Metro:Massive Kritik an Bilanzmethoden

Der früherer Konzern-Justiziar Hannjörg Hereth hält die Wirtschaftsprüfer für befangen und verlangt eine Sonderprüfung der letzten Jahresabschlüsse. Zudem sieht Hereth "Ungereimtheiten" beim Verkauf von Debitel.

Hans-Willy Bein

(SZ vom 20.05.2003) — Dem Handelskonzern Metro droht neuer Ärger von Aktionären. Der frühere Metro-Manager Hereth hat für die Hauptversammlung des Konzerns an diesem Donnerstag einen Antrag auf Sonderprüfung gestellt. Dem Vorstand will er die Entlastung verweigern.

In die Kritik gerät dadurch auch die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Fasselt & Partner. Hereth äußert starke Zweifel an ihrer Neutralität, weil die Gesellschaft auch den Metro-Gründer und Großaktionär Otto Beisheim berät.

Hereth fordert, gegen die Großaktionärsgruppen Beisheim, Haniel und Schmidt-Ruthenbeck Schadensersatz geltend zu machen. Die Großaktionäre halten zusammen knapp 56 Prozent des Grundkapitals. Um vor Gericht eine Sonderprüfung durchzusetzen, müsste Hereth zehn Prozent des Grundkapitals hinter sich bringen. Er selbst hat nach eigenen Angaben "als Privatmann nur wenige Metro-Aktien".

Die Kritik von Hereth entzündet sich an der Beteiligungsgesellschaft Divaco, in die die Metro 1998 nicht mehr zum Kerngeschäft gerechnete Gesellschaften wie die Kaufhalle, die Adler Modemärkte, die Schuhkette Reno oder die Computerunternehmen Maxdata und Vobis ausgelagert hatte.

Die ausgegliederten Firmen kamen ursprünglich auf ein Umsatzvolumen von 5,5 Milliarden Euro, doch wurde ein Teil der Beteiligungen inzwischen verkauft. Die von Metro-Chef Hans-Joachim Körber zum Jahresende 2002 angepeilte vollständige Trennung gelang jedoch nicht.

An der Divaco sind außer der Metro die Deutsche Bank und andere Finanzinvestoren beteiligt. Die Gesellschaft wird von der Metro nicht konsolidiert und ist inzwischen auf einen Euro abgeschrieben. Sie hat nach Angaben von Hereth Verluste von 330 Millionen Euro angehäuft, die allein von der Metro ausgeglichen worden seien. Die Metro hatte 2002 der Divaco 60 Millionen Euro zur Neustrukturierung zur Verfügung gestellt.

Hereth bemängelt in einer sieben Seiten langen Auflistung an die Mitglieder des Metro-Aufsichtsrates eine "unzutreffende und unzureichende" Unterrichtung der Aktionäre über die Divaco. Informationen über ihre Struktur und wirtschaftlichen Verhältnisse seien "nicht konsistent und irreführend, zum Teil sogar unrichtig".

Ungereimtheiten bei Debitel

Die Aktionäre könnten sich keine Übersicht verschaffen, weil die Metro die Divaco nicht in ihren Konzernabschluss einbezieht. Dem Wirtschaftsprüfer Fasselt hält der Aktionär vor, dies geduldet zu haben. Da der Prüfer außerdem Berater des Großaktionärs Beisheim ist, hält Hereth ihm Befangenheit vor.

Die Großaktionäre hätten vom Verkauf des Telefon-Dienstleisters Debitel profitiert, ohne die Lasten mitgetragen zu haben. Hereth spricht von "Ungereimtheiten". An der 1999 verkauften Debitel waren sowohl die Metro als auch ihre Großaktionäre beteiligt.

Der Kritik von Hereth hat sich inzwischen offenbar auch der Wirtschaftsprüfer Georg Wengert angeschlossen. "Sollten Fasselt & Partner erneut zum Abschlussprüfer bestellt werden, werden wir Anfechtungsklage gegen den Hauptversammlungsbeschluss erheben", sagte Wengert der Financial Times Deutschland.

Hereth, der 1971 von Metro Gründer Beisheim in die Firmenführung geholt worden war, leitete zusammen mit Erwin Conradi und Hans-Dieter Cleven bis 1994 die Metro-Gruppe. Da bei der Metro Dinge geschähen, die aus seiner Sicht nicht in Ordnung seien, sehe er sich zum Eingreifen verpflichtet, sagte Hereth der Süddeutschen Zeitung. Früher sei es "oben" so strikt zugegangen wie beim "kleinsten Mitarbeiter". Aber das vermisse er jetzt.

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