Mifa:In letzter Sekunde   gerettet

Ein früherer AfD-Funktionär übernimmt die Mitteldeutschen Fahrradwerke - und ändert den Namen.

Von Uwe Ritzer

Vor 110 Jahren gegründet, haben die Mitteldeutschen Fahrradwerke (Mifa) eine turbulente Geschichte hinter sich. Ihre Gründer galten als Fahrradpioniere, die Geschäfte in den ersten Jahrzehnten liefen hervorragend. Dann kam der Zweite Weltkrieg, und danach verstaatlichte die DDR den Betrieb mit Sitz in Sangerhausen, Sachsen-Anhalt. Nach der Wende ging es rauf und runter. Seriöse Manager und schillernde Glücksritter versuchten sich gleichermaßen vergeblich an dem Traditionsunternehmen. Zeitweise war Unternehmer Carsten Maschmeyer Miteigentümer, und Utz Claassen agierte als Manager. Nun übernimmt es ein ehemaliger Funktionär der rechtspopulistischen AfD.

Von einer "Rettung in letzter Sekunde", sprach Insolvenzverwalter Lucas Flöther, als er Stefan Zubcic aus Coburg als neuen Eigentümer präsentierte. Der übernimmt die 130 verbliebenen Mifa-Beschäftigten, hinter denen eine lange Zitterpartie liegt. Binnen zwei Jahren hatte der Fahrradbauer aus dem Südharz gleich zweimal Insolvenz anmelden müssen, zuletzt im Januar 2017. Seither verloren fast 400 Mitarbeiter ihre Jobs. Wie viel Zubcic für die Mifa bezahlt, wurde nicht bekannt. Das Unternehmen soll seinen Namen verlieren und künftig Sachsenring Bike Manufaktur heißen.

Stefan Zubcic war früher einmal beim Autobauer Daimler und beim Coburger Autozulieferer Brose beschäftigt. Inzwischen gehört ihm die Sachsenring-Gruppe, die er aus meist schwächelnden Firmen der Bereiche Automotive, Medizintechnik und Flachgasveredelung geschaffen hat. Er sei zwar "kein Fahrrad-Guy", sagte er, traue sich aber zu, auch die Mifa wieder erfolgreich zu machen.

Vor drei Jahren hatte Stefan Zubcic bereits Teile jener Zwickauer Autofirma übernommen, in der zu DDR-Zeiten das legendäre Modell Trabant hergestellt wurde. In seiner oberfränkischen Heimat kennt man den Unternehmer auch als Politiker. Bis Sommer 2015 war er Kreisvorsitzender und Aktivist der AfD in Coburg. Nach deren Rechtsruck und der folgenden Abspaltung ihres Gründers Bernd Lucke trat Zubcic zurück, verließ die Partei und wendete sich Luckes neuer Bewegung Allianz für Fortschritt und Aufbruch zu, die heute als Liberal-Konservative Reformer (LKR) firmiert.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: