Milliardenverlust bei Porsche:Reine Luftnummern

Erst irrwitzige Gewinne, jetzt gigantische Verluste: Porsches Geschäftszahlen zeigen nicht das eigentliche Geschäft, sondern das Wachsen und Platzen von Spekulationsblasen.

Dagmar Deckstein

Porsche war schon immer für Paukenschläge gut, besonders wenn es um Geschäftszahlen ging, die jede gewöhnliche Dimension sprengen. Ein Unternehmen, das zwei Geschäftsjahre in Folge mehr Gewinn einfährt, als es Umsatz erzielt hat, ist mit normalen Maßstäben ohnehin nicht mehr zu messen.

Porsche, AFP

Porsches Milliardenverlust ist so virtuell wie zuvor der Gewinn. Der Autohersteller spekulierte mit VW-Optionen und muss deren Wert jetzt anpassen.

(Foto: Foto: AFP)

Ebenso erklärungsbedürftig ist der jüngste Paukenschlag aus Zuffenhausen, der sich furchterregend anhört: Porsche verzeichnet einen Verlust von fünf Milliarden Euro, und das bei einem voraussichtlichen Jahresumsatz von knapp sieben Milliarden Euro. Das klingt so irrwitzig wie die Bilanz des Geschäftsjahres 2007/08, als der Sportwagenbauer 8,6 Milliarden Gewinn machte bei 7,5 Milliarden Euro Umsatz.

Luft ablassen

Aber sowohl der hohe Gewinn als auch der in diesem Jahr anstehende exorbitante Verlust sind in Wahrheit reine Luftnummern. Porsche hat zwei Tage vor Ablauf des Geschäftsjahres am 31. Juli das Gleiche getan, was auch auf den Finanzmärkten seit Monaten passiert: Das Unternehmen lässt die Luft aus der Spekulationsblase.

Tatsächlich sind es sogar zwölf Milliarden Euro, die bei Porsche den virtuellen Bach hinuntergehen, hatten die Zuffenhausener doch noch im Juni, nach zehn Monaten, einen Vorsteuergewinn von 7,3 Milliarden Euro ausgewiesen.

Wie gewonnen, so zerronnen. Aber viel gewonnen hatte Porsche auch mit den aufgeblähten Gewinnen nicht; diese waren vor allem den Spekulationsgeschäften mit dem VW-Aktienkurs und dem vollkommen überbewerteten Kurs der VW-Stammaktie geschuldet.

Mondpreise für die VW-Aktie

Dieser liegt immer noch bei 250 Euro, doch der realistische Wert wird von Analysten um den Preis der Vorzugsaktie herum eingeschätzt, die bei 55 Euro liegt. Jedenfalls wird das Emirat Katar, das Porsche einen Großteil der Optionen in Höhe von 24 Prozent an VW abkaufen will, nie und nimmer dreistellige Mondpreise für die Volkswagenaktie zahlen, weswegen die Abwertung des Optionspakets zu einem hohen Buchverlust in der Porsche-Bilanz führt.

Aber auch die knapp 51 Prozent, die Porsche bereits an VW hält, können nach der vollständigen Konsolidierung nicht mehr mit dem Durchschnittswert, sondern müssen mit dem Zeitwert bewertet werden. Immerhin lag der Wert der VW-Aktie im vergangenen Herbst zeitweise bei 1000 Euro.

Trotz der riesigen Buchverluste fährt Porsche gut beim Bilanzreinemachen, löst sogar seine Liquiditätsprobleme. Erstens werden die bei den Banken hinterlegten Optionsgebühren von einer Milliarde Euro frei, die dem mit 14 Milliarden Euro verschuldeten Autobauer frisches Geld in die Kasse spülen.

Zweitens erweist sich der Buchverlust als Steuersparmodell. Statt wie noch im vergangenen Jahr 1,5 Milliarden Euro an Porsche-Steuern zu kassieren, geht der Fiskus diesmal leer aus.

Nur einer muss keine Luft aus seiner Gehaltsblase lassen: Ex-Porsche Chef Wendelin Wiedeking bescherten die aufgeblähten Bilanzgewinne in den vergangenen beiden Geschäftsjahren knapp 140 Millionen Euro und noch einmal 50 Millionen als Abfindung.

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