Messenger-App:Aber sicher

Photographer takes pictures of a German riot policeman, hit by a paint bomb, during an anti-capitalism 'Blockupy' demonstration in Frankfurt

Einsatzkräfte bei einer Demonstration in Frankfurt - zur sicheren Weitergabe von Dateien haben sie bisher kein digitales Werkzeug.

(Foto: Ralph Orlowski/Reuters)

Ein Mittelständler aus Hannover hat einen Messenger für Sicherheitsbehörden entwickelt. Dieser soll Einsatzkräften helfen, sich datenschutzkonform zu vernetzen.

Von Katharina Kutsche

Wenn Sicherheitskräfte im Einsatz miteinander kommunizieren, haben sie mehrere Möglichkeiten: per Digitalfunk, per Telefon, im persönlichen Gespräch. Das Unternehmen Heinekingmedia aus Hannover will einen vierten Kanal anbieten: Stashcat, eine Messenger-App für Sicherheitsbehörden wie Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienste.

"Messenger haben sich als Standard-Kommunikationsmittel durchgesetzt", sagt Geschäftsführer Andreas Noack. Zurzeit prüften daher nicht nur Unternehmen, wie ihre Mitarbeiter sich intern sicher austauschen können, sondern auch Behörden und Organisationen mit Sicherheitsaufgaben, kurz BOS. Für diese geht es bei einem geschützten Kanal darum, personenbezogene Daten und Einsatzinformationen zu teilen. Unbefugte Mithörer und Mitleser sind dabei nicht nur aus gesetzlichen Gründen unerwünscht - sie könnten die Einsatzkräfte sogar in Gefahr bringen, wenn sie Vertrauliches nach außen tragen: etwa bei Polizeieinsätzen, in denen die Zielpersonen nicht mitbekommen sollen, an welchen Positionen die Polizisten Stellung beziehen und wie diese taktisch genau vorgehen wollen.

Mit Stashcat sollen sich Einsatzkräfte dagegen datenschutzkonform und schnell vernetzen können. Auf dem Bildschirm sieht das zunächst aus wie bei anderen Messenger-Diensten auch. Nutzer unterhalten sich mit ihren Kollegen einzeln und in Gruppen. Zudem gibt es Channels, Kanäle also, die die Anwender abonnieren oder deren Abonnement ihnen im Einsatzfall automatisch eingerichtet wird. Dafür werden Beamte in den Leitstellen oder der Einsatzleitung mit Administratorrechten ausgestattet, sie erteilen den Einsatzkräften draußen Lese- und Schreibrechte. Die App läuft sowohl auf mobilen Endgeräten wie Smartphone und Tablet als auch stationär auf dem Desktop, unabhängig vom Betriebssystem.

"Stashcat soll den Digitalfunk nicht ersetzen", sagt Geschäftsführer Noack, "sondern ergänzen, was der Digitalfunk nicht kann." Denn auch wenn man mit einem Funkspruch alle Beamten auf einmal erreicht, kann man damit keine Dateien verschicken. Diese Lücke wollen Noack und Stashcat-Gründer Christopher Bick schließen. Jeder Nutzer habe eine Datei-Ablage auf seinem Endgerät, erklären Noack und Bick. Und die sei technisch so gesichert, dass sie auch die sensiblen personenbezogenen Daten - Namen, Adressen, Einträge im Fahndungssystem - so schützt, wie es der Gesetzgeber verlangt. Das funktioniere auch deswegen, weil die Kunden, also Unternehmen und Behörden, den Messenger im eigenen Rechenzentrum auf eigenen Servern betreiben können. Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und Transport-Verschlüsselung liefern die Betreiber mit.

Der Messenger kann auch auf den privaten Handys der Mitarbeiter installiert werden

Andreas Noack gründete Heinekingmedia 2006 gemeinsam mit einem Studienkollegen. Ihr erstes Produkt war ein digitales Schwarzes Brett, das unter anderem in Schulen genutzt wird, etwa für Vertretungspläne: Statt per Zettelaushang vor dem Lehrerzimmer erfahren die Schüler digital, ob eine Unterrichtsstunde ausfällt. Bei Kontakten mit Unternehmenskunden, die das digitale Schwarze Brett ebenfalls nutzen, fiel Noack auf, "dass die Unternehmen vor Ort hochsichere Server betrieben, aber die Mitarbeiter sich über das unsichere Whatsapp unterhielten", sagt er. Um das Portfolio seiner Firma um einen sicheren Messenger zu erweitern, kooperierte Noack mit Bick. Dieser stieg vor zwei Jahren mit Stashcat als Tochterunternehmen in die Heinekingmedia ein. Heute ist das Unternehmen ein Mittelständler mit rund 110 Mitarbeitern und 7500 Kunden. Geschäftsführer Noack hat gerade eine weitere Etage im hannoverschen Bredero-Hochhaus dazugemietet, er rechnet mit 200 Beschäftigten zum Ende dieses Jahres.

Zurzeit lebt die Firma von ihren anderen Produkten - Stashcat ist bei der deutschen Polizei noch nicht im Einsatz. Das dürfte auch daran liegen, dass viele Behörden noch den Markt den sondieren und öffentliche Ausschreibungsverfahren ohnehin ihre Zeit brauchen. Dabei hat der Messenger gerade für dauerklamme Behörden einen großen Vorteil: Er kann auch auf den privaten Handys der Mitarbeiter installiert werden. Die Nutzer müssen dafür Stashcat im App-Store laden und den Zugang über ihren Firmenserver einrichten. Dabei hinterlegen sie nicht ihre private Telefonnummer, sondern ihre dienstliche E-Mail-Adresse, denn Stashcat ist an die Benutzerverwaltung der Kunden, das sogenannte LDAP angedockt.

Gesichert ist die App durch eine Zwei-Faktor-Authentifizierung, zum einen durch die Sperrfunktion des Smartphones, zum anderen durch einen zusätzlichen Code, den Nutzer eingeben müssen, um die Anwendung zu starten. Die Dateiablage von Stashcat ist dabei von privaten Galerien getrennt, die dahinter liegende Datenbank verschlüsselt. Und wenn ein Mobiltelefon verloren geht, kann der Administrator die App aus der Ferne löschen.

Pro Monat und Nutzer kostet Stashcat einen "einstelligen Euro-Betrag", sagt Noack. Was der Messenger darüber hinaus kostet, hänge davon ab, für welche Serverlösung sich Unternehmen oder Behörden entscheiden - und ob sie die App unter einem selbstgewählten Namen nutzen wollen, auch das sei möglich.

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