Medienbranche:Disney will großen Teil von 21st Century Fox übernehmen

Medienbranche: Disney ist vor allem an dem Hollywood-Studio 20th Century Fox, an verschiedenen Fernsehaktivitäten sowie an der 40-Prozent-Beteiligung am europäischen Bezahlsender Sky interessiert.

Disney ist vor allem an dem Hollywood-Studio 20th Century Fox, an verschiedenen Fernsehaktivitäten sowie an der 40-Prozent-Beteiligung am europäischen Bezahlsender Sky interessiert.

(Foto: AFP)
  • Rupert Murdoch will Teile seines Unterhaltungskonzerns 21st Century Fox an den Disney-Konzern verkaufen.
  • Das Milliardengeschäft könnte Disneys Präsenz im amerikanischen Kinogeschäft stark erhöhen.
  • Disney meldete bereits Einigkeit mit Murdoch. Die US-Behörden müssen das Geschäft allerdings noch genehmigen.

Von Caspar Busse

Den Ruf, den Rupert Murdoch, 86, sich in den vergangenen Jahrzehnten erworben hatte, ist wahrlich nicht der beste. "Gefräßig und unersättlich wie ein Haifisch" sei er, ein Tycoon eben, sagten Beteiligte. Und in der Tat hat der amerikanisch-australische Medienunternehmer, der seine Karriere 1952 mit der Zeitung Adelaide News (die er von seinem Vater erbte) startete, bislang immer neue Milliarden investiert, immer neue Firmen gekauft und seinen Einfluss stetig ausgebaut. Nun geht er jedoch in die andere Richtung und vollzieht einen bemerkenswerten Strategiewechsel.

Für etwa 52 Milliarden Dollar will Murdoch größere Teile seines Medienunternehmens an Disney veräußern, darunter das Hollywood-Studio 20th Century Fox und die 40-Prozent-Beteiligung am europäischen Bezahlsender Sky. Disney gab am Donnerstag bekannt, sich mit Murdoch auf den Kauf der Unternehmensteile geeinigt zu haben. Ein anderer Interessent an den Murdoch-Aktivitäten, der Kabelkonzern Comcast, hatte sich Anfang der Woche bereits zurückgezogen.

Der Verkauf der Anteile, der von den US-Behörden noch genehmigt werden muss, wäre eine der größten Transaktionen der amerikanischen Medienbranche, zudem eine, die die Verhältnisse völlig ändern könnte. Auch die deutsche Sky-Tochter in Unterföhring bei München wäre von dem Geschäft betroffen. Sky bietet Pay-TV in Großbritannien, Irland, Deutschland, Österreich und Italien an und ist eines der größten europäischen Fernsehunternehmen. Gezeigt werden Sport, vor allem Fußball, aber auch Kinofilme und Serien.

Der Disney-Konzern, zu dem auch der US-Sender ABC und der Sportkanal ESPAN gehören, könnte mit dem Kauf seine Präsenz im amerikanischen Kinogeschäft stark erhöhen. Auch die Beteiligung am Netflix-Wettbewerber Hulu könnte zu Disney wandern.

Das Film- und Fernsehgeschäft ändert sich gerade rasant. Die Bedeutung des sogenannten linearen Fernsehens, also der klassischen TV-Kanäle, nimmt immer weiter ab. An deren Stelle treten Streamingdienste, die jederzeit jedes Programm anbieten, vor allem Netflix oder Amazon-Prime. Diese produzieren gleichzeitig im größeren Maß eigene Inhalte, Serien zum Beispiel, aber auch Kinofilme. Das wiederum bringt die großen Hollywood-Studios unter Druck. Der Disney-Konzern, der bereits stark in der Filmproduktion ist, will seine Vorteile hier weiter ausbauen und sich gegen die neuen Konkurrenten, vor allem Netflix, behaupten.

So hat das Unternehmen angekündigt, künftig keine Inhalte mehr an den Streamingdienst zu liefern. Mit der Übernahme könnte sich Disney nun den Zugriff auf weitere Filme des Hollywood-Studios sichern. Gleichzeitig wandert ein immer größerer Teil der Werbeeinnahmen zu Google und Facebook, auch das ist ein Problem für Medienunternehmen wie Disney oder 21st Century Fox. Auch vor diesem Hintergrund hat sich Murdoch wohl zu dem Verkauf entschlossen.

Die Nachrichten- und Sportkanäle von 21st Century Fox wird Murdoch jedoch behalten. Gerade mit Fox, der Sender unterstützt US-Präsident Donald Trump, hat der Medienunternehmer in den USA politischen Einfluss. Die Sender könnten künftig in das andere Unternehmen von Murdoch integriert werden, der News Corp. Dort ist bislang das Zeitungs- und Verlagsgeschäft gebündelt. Zu Murdoch gehören unter anderem die New Yorker Wirtschaftszeitung Wall Street Journal, die New York Post, aber auch britische Zeitungen wie die Times und die Sun und Blätter in anderen Ländern.

Endgültig ist der Eigentümerwechsel aber noch nicht. Denn es ist unklar, ob die amerikanischen Behörden das Milliardengeschäft zwischen Disney und Murdoch einfach durchwinken werden. Zuletzt wurde der Versuch des Telekommunikationskonzern AT&T, das Medienunternehmen Time Warner zu kaufen, sehr kritisch geprüft.

Disney wird derzeit von Robert A. Iger, 66, geführt, dessen Amtszeit aber 2019 abläuft. Spekulationen zufolge könnte James Murdoch, 45, der Sohn von Rupert, mit dem Verkauf zu Disney wechseln. Der Bruder von James, Lachlan Murdoch, 46, sitzt derzeit im Verwaltungsrat des väterlichen Unternehmens.

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