Melitta:Putzen, einfrieren, Kaffee brühen

Mit den Marken Melitta, Toppits und Swirl rüstet das im westfälischen Minden ansässige Familienunternehmen die Küche aus.

Elisabeth Dostert

Diese Kaffeetafel hätte Amalie Auguste Melitta Bentz, Erfinderin des Kaffeefilters, gewiss nicht gefallen. Ihr Enkel Thomas Bentz, 64, serviert heute Kaffee aus der Thermoskanne. Die Sahne aus dem ersten Portionstöpfchen ist sauer, eilig wird neue gebracht.

Melitta: Weil der Kaffee bei den damals üblichen Brühmethoden immer noch Reste von Kaffeesatz enthielt, erfand die Hausfrau Melitta Bentz vor hundert Jahren einen Filtrierapparat.

Weil der Kaffee bei den damals üblichen Brühmethoden immer noch Reste von Kaffeesatz enthielt, erfand die Hausfrau Melitta Bentz vor hundert Jahren einen Filtrierapparat.

(Foto: Foto: oh)

Thomas Bentz ist, wie seine beiden Brüder Jörg und Stephan, Gesellschafter des Familienunternehmens. Er sitzt in einem Raum mit dem Namen "München" am Firmensitz im westfälischen Minden.

Es ist ein Raum, wie er grauer kaum wirken könnte. Bentz trinkt seinen Kaffee aus einer blütenweißen Tasse, auf der in großer roter Schreibschrift "Melitta" steht. Das Firmenlogo sieht seit Jahrzehnten so aus.

Im Regal am Fenster steht etwas von allem, was die Gruppe heute bietet: Röstkaffee, löslicher Cappuccino, Mülltüten, Kaffeefilter, Alufolie, Brillenputztücher, Staubsaugerbeutel, Frischhaltefolie, Gefrierbeutel und Kunststoffbeutel, um Eiswürfel in Herzform herzustellen. Auf den Packungen sind die Markennamen zu sehen: Swirl, Toppits, Cilia - und Melitta, keiner ist bekannter. Auf einem niedrigen Tisch stehen zwei Kaffeeautomaten.

Ein kaiserliches Patent

Die Hausfrau Melitta Bentz, die um die Wende zum 20. Jahrhundert in Dresden lebte, liebte frisch gebrühten Kaffee. Weil der bei den damals üblichen Brühmethoden immer noch Reste von Kaffeesatz enthielt, erfand sie vor hundert Jahren einen Filtrierapparat:

Sie hämmerte Löcher in einen Messingtopf und legte den Boden mit Löschpapier aus dem Schulheft ihres ältesten Sohnes Willy aus. Am 20. Juni 1908 erhielt Melitta Bentz vom Kaiserlichen Patentamt den Gebrauchsmusterschutz für ihr Gerät.

Die ersten Filtrierapparate produzierten Melitta und ihr Mann Emil Hugo noch zu Hause. Erst 1936 kam die konische Form auf den Markt. Ursprünglich traten die beiden Söhne Willy und Horst 1932 gemeinsam die Nachfolge der Eltern an.

Aber das ging nicht gut. 1955 teilten sie die Firma auf: Willy bekam die Schreibpapiere, diese Firma gibt es nicht mehr. Horst übernahm die Melitta-Werke und führte die Unternehmensgruppe bis 1980.

Putzen, einfrieren, Kaffee brühen

Er baute das Produktportfolio aus und übernahm Firmen: So kaufte er eine Fabrik für Elektro-Isolatoren aus Porzellan und ließ dort unter der Marke Friesland Geschirr produzieren.

Er übernahm den Zigarrenhersteller Dannemann, den Fruchtsaftpresser Eckes-Granini, die Süßwarenfirmen Haller und Wildhagen - allesamt Produkte, die man im Wirtschaftswunderland seinen Gästen auftischte, um Wohlstand zu demonstrieren. Alles ist längst wieder verkauft. Von Eckes-Granini, der letzten größeren Beteiligung, trennte sich die Gruppe 2006.

Die dritte Generation

Thomas Bentz und seine Brüder Jörg, 68, und Stephan, 58, haben in den vergangenen Jahren den Haushaltswarenladen unter der Führungsholding Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG aufgeräumt.

Für die Öffentlichkeit bleibt er, nicht ohne Absicht, weitgehend undurchschaubar. Ertragszahlen nennt die Gruppe nicht. Sie tummelt sich auf fünf Feldern: Die mit Abstand größte Sparte "Kaffeegenuss" (Kaffee, Filter, Automaten und so fort) liefert 62 Prozent der Erlöse.

Damit nicht identisch sind die rechtlich selbständigen Unternehmensbereiche, neun an der Zahl. Sie werden von angestellten Managern geführt. Größte Gesellschaft mit einem Umsatzanteil von etwa einem Drittel ist die Melitta Haushaltsprodukte Europa GmbH, die in den vergangenen Jahren restrukturiert wurde: Controlling und Marketing wurden in Minden zentralisiert.

Ursprünglich sollten 40 Millionen Euro eingespart werden, geworden sind es nur 33. Im Jahr 2007 wuchsen die Erlöse der Gruppe mit rund 3200 Beschäftigten um knapp vier Prozent auf 1,25 Milliarden Euro. Bis 2012 sollen sie jährlich um vier bis sechs Prozent wachsen. Schon vorher wollen die Brüder eine Umsatzrendite vor Steuern von fünf Prozent erreichen.

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