Mitarbeiter-Bespitzelung:Auch Ikea und Burger King überwachten Personal

Die Bespitzelungsaffäre zieht immer weitere Kreise: Nun geraten zwei weitere Firmen unter Druck. Ikea und Burger King sollen ihre Mitarbeiter gefilmt haben.

Der Vorwurf ist hart: Mitarbeiter-Schikane unterstellt die Gewerkschaft Verdi dem Möbelkonzern Ikea und prangert die Arbeitsbedingungen bei dem schwedischen Unternehmen an. "Betriebsräte werden behandelt wie Vogelfreie. Wer Betriebsrat geworden ist, der hat seine Karriere vermiest, der kann eigentlich darauf warten, dass er irgendwann mal zur Aufgabe seines Arbeitsplatzes gezwungen wird", sagte die Stuttgarter Verdi-Gewerkschaftssekretärin Christina Frank in dem ZDF-Magazin "Frontal 21".

Mitarbeiter-Bespitzelung: Achtung Kamera: Auch Ikea und Burger King sollen laut einem ZDF-Bericht ihre Mitarbeiter überwacht haben.

Achtung Kamera: Auch Ikea und Burger King sollen laut einem ZDF-Bericht ihre Mitarbeiter überwacht haben.

(Foto: Foto: AP)

Und auch bei Ikea wurden offenbar Mitarbeiter mit Kameras ausspioniert. Nach Recherchen von "Frontal 21" sollen Ikea-Mitarbeiter ohne Zustimmung des Betriebsrats mit Kameras überwacht worden sein, zudem seien illegale Protokolle über den Gesundheitszustand von Mitarbeitern angefertigt worden.

Ikea weist Vorwürfe zurück

Verdi-Frau Christina Frank ist entsetzt. Ikea verlange alles von den Mitarbeitern, sagte sie: "Absolute Flexibilität, körperlichen Einsatz bis zur Erschöpfung, Krankheit wird kaum akzeptiert. Da sind wir fast schon wieder im Frühkapitalismus angelangt." Die dünne Personaldecke führe laut Frank zu körperlichen Zusammenbrüchen von Mitarbeitern, von Teilzeitkräften werde totale Flexibilität bei schlechter Bezahlung erwartet.

Ikea wies die Vorwürfe in dem ZDF-Beitrag zurück. Es handele sich um Einzelfälle, man wolle den Vorwürfen aber nachgehen. "Das widerspricht völlig der Unternehmensphilosophie von Ikea", sagte Ikea-Deutschland-Sprecher Kai Hartmann. Zu Details konnte er sich nicht äußern.

Wie das Magazin weiter berichtete, wandten sich Mitarbeiter wegen der angeblichen Missstände bereits in Briefen an die Geschäftsführung: "Wir gehen ja jetzt schon auf dem Zahnfleisch. Ausbeutung der Mitarbeiter auf großem Niveau und das bei einer Weltfirma. Jetzt gehen wir auf das Niveau von Schlecker, Lidl und Aldi", heißt es in Schreiben, die dem Magazin vorlägen.

Betriebsratsgründung auf Video

Bespitzelungsvorwürfe gibt es auch gegen die Fastfood-Kette Burger King. In einer Münchner Filiale wurde offenbar die Gründung eines Betriebsrates auf Video aufgezeichnet. Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten will nun Strafanzeige stellen. "Burger King überwacht Mitarbeiter selbst bei der Ausübung ihrer demokratischen Rechte im Rahmen der Wahlversammlung zur Gründung eines Betriebsrates", erklärte die Gewerkschaft.

Burger King räumte ein, dass die Versammlung am 21. April aufgezeichnet wurde, dies habe aber nicht der Überwachung der Mitarbeiter gedient. Es gebe auch keine Anweisungen, die Arbeitnehmer zu bespitzeln, erklärte das Unternehmen. Weder die Geschäftsführung noch die Restaurantleitung hätten die Aufnahme angesehen. Sie stamme von einer automatischen Überwachungskamera, die im Restaurant aus Sicherheitsgründen Bilder ohne Ton aufzeichne. Diese Kameras seien den Mitarbeitern aber allesamt bekannt.

Erst Mitte März kam der Lebensmitteldiscounter Lidl in die Kritik, weil bekannt wurde, dass das Unternehmen seine Mitarbeiter überwacht hat. Ähnliches soll bei Edeka und Plus geschehen sein.

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