Medienfonds:Ein Stück Hollywood fürs Bankdepot

Über den Oscar für ihre Rolle in "Monster" hat sich nicht nur Charlize Theron, sondern auch der eine oder andere Anleger gefreut. Besonders attraktiv sind bei Medienfonds die Steuervorteile - die dem deutschen Fiskus allerdings ein Dorn im Auge sind.

Von Beatrix Boutonnet und und Stefan Loipfinger

Als Charlize Theron für ihre Rolle in "Monster" den Oscar erhielt, entlockte dies nicht nur ihr heiße Freudentränen.

Charlize Theron

Charlize Theron und Renee Zellweger freuen sich über ihre Oscars - Anleger in Medienfonds frohlocken mit ihnen.

(Foto: Foto: Reuters)

Auch Andreas Schmidt, Geschäftsführer des Münchner Medienfondsinitiators VIP, hat gejubelt. Seine Firma finanzierte den Film zusammen mit vielen Anlegern.

Kinofilme werden immer aufwändiger und teurer. Produzenten haben immer häufiger Probleme, die meist achtstelligen Summen zu beschaffen. So kommen bei der Filmfinanzierung zunehmend branchenfremde Investoren ins Spiel.

Abgestuftes Risiko

Über Medienfonds können sich einzelne Anleger an der Produktion von Kino- und TV-Filmen beteiligen. Sie müssen dafür allerdings tief in die Tasche greifen. Die Mindestbeteiligung liegt bei rund 20.000 Euro. Das Risikoprofil ist nicht bei allen Medienfonds gleich hoch.

Generell wird in zwei Hauptarten unterschieden. Während unternehmerisch konzipierte Fonds ein sehr hohes Risiko in sich bergen, da der Anleger Miteigentümer wird, sind Leasing-Modelle wesentlich sicherheitsorientierter.

Die Chancen sind bei dieser Variante allerdings auch geringer, da alle Parameter unabhängig vom Filmerfolg bereits vorher festgelegt wurden: die Verträge mit den Filmvertrieben, die Ausschüttungen und die Endverwertungserlöse.

Schwer durchschaubare Branche

Anleger lieben den Glamour der Filmbranche. Diese Zuneigung scheinen sie auch auf die Medienfonds zu übertragen. Allein in 2003 investierten sie mit rund 1,76 Milliarden Euro knapp neun Prozent mehr als im Vorjahr in diese Beteiligungsart. Der Schwerpunkt lag dabei aber eindeutig auf den sicherheitsorientierten Leasingmodellen.

Auch das große Hollywood-Kino profitiert von der Medien-Euphorie der deutschen Anleger. Nach Schätzung von Experten sind rund 20 Prozent aller Hollywood-Produktionen über deutsche Medienfonds finanziert.

Ein Stück Hollywood fürs Bankdepot

Zu durchschauen ist die Film- und Medienbranche für den Anleger allerdings kaum. Das kann problematisch sein. Medienfonds werden seit der jüngsten Steuerverordnungen meist als Blindpoolkonzept aufgelegt. Das bedeutet, die Inhalte der Filme stehen zum Investitionszeitpunkt noch nicht fest.

Ein heißer Sommer bringt den Flop

Da der Laie weder den Markt noch die Konditionen bei den meist englischsprachigen Verträgen beurteilen kann, ist es besonders wichtig, sich der Risikostruktur von Medienfonds bewusst zu sein und auf seriöse Initiatoren zu setzen.

Die wirtschaftliche Seite für die Anleger hängt bei einem unternehmerischen Medienfonds primär von der Filmpremiere und den ersten Kinowochen ab. Hätte es Charlize Theron nicht geschafft, so viele Zuschauer in die Kinos zu locken, sähe es für die Anleger schlecht aus.

Dabei sind manche Risiken schwer zu beeinflussen. Schon ein heißer Sommer, Probleme des Hauptdarstellers oder ein unerwarteter Erfolg eines zeitgleich erscheinenden Filmes können das schnelle Aus selbst für einen vorher als Kassenknüller beworbenen Film bedeuten.

Die Sahne des Erfolgs

Läuft die Erstverwertung nicht, ist die Zweitverwertungsschiene über Video/DVD und Merchandising meist auch zum Scheitern verurteilt. Keiner würde aus einer "Monster"-Tasse trinken wollen oder sich eine DVD fürs Heimkino kaufen, wenn der Film im Kino gefloppt wäre. Für den Anleger ist dann sein Geld verloren.

Selbst wenn ein Film gut läuft und ein so genannter Blockbuster wird, kann es allerdings trotzdem Probleme geben. Durch anlegerunfreundliche Regelungen hinsichtlich der so genannten Erlösverteilung bleibt im Endeffekt nicht viel für die Produzenten und damit die Anleger übrig.

Denn andere greifen schon vorher die Sahne des Erfolgs ab. Das ist wohl schon sehr oft passiert, weshalb in der Vergangenheit denn auch fast kein Medienfonds die versprochenen Renditen für die Anleger auch tatsächlich eingespielt hat.

Ungemach vom Fiskus

Steuerlich gesehen galten Medienfonds lange als sehr interessant. Nun droht ihnen aber Ungemach vom Fiskus. Seit das Münchner Betriebsstätten Finanzamt III dem Filmfonds Mediastream IV der Düsseldorfer Initiatorin Ideenkapital die Verlustzuweisungen verweigerte, brodelt es in der Branche. Sind es doch gerade die steuerlichen Verluste, die Medienfonds so interessant machen.

Schuld an den steuerlichen Unsicherheiten ist die genaue Auslegung des Medienerlasses. Durch ihn muss den Anlegern mehr Mitbestimmungsrecht bei den Konzepten eingeräumt werden, ansonsten kippen die Steuervorteile.

Diese Wende dürfte den großen Hollywood-Studios sicher nicht gefallen. Für den deutschen Film dagegen ist es eine Chance - bisher ging er im Bereich Filmfonds nämlich weitgehend leer aus.

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