Michael Tojner:Vom Eis zum Stromspeicher

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Kein Firmenjäger, sondern Unternehmer: Michael Toner hat die Mikrobatterie-Sparte von Varta gekauft. (Foto: privat)

Der ungewöhnliche Weg des österreichischen Varta-Eigentümers.

Von Max Hägler, Stuttgart

Sie wussten in Ellwangen nicht so recht, was sie mit diesem Mann anfangen sollten im Jahr 2007: Ein Österreicher, den niemand gut kannte, von dem man nur wusste, dass er irgendwas mit Sportwetten gemacht hatte, übernahm von der Deutschen Bank das angeschlagene Geschäft der Varta Microbatteries. Kauft sich da einer für 30 Millionen Euro ein, will das Verwertbare einzeln zu Geld machen, Patente etwa, wie das manche Investoren in Heuschreckenmanier tun? Dagegen spricht die Verweildauer: Beinahe zehn Jahre ist Michael Tojner nun mittels seiner Montana-Tech-Holding Eigentümer von Varta und zerschlagen ist nichts, im Gegenteil hat er letzthin auch noch die Varta AG wieder dazu geholt. Etwas aufbauen, das sei sein Ziel, sagt Tojner, der sich als Unternehmer sieht, nicht als "Geldvermehrer".

Jedenfalls hatte der 50-Jährige oft ein glückliches Händchen. Kaum hatte er seinen Führerschein und sich ein Auto gekauft, pendelte er nach Wien, immer vier Studenten an Bord, die 40 Schilling zahlten. Ein Jahr später erzählten ihm Freunde, dass an Schloss Schönbrunn eine Gastronomie frei sei. Der damals junge Mann überlegte, was der geringste Materialeinsatz wäre, kam auf Eis und Eistee - und verkaufte das dort fortan. Bald hatte er seine erste Schilling-Million verdient, ein lukratives Geschäft, das er 13 Jahre lang betrieb. Er war an mehreren Dutzend Start-Ups beteiligt, das bekannteste: der Online-Sportwettenanbieter Bwin. Irgendwie hatte er in der Zwischenzeit noch Gelegenheit zur Familiengründung und Zeit für eine akademische Ausbildung: Tojner ist mittlerweile Vater von sechs Kindern, hält zwei Doktorentitel: in Recht und in Wirtschaft. Und mischt als einer der Wohlhabenden die politische Debatte in Österreich auf, etwa mit seinem Vorschlag auf Einführung einer Erbschaftssteuer.

Vor einem Jahrzehnt kam dann ein Anruf aus Deutschland: Er würde sich doch mittlerweile für Mittelständler interessieren, für Maschinenbau und Technik. Ein Teil von Varta sei zu haben. Ob er interessiert sei? "Das war mir ein Begriff natürlich, im Regal steht ein Buch mit den wichtigsten 30 deutschen Marken, da hatte auch Varta ein Kapitel." Er flog nach Deutschland und nach einigem Hin und Her bekam er schließlich den Zuschlag. Eine "Ehre" sei das gewesen. In Schwaben haben sie mittlerweile durchaus Gefallen gefunden an dem Österreicher, der mehr mitredet, als andere Eigentümer in anderen Firmen, der aber gestalten will, auch nach einem Börsengang übrigens. Oder wie er sagt: "Mein Ehrgeiz ist es, Varta wieder zu einer Batteriemarke zu machen, wie sie es schon einmal war!"

© SZ vom 09.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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