Metro-Aktie:Achtung, Absturzgefahr

Metro im Vergleich zum M-Dax

SZ-Grafik

Mathematisch ist die Aufspaltung des Konzerns kein großes Problem. An der Börse dürfte es schwieriger werden.

Von Harald Freiberger

Rein mathematisch ist die Aufspaltung des Metro-Konzerns kein großes Problem. Die Anteilseigner werden anstatt bisher einer Aktie ab Donnerstag zwei im Depot haben: Die eine heißt Ceconomy, in ihr sind die Elektronikmärkte von MediaMarkt und Saturn gebündelt, die andere heißt "Metro Wholesale & Food Spezialist", sie steht für die Großmärkte und die Supermarktkette Real.

An der Börse dürfte es nicht ganz so einfach werden, und deshalb sind die Akteure nervös. Mark Frese, der Finanzchef von Ceconomy, spricht von einer "hohen Volatilität", die in den nächsten Tagen zu erwarten sei, und das ist noch milde ausgedrückt. Die Kurse der beiden Aktien dürften Kapriolen schlagen, und die Gefahr eines Absturzes ist groß. Auf lange Sicht wollen die Akteure mit der Aufspaltung vor allem die Börsianer zufriedenstellen, auf kurze Sicht müssen sie vor den Börsianern aber eher Angst haben.

Der Kurs der alten Metro-Aktie stand am Mittwoch bei etwa 29,50 Euro. Am Donnerstag im Laufe des Vormittags gibt es dann zwei Kurse. Streng mathematisch müsste es so sein, dass beide bei 15 Euro notieren. Das wird aber kaum passieren, da die Lebensmittel-Sparte, die für gut 60 Prozent des Umsatzes steht, höher bewertet wird als die Elektronikmärkte. Und dann gibt es noch eine Reihe weiterer Einflussfaktoren: Wie profitabel sind die einzelnen Teile, wie sieht es mit der Zukunftsstrategie aus, wer profitiert wie von der Aufspaltung? Die Kurse werden sich daraus ergeben, wie die Investoren diese Fragen für sich beantworten. Es ist auch nicht ausgemacht, dass beide Kurse zusammen wieder rund 30 Euro ergeben. Er kann mehr sein oder auch weniger - je nachdem, wie die Anleger die Aufspaltung bewerten.

Was die Sache kompliziert macht, ist ein Börsentrend, der sich seit Jahren verstärkt: Immer mehr Anleger kaufen keine einzelnen Aktien mehr, sie investieren an der Börse über Indexfonds. Diese bilden einen Index eins zu eins ab, sie kaufen die Aktien also genau nach dem Anteil, mit dem sie in dem Index vertreten sind.

Konkret: Die alte Metro ist eines von 50 Mitgliedern im M-Dax (den mittelgroßen Werten hinter den 30 Dax-Aktien). Anbieter wie iShares (Blackrock), Lyxor (Société Générale) oder Comstage (Commerzbank) haben Indexfonds aufgelegt, mit denen Anleger in den M-Dax investieren können. Diese haben wegen des gewaltigen Zulaufs ein immer stärkeres Gewicht. Allein der M-Dax-Indexfonds von iShares ist 2,1 Milliarden Euro schwer, die alte Metro-Aktie hat im M-Dax einen Anteil von 2,2 Prozent, macht also gut 40 Millionen Euro. Der Börsenwert der Metro-Aktien in Streubesitz liegt bei knapp fünf Milliarden Euro.

Am Donnerstag passiert Folgendes: Der M-Dax wird morgens aus 51 Mitgliedern bestehen. Am Abend, wenn sich die Kurse der beiden neuen Aktien gebildet haben, wird der abgespaltene Teil (Metro Wholesale) aus dem Index herausgenommen. Ceconomy nimmt als Rechtsnachfolger den Platz der alten Metro-Aktie ein. Damit ist ein bedeutender Teil der alten Metro-Aktie - nach Umsatz 60 Prozent - nicht mehr im Index enthalten. Sein Gewicht wird auf die anderen 49 Mitglieder des M-Dax verteilt. Die Indexfonds-Anbieter vollziehen diese Schritte in ihren Produkten nach, sie werfen die alte Metro-Aktie also erst einmal raus - und nehmen die neue, niedriger bewertete Ceconomy hinein. Dies drückt naturgemäß stark auf den Kurs.

Der M-Dax ist nicht der einzige Index, in dem die Metro-Aktie vertreten ist. Andere sind der europäische Stoxx 600 und der weltweite MSCI World. Finanzchef Frese nennt den Anteil der Indexfonds am Handelsvolumen "nicht ganz unerheblich". Er sagt: "Es wird zu Abgaben kommen müssen."

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: