Media-Saturn:Zerrüttet

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Der Milliardär und Minderheitsgesellschafter Erich Kellerhals will dem Handelskonzern Metro seine Anteile am Elektro-Händler abkaufen. Das Verhältnis der beiden Gesellschafter ist total zerrüttet.

Von Uwe Ritzer

Einen kurzen Moment lang sah es so aus, als könnten sie doch noch zu einem vernünftigen Umgang miteinander finden. Gut ein Jahr ist das her und es war viel gutes Zureden eines Richters nötig. Geduldig appellierte er bei einer Verhandlung im Ingolstädter Landgericht an Erich Kellerhals, 75, und die Metro AG, doch gemeinsam nach einem neuen Chef für Media-Saturn zu suchen, Europas größten Elektrohändler. Nach einigem Hin und Her willigten beide Seiten ein. Doch alle Hoffnungen des Richters, damit den Machtkampf der beiden Media-Saturn-Eigner wenigstens ein bisschen zu befrieden, endeten in der nächsten Posse.

Nicht einmal auf ein gemeinsames Anforderungsprofil für den nächsten Media-Saturn-Chef konnten sich die Streithähne einigen. Auch ein Headhunter brachte keine Lösung. So bleibt Metro-Vorstand Pieter Haas womöglich auf ewig gleichzeitig kommissarischer Chef von Media-Saturn. Und obwohl die Zahlen des Unternehmens schon schlechter waren, lästert Kellerhals leidenschaftlich gegen den von der Metro "abgesandten Niederländer" Haas. Der habe keine Ahnung vom Geschäft.

Vier Jahre dauert der beispiellose Kleinkrieg nun schon, den sich die beiden Gesellschafter Metro und Kellerhals auf vielen Schauplätzen liefern. Der Düsseldorfer Handelskonzern hält 78,33 Prozent an Media-Saturn, Kellerhals 21,67. Der Milliardär aus Salzburg verfügt jedoch über Minderheitsrechte, an denen sich die Metro die Zähne ausbeißt. Seit 2011 streitet man sich innerhalb und außerhalb von Gerichtssälen, und es ist kein Ende in Sicht. Ehepartnern würde man in solch einer vertrackten Situation zur Scheidung raten, doch selbst die kriegen die Metro und Kellerhals nicht hin. Dabei geht es nicht einmal ums Geld.

Die Metro-Kassen sind nach dem Verkauf von Kaufhof für 2,8 Milliarden Euro ohnehin gut gefüllt. Was Vorstandschef Olaf Koch zur übermütigen Bemerkung veranlasste, der Kauf von Kellerhals' Anteil an Media-Saturn wäre doch "eine schöne Idee". Dummerweise will sich Kellerhals nicht von der Firma verabschieden, der er selbst mitgegründet hat. Lieber würde er seinerseits der Metro deren Anteil an Media-Saturn abkaufen.

Den mutmaßlichen Milliardendeal plant er schon länger, mithilfe der Investmentbank Morgan Stanley. Inzwischen sei die Sache sehr konkret, sagen Ralph Becker und Henry Jäger, Geschäftsführer der Beteiligungsfirma Convergenta, in der die Anteile von Kellerhals liegen. "Die Metro hat von uns wiederholt ein konkretes Angebot bekommen", sagt Becker.

Zusammen mit zwei Partnern, dem Vernehmen nach Finanzinvestoren, wolle man den Metro-Anteil kaufen. Aber: "Der Prozess muss erst einmal in Gang kommen, doch die Metro verweigert sich jeder Kommunikation", sagt Jäger. "Sie prüft das Angebot offensichtlich nicht mit der gebotenen Ernsthaftigkeit."

Welches Angebot, lautet die Gegenfrage aus Düsseldorf. Es lägen "keinerlei Angebote oder Konzepte" für eine solche Übernahme vor, so ein Metro-Sprecher. "Einen seriösen Vorschlag der Convergenta würden wir selbstverständlich prüfen." So geht das hin und her. Die Metro erwartet offenbar ein konkretes Kaufangebot mit entsprechenden Fristen, Modalitäten und einer Kaufpreis-Offerte. Kellerhals und seine Leute wollen erst einmal grundsätzlich ausloten, was geht und was nicht.

Doch beide Seiten schaffen es nicht einmal, sich an einen Tisch zu setzen und die Fronten zu klären. Metro-Chef Koch lasse sich schon lange auf keiner Gesellschafterversammlung von Media-Saturn mehr blicken und schicke stattdessen seine Juristen, heißt es. Einen Verkauf hat er nicht prinzipiell ausgeschlossen, aber es gibt auch kein Signal, dass er ihn will. Nebulös lässt Koch lediglich verbreiten, die Metro glaube an das Potenzial von Media-Saturn. Was immer das heißt. Tatsächlich würde ein Verkauf der Tochterfirma die Metro gewaltig schrumpfen lassen. Auf einen Schlag wäre ein Drittel des Umsatzes von zuletzt 63 Milliarden Euro weg und etwa ein Viertel des Gewinns.

© SZ vom 27.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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