Mehr Wettbewerb im World Wide Web:Schnelles Internet für alle

Vorauseilender Gehorsam: Die Telekom öffnet ihr neues, besonders leistungsfähiges Datennetz VDSL für die Konkurrenten. Das Unternehmen fürchtet Druck vom Regulierer.

Caspar Dohmen

Die Telekom öffnet ihr schnelles Datennetz VDSL für die Konkurrenz. Damit will Deutschlands größer Telefonkonzern verhindern, dass der staatliche Regulierer ihn zu diesem Schritt zwingt.

Telekom

Drohende Regulierung hat die Telekom "zu einem rationalen Verhalten gedrängt"

(Foto: Foto: dpa)

Endkunden können nun künftig zwischen verschiedenen Angeboten beim Internet wählen. Die Tarife dürften dadurch schneller fallen.

"Wir öffnen unser VDSL-Netz freiwillig für Wettbewerber", sagte Telekom-Vorstand Timotheus Höttges am Montag auf der Computermesse Cebit in Hannover.

Künftig können Konkurrenten bei der Telekom einen VDSL-Anschluss für etwa 30 Euro einkaufen und an ihre Endkunden weiter vermieten.

50 statt 16 MB pro Sekunde

Die Telekom spricht über das Angebot bereits mit den Konkurrenten Vodafone und 1&1. Das Angebot gilt vorerst für 50 Städte mit rund 10,9 Millionen Kunden. Das VDSL basiert auf Glasfaserleitungen und bietet mit 50 Megabit pro Sekunde deutlich höhere Übertragungsgeschwindigkeit als eine herkömmliche DSL-Verbindung. Diese kommt mit ihren Kupferkabeln auf maximal 16 Megabit.

Internet-Experten verweisen darauf, dass die neuen Möglichkeiten, die das World Wide Web künftig bietet, nur auf besonders schnellen, leistungsfähigen Datenleitungen erschlossen werden können.

Dies gilt etwa für das hochauflösende Internetfernsehen oder das Herunterladen von Videos aus dem Netz. Künftig könnten aber auch Röntgenbilder oder komplette Operationen an Ärzte übertragen werden, die Hunderte oder Tausende Kilometer entfernt sitzen. Die Bundesregierung will bis 2014 drei von vier Haushalte mit Anschlüssen ausstatten, die eine Übertragungsrate von mindestens 50 Megabit haben.

Wettbewerber hatten schon lange gefordert, dass die Telekom ihnen einen Zugang zum VDSL-Netz einräumt. Dagegen hatte sich das Unternehmen gesperrt und dies mit den hohen Investitionen begründet, die in das Datennetz notwendig seien. Diese rechneten sich nur, wenn die Telekom das Netz zunächst ganz allein nutzen könne.

Die Telekom hat bislang 50 Städte an das VDSL-Netz angeschlossen und dabei etwa drei Milliarden investiert. Über das schelle Netz verbreitet die Telekom bislang vor allem ihr Internetfernsehen und andere Unterhaltungsangebote. Allerdings konnte die Telekom hierfür bislang deutlich weniger Kunden gewinnen als geplant. Ursprünglich wollte das Bonner Unternehmen schon 2008 auf eine Millionen Kunden kommen, tatsächlich ist es etwa die Hälfte.

Verstoß gegen EU-Recht

Die Bundesnetzagentur hatte die Telekom bislang nur verpflichtet, der Konkurrenz Zugang zu ihren Leerrohren zu gewähren, damit diese dort selbst Glasfaser ziehen können. Ansonsten machte der staatliche Regulierer der Telekom, anders als beim DSL-Markt, keine Vorschriften. Dass das VDSL-Netz nicht reguliert wird, hatte den Unmut der Europäischen Kommission hervorgerufen. Die Brüsseler Wettbewerbshüter sehen darin einen Verstoß gegen EU-Recht und haben Deutschland vor dem Europäischen Gerichtshof verklagt.

Die Wettbewerber der Telekom, die sich im Verband VATM zusammengeschlossen haben, begrüßten die Entscheidung der Telekom. Die drohende Regulierung habe das Unternehmen "zu einem rationalen Verhalten gedrängt", sagte VATM-Geschäftsführer Jürgen Grützner. "Eine Verhandlungslösung mit der Telekom ist immer besser als eine Regulierung", sagte er. Positiv äußerte sich auch die Bundesnetzagentur.

Streit könnt es allerdings noch über die Preise geben, die die Telekom den Konkurrenten in Rechnung stellen will. Die Telekom will den Preis monatlich aufgrund der Netzauslastung neu berechnen. Damit würden Anbieter unabhängig von ihrer Größe alle den gleichen Preis zahlen. "Eine monatliche Berechnung ist unannehmbar", sagte Grützner.

Beim weiteren Ausbau des VDSL-Netzes will die Telekom nun mit den Konkurrenten zusammenarbeiten und dadurch die Kosten senken. Mit Vodafone läuft bereits ein Test in Heilbronn und Würzburg. Die Kooperation solle auf das Bundesgebiet ausgeweitet werden, um in Gebieten, wo sich nur ein Netz lohnt, auch nur eines zu bauen, sagte Höttges.

Vodafone soll auf die Rohre und Verteilerkästen der Telekom zurückgreifen können. Die Telekom will auch mit einigen regionalen Anbieter kooperieren. Dies ist bereits bei EWE in Norddeutschland der Fall. Auch mit M-Net in Bayern und Netcologne im Rheinland gibt es Gespräche. Die Telekom könne das VDSL-Netz aus Kostengründen nicht alleine aufbauen, sagte Höttges.

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