Mietwagen im Ausland:Lieber schon zu Hause buchen

Fiat 500 Europcar Mietwagen Ausland

Ob Versicherung, Tank-Regeln oder Buchungszeitraum: Wer im Urlaub ein Leihauto benötigt, der sollte schon vorher planen. Ansonsten könnte es teuer werden.

(Foto: Kenzo Tribouillard/AFP)
  • Wer im Sommerurlaub einen Mietwagen buchen möchte, muss sich entscheiden: Reserviert man das Auto vorab in Deutschland oder erst später im Ausland?
  • Experten meinen: Günstiger und sicherer als eine Vorausbuchung geht kaum. Denn im Ausland lauern versteckte Kosten und der Versicherungsschutz ist oft lückenhaft.
  • Einige Tipps, wie Sie beim Buchen des Mietwagens keine bösen Überraschungen erleben.

Von Berrit Gräber

Mit dem Leihjeep ins Landesinnere, mit dem Cabrio die Küste entlang: Millionen Bundesbürger stecken mitten in der Detailplanung ihres Sommerurlaubs. Viele gehen davon aus, dass das Ausleihen eines Mietwagens im Ausland deutlich billiger kommt als eine Vorabbuchung von zu Hause aus. Doch günstiger und sicherer als eine Vorausbuchung geht kaum, wie Katrin Müllenbach-Schlimme, Touristik-Expertin beim Autoclub ADAC, betont. Mit der Reservierung in der Tasche können sich zwar bei der Abholung immer noch ungeahnte Kostenfallen auftun. Spontanes Ausleihen in der Ferne kann im Ernstfall jedoch sogar richtig teuer werden. Der meist löchrige Versicherungsschutz bei der Autovermietung kann Urlaubern schon bei einem mittelschweren Unfall im Ausland ruinieren.

Das bringt die Vorausbuchung:

Der Mietwagenmarkt in Deutschland ist heiß umkämpft - das wirkt sich auf die Preise aus. Wer einen Leihwagen etwa drei bis vier Monate vorab von Deutschland aus reserviert, werde mit attraktive Sonderkonditionen belohnt, betont Frieder Bechtel vom Online-Vermittlungsportal "billiger-mietwagen.de". Je näher die Hauptreisesaison rückt, desto stärker ziehen die Tarife an, zum Teil um mehr als 40 bis 80 Prozent, je nach Ferienregion und Nachfrage. So ist ein Mietwagen für die erste Augustwoche auf Mallorca aktuell noch für Preise um die 200 Euro pro Woche zu haben, so Bechtel. Wer erst kurz vor der Hauptreisezeit im Sommer reserviert, muss etwa das Doppelte zahlen. Dabei spielt es keine Rolle, ob Reisende direkt bei den großen Leihfirmen, online über Vermittler, via Reiseveranstalter, Reisebüro oder Autoclubs bestellen. Anders als bei der Flugbuchung ist stornieren fast überall kostenfrei bis 24 Stunden vorher möglich.

So sehen die Idealbedingungen aus:

Nach Bechtels Erfahrungen ist folgendes Vertragspaket optimal: Der Mietwagen hat eine Haftpflicht-Deckungssumme von mindestens einer Million Euro, ist auf jeden Fall vollkaskoversichert ohne Selbstbehalt, gegen Glas- und Reifenschäden abgesichert und bietet unbegrenzte Kilometerzahl. Das Auto sollte mit vollem Tank abgeholt und vollgetankt zurückgegeben werden können.

Außerdem wichtig: Bei der Vorabbuchung bekommt der Kunde in jedem Fall einen deutschen Vertrag. "Damit kann er sich auch das Kleingedruckte in Ruhe durchlesen und ist notfalls auf der sicheren Seite", erklärt Rita Reichard, Juristin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Im Streitfall sind hiesige Gerichte zuständig. Das kann ein Riesenvorteil im Schadensfall sein.

Das sind gängige Tanktricks:

Auch wenn es unkompliziert und günstig klingt: Angebote, die erste Tankfüllung zu kaufen und das Auto am Ende leer zurückzugeben, sind in der Regel überteuert. Nur die Full-to-full-Tankregel, also voll übernehmen, voll abgeben, sei fair für die Kunden, unterstreicht Schlimme-Müllenbach. Muss der Vermieter nach Rückgabe des Wagens selbst auftanken, stellt er oft das Doppelte oder gar Dreifache des normalen Benzinpreises in Rechnung inklusive undurchsichtiger Servicegebühren. Das restliche Benzin im Tank ist zudem verschenkt.

Nicht von Schnäppchenpreisen blenden lassen

Nicht knausern beim Versicherungsschutz:

Wer schon daheim reserviert, kriegt in der Regel Tarife mit Inklusivpreisen. Umfangreiche Versicherungen, Deckungssummen und Leistungen stecken da schon drin. "Wir raten, nicht unbedingt das billigste Angebot zu nehmen, sondern auf die Leistung zu achten und die Kundenbewertungen", sagt Bechtel. Vollkasko und Diebstahlschutz ohne Selbstbehalt sei zwar etwas teurer, rechne sich aber im Ernstfall.

Wer erst im Urlaub ausleiht, sollte sich nicht von Schnäppchenpreisen blenden lassen: Versicherungs-Extras müssen dort in der Regel noch draufgepackt und teuer bezahlt werden. "Deshalb auf der Hut sein, wenn ein Leihwagen in der Türkei angeblich nur die Hälfte kosten soll als daheim üblich", gibt Schlimme-Müllenbach zu bedenken. Und dann auf keinen Fall beim Versicherungsschutz knausern.

Achtung, Haftpflichtlücken:

Spontanes Ausleihen in der Ferne endet nach Ansicht der Experten oft mit löchrigem Versicherungsschutz. Im Ernstfall wird das richtig teuer. Denn: Die gesetzlichen Mindestdeckungssummen für Haftpflichtschäden in vielen europäischen Ländern wie auch in den USA sind recht niedrig, oft weit unter deutschem Niveau. Bei größeren Unfällen muss der Mietwagenfahrer dann für den Rest des Schadens selbst aufkommen. So sind Sachschäden in der Ukraine oder Florida beispielsweise nur bis knapp über 10 000 Euro abgesichert, in der Türkei nur bis circa 17 000 Euro, in Italien immerhin noch eine halbe Million, in Kalifornien oder Mississippi aber gar nur bis etwa 3500 Euro.

Nicht über den Tisch ziehen lassen:

Wer mit Inklusiv-Buchung anreist, sollte sich den Vertrag vor der Abholung noch einmal kurz durchlesen. Ob auf Mallorca oder in Pisa: An so manchem Schalter vor Ort werden der Kundschaft gerne unnötige Zusatzversicherungen aufgeschwatzt, warnt Bechtel. So wird etwa häufig eine Extra-Absicherung namens SCDW (Super Collision Damage Waiver) angeboten, für stolze 145 Euro. Wer bereits Vollkasko ohne Selbstbehalt bezahlt hat, braucht diesen Extra-Ausschluss der Selbstbeteiligung aber gar nicht. Im Zweifelsfall hartnäckig nachfragen statt hastig unterschreiben.

Verlangt die Leihwagenfirma dagegen eine bestimmte Summe als Kaution via Kreditkarte, sei das mittlerweile Standard, berichtet Bechtel. Der Vermieter greift nur im Schadensfall darauf zurück. Die Kaution wird zur Sicherheit "geblockt", die Kreditkarte nicht belastet.

Auto-Inspektion schützt vor Ärger:

Ob im Urlaub oder zu Hause gebucht: Das Leihauto gehört vor dem Einsteigen immer genau angeschaut. Gecheckt werden sollten die Reifen, Beleuchtung, Bremsen, Kratzer im Lack. Wer Schäden feststellt, sollte sie vom Vermieter bestätigen lassen. Wollen mehrere Reisende ans Steuer, müssen alle möglichen Fahrer im Miet- wie auch im Versicherungsvertrag vermerkt sein. Fahrten in der Fremde über Landesgrenzen hinweg sollen immer mit dem Mietwagenanbieter abgesprochen sein. Wer den Wagen nach der Tour unfallfrei abgibt, sollte entsprechende Belege aufbewahren, ebenso seine letzte Tankrechnung. Das kann helfen, um bei bösen Überraschungen in der Endabrechnung Ärgernisse zu klären. Der Vermieter ist über die Kreditkartenreservierung nämlich nach wie vor autorisiert, zusätzliche Ausgaben abzubuchen.

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