Insolvenzverwalter:Was von Middelhoffs Vermögen übrig ist

Insolvenzverwalter: Sogar die Uhr haben seine Gläubiger ihm vom Handgelenk gepfändet: Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff.

Sogar die Uhr haben seine Gläubiger ihm vom Handgelenk gepfändet: Ex-Arcandor-Chef Thomas Middelhoff.

(Foto: Frank Augstein/AP)

Wo sind die Millionen des ehemaligen Topmanagers? Der Insolvenzverwalter kommt nur langsam voran.

Von Kirsten Bialdiga, Düsseldorf

Bei der Suche nach den verschwundenen Millionen von Thomas Middelhoff kommt der Insolvenzverwalter nur langsam voran. "Knapp 200 000 Euro" habe er bisher zusammen getragen, berichtete Thorsten Fuest rund sechs Monate, nachdem der einstige Top-Manager Privatinsolvenz angemeldet hatte. Hierbei handele es sich vor allem um Fondsguthaben. Monatlich kämen 7000 Euro netto an Rentenzahlungen hinzu.

Dem stehen laut Insolvenzverwalter Forderungen von 409 Millionen Euro gegenüber, eine Summe, die allerdings völlig unrealistisch sei. Zu diesem Zeitpunkt des Verfahrens gebe jeder der rund 50 Gläubiger eine Maximalforderung an, um seine Rechte zu wahren, erläuterte der Insolvenzverwalter nach einer eineinhalbstündigen Gläubigerversammlung in Bielefeld. Am Ende dürfte jedoch nur ein Bruchteil davon anerkannt werden, bisher seien nur 1,6 Millionen Euro unstrittig. Fuest erhebt Gegenforderungen gegen Ex-Geschäftspartner, Anwälte und gegen Finanzbehörden.

Die Äußerungen des Insolvenzverwalters unterstreichen einmal mehr, wie tief der frühere Bertelsmann- und Arcandor-Chef gefallen ist. Eine Summe von 200 000 Euro verdiente Middelhoff in früheren Jahren beinahe täglich. Jetzt ist es alles, was ihm vorläufig von seinem Vermögen geblieben ist. Middelhoff musste Ende März Privatinsolvenz anmelden, nachdem ihm seine Gläubiger sogar auf Gerichtsfluren aufgelauert hatten. Er selbst macht seine Geschäftspartner für seinen Absturz mitverantwortlich, der ihm wegen unerlaubter Flüge auf Firmenkosten auch fünf Monate Untersuchungshaft einbrachte.

Bisher war der Insolvenzverwalter vor allem damit beschäftigt, Zahlungen rückgängig zu machen, die in den drei Monaten vor dem Insolvenzantrag zu Unrecht an die Gläubiger gegangen waren. Innerhalb dieses Zeitraums darf aus dem Vermögen nichts mehr abfließen, weil ansonsten andere Gläubiger benachteiligt würden. Auch Pfändungen habe er angefochten, sagte Fuest. Middelhoffs Geldgeber waren sogar so weit gegangen, ihm die Armbanduhr vom Handgelenk weg zu pfänden. Größte Gläubiger Middelhoffs sind der Arcandor-Insolvenzverwalter und die Oppenheim-Esch-Fonds. Nun stehen dem Insolvenzverwalter mühsame Verhandlungen bevor, um zu außergerichtlichen Einigungen zu kommen.

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