Minnesota:Ein Staat sitzt auf dem Trockenen

Kein Bier mehr: Minnesota ist pleite, die Beamten haben aufgehört zu arbeiten. Das trifft Bars und Alkoholverkäufer, die keine Ausschank- und Verkaufslizenzen mehr bekommen. Erste Läden machen dicht. Doch Rettung ist in Sicht.

Bastian Brinkmann und Jannis Brühl

Schlimme Zeiten im US-Bundesstaat Minnesota. "Wir können ja immer noch Essen verkaufen", sagt Norm Freske, Manager einer Bar in St. Michael. "Je mehr sich die Regale leeren, desto enger legt sich die Schlinge um meinen Hals", sagt Trevor Berg, der im Örtchen Walker einen Getränkemarkt betreibt. "Es ist heiß, die Leute wollen doch grillen", sagt Chad Radenbaugh, der Besitzer eines Shops in St. Paul.

To match feature ALCOHOLISM/PILLS

Beer is here - doch die Vorräte in Minnesota gehen zur Neige.

(Foto: REUTERS)

Das Problem: Es gibt kein Bier in Minnesota, jedenfalls bald kein legales mehr. Denn mit Anbruch des 1. Juli hat die Verwaltung des Bundesstaats im Mittleren Westen das Arbeiten eingestellt: Government Shutdown. Die Landesregierung ist nicht mehr zahlungsfähig, 22.000 der 36.000 Staatsbediensteten wurden erst einmal entlassen.

Das Drama der Haushaltsdebatte der USA findet hier im Kleinen statt. Auch in Minnesota können sich Demokraten (in der Regierung) und Republikaner (mit parlamentarischer Mehrheit) nicht einigen, wie sie die Budgetlücke von fünf Milliarden Dollar stopfen. Nationalparks schließen, Baustellen stehen still, Lottotickets werden nicht mehr verkauft. Die Ratingagentur Fitch erkennt Minnesota die Bestnote ab. Und: Niemand stellt neue Alkohollizenzen aus.

Wer in den USA Alkohol verkaufen oder ausschenken möchte, braucht eine solche Lizenz. Ohne sie dürfen Bars und Geschäfte Schnaps, Wein und Bier nicht mehr verkaufen. Denn trotz Shutdown gilt: "Wir sind weiterhin an das Gesetz gebunden, Ausnahmen sind nicht möglich", sagte ein Sprecher der Verwaltung. Erste Bars haben dichtgemacht.

Wer die Lizenz haben wollte, hatte bis Ende Juni Zeit, dafür zu bezahlen. "Wir haben die Schecks rechtzeitig eingesandt", sagte ein Sprecher der Brauerei MillerCoors, der Nummer zwei auf dem US-Markt. Augerechnet kurz vor dem Shutdown lief die dreijährige Lizenz aus, die die Brauerei für jede der 39 Biermarken je 30 Dollar kostet. Jetzt darf Miller kein Bier mehr in Minnesota ausliefern. "Wir haben alles getan, um das Gesetz zu erfüllen", sagte der Sprecher von MillerCoors. Doch die Verwaltung sagt: Ihr habt trotzdem keine Lizenz.

Die Bürger sind sauer

Auch die Raucher könnten bald nicht mehr legal an ihr Laster kommen. Der Bundesstaat gibt auch die Steuermarken heraus, ohne die Zigarettenschachteln nicht verkauft werden dürfen - im Moment aber eben nicht. Zigarettenproduzenten beklagen sich schon jetzt, dass die Marken langsam knapp werden.

Zeitung und Lokal-Fernsehen sind voll mit Bürgern, die sich aufregen: "Politiker, benehmt euch wie Erwachsene!" Der Druck auf die Politik zeigt Wirkung: In der Nacht zum Freitag einigten sich der demokratische Gouverneur und die republikanischen Abgeordneten. Der Shutdown könnte in ein paar Tagen beendet sein - wenn der Kompromiss hält.

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