Autositz aufzuspüren, müssen lediglich Start- und Zielort sowie das Reisedatum in die Suchmaske eingegeben werden. Nach Uhrzeit sortiert werden dann sämtliche Angebote aufgelistet, darunter gelegentlich auch Gruppenfahrten via Bahn oder Bahnkarten zum Sonderpreis. Neben den Kontaktdaten der Fahrer (E-Mail-Link und/oder Telefonnummer) enthalten die Einträge oft weitere Informationen wie Höhe der Kosten, Fahrzeugtyp, Fahrstil, Möglichkeiten der Gepäckmitnahme oder Angaben darüber, wie der Fahrer es mit dem Rauchen hält.

Wie Anbieterstatistiken zeigen, stellen zwar noch immer Azubis und Studenten rund die Hälfte der Nutzer. Doch die Perspektive, für 25 Euro von Hamburg nach Frankfurt zu kommen oder als Fahrer die eigenen Benzinkosten dank Mitreisender gegen null zu fahren, lässt zunehmend auch bei älteren Berufstätigen, Selbständigen und Senioren die Hemmung vor fremden Mitreisenden schwinden.

Rund 10.000 Fahrten täglich vermittelt das 1998 gestartete Portal Mitfahrzentrale.de, mit einer Million registrierten Nutzern eigenen Angaben zufolge die größte europäische Online-Mitfahrbörse. Branchenzweiter ist Mitfahrgelegenheit.de mit 650.000 Nutzern und einem regelmäßigen Datenbankbestand von über 100.000 Angeboten.

Bei Mitfahrzentrale.de ist nur die Kontaktaufnahme per E-Mail kostenfrei. Wer die Telefonnummer des Fahrers wünscht, muss diese über eine kostenpflichtige Servicenummer (1,86 Euro pro Minute) erfragen.

Gemeinsam fahren und sparen

Unterschiede gibt es auch bei den Schwerpunkten. "Ein Großteil unserer Angebote sind regelmäßige Fahrten, vor allem von Wochenendpendlern", sagt Georg Döller, Sprecher von Mitfahrgelegenheit.de. Sein Tipp: Gepäckumfang und Fahrpreis immer schon im Vorfeld klarmachen. Denn der Streit ums Geld gehört neben Unpünktlichkeit und kurzfristigen Absagen zu den häufigsten Beschwerdepunkten.

Blick ins Netz lohnt sich

Auch für die tägliche Fahrt zur Arbeit lohnt der Blick auf einschlägige Pendler-Plattformen im Internet, wenngleich die Aussicht fündig zu werden, ungleich niedriger ist. So finden sich aktuell rund 2500 Inserenten in der Datenbank des privaten Anbieters Pendlerportal.de, der bislang in 90 Landkreisen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Rheinlandpfalz seine Dienste anbietet.

Kostenlos für den Nutzer ist die Vermittlung auch hier, zahlen müssen die an der Mobilitätsalternative interessierten Kommunen. Monatlich 30 bis 40 Euro kostet sie derzeit die Lizensierung der Pendlerportal-Software. Theoretisch bundesweit vertreten ist seit Herbst letzten Jahres das von Mitfahrzentrale-Betreiber Europealive Medien seit 2002 gestartete Netzwerk Pendlernetz.de. Gut stehen die Chancen für regionale Tagespendler allerdings auch hier nur in angeschlossenen Städten und Landkreisen Nordrhein-Westfalens, der Rhein-Main-Region sowie im Großraum Stuttgart, die aktiv Werbung dafür machen.

"Die besondere Herausforderung liegt darin, den Service bekannt zu machen. Das muss vor Ort kommuniziert werden", nimmt Pendlerportal-Geschäftsführer Frank Dalock die Kommunen in die Pflicht, die als Lizenznehmer für die Vermarktung der Dienste zuständig sind. Und hier hapert es so manches Mal, wie auch Inna Janssen, Betreiberin des auf den bayrischen Raum begrenzten, rund 190 Kommunen und Firmen umfassenden Pendlerangebots Mifaz bestätigt. "Da wird teilweise nicht so viel gemacht."

Trotz Lizensierung durch die Stadt München vor einem Jahr nimmt sich die Bilanz des Mifaz-Netzwerks mit 400 erfolgreichen Vermittlungen und über 2000 Einträgen denn auch recht bescheiden aus. Ohne Bekanntheit keine Nutzung - und mit Fahrgemeinschafts-Werbung aus dem Rathaus wurden Münchner Pendler wahrlich nicht verwöhnt.

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