Media-Saturn-Gruppe greift Apple an:Ab in die Wolke

Die Unternehmensgruppe Media-Saturn startet ihre Internet-Plattform Juke - und will damit Apples virtuellem Plattenladen Konkurrenz machen. Doch das Geschäftsmodell funktioniert ganz anders.

Varinia Bernau

Der Schlag kommt spät, aber dafür soll er sitzen: Media-Saturn will Musik nicht mehr nur als gepresste Scheibe in seinen Elektronikmärkten verkaufen, sondern auch als virtuelles Gut über eine eigene Internetseite. Auf der Ifa stellte das Ingolstädter Unternehmen seinen neuen Dienst namens Juke vor: Kunden können über die Plattform auf 13 Millionen Musiktitel zugreifen - von der Klaviersonate bis zum Karnevalsschlager.

13 Millionen Songs bei JUKE

Dass man sich mit dem neuen Dienst das eigene Geschäft mit CDs im Fachmarkt kaputt macht, daran mag man bei Media-Saturn nicht glauben. Ohnehin sind andere vorgeprescht: Simfy bietet zu einem ähnlichen Tarif Zugriff auf etwa elf Millionen Musiktitel in der virtuellen Wolke.

(Foto: obs)

Die Lieder werden dabei nicht - wie etwa bei Apples iTunes-Store - auf ein Gerät heruntergeladen, sondern über eine digitale Wolke gestreamt - ganz ähnlich wie beim Internetradio. Gegen eine monatliche Gebühr von etwa zehn Euro kann der Kunde die Musik sozusagen mieten. Für das Geld sind in Apples iTunes-Store etwa zehn Musiktitel zu haben - dafür aber dauerhaft. Die Titel, die der Kunde über Juke einmal auf seinem Smartphone gehört hat, kann er auch dann abspielen, wenn er in einem Funkloch sitzt oder im Ausland wegen der teuren Roaminggebühren die Verbindung gekappt hat. Einzige Bedingung: Das Abo muss weiter laufen.

Dateien statt CDs

Dass man sich mit dem neuen Dienst das eigene Geschäft mit CDs im Fachmarkt kaputt macht, daran mag man bei Media-Saturn nicht glauben. Wenn wir es nicht machen, macht es jemand anderes, heißt es. Und andere sind bereits vorgeprescht: Simfy bietet zu einem ähnlichen Tarif Zugriff auf etwa elf Millionen Musiktitel in der virtuellen Wolke.

Kaum etwas kaufen die Deutschen so gern im Netz wie Unterhaltungselektronik. Im vergangenen Jahr, so zeigt eine Statistik des Bundesverbands Versandhandel, landete jeder sechste Euro aus diesem Bereich bei der virtuellen Konkurrenz von Media-Saturn. Und immer häufiger kaufen die Deutschen Musikdateien anstatt CDs. Jeder Dritte hierzulande lauscht seiner Lieblingsband lieber auf dem MP3-Player. Bei Musikfans unter 30 Jahren sind es sogar 80 Prozent, so heißt es in einer Studie des IT-Branchenverbands Bitkom. In den Zeiten, wo jeder zu jeder Zeit seine Lieblingsmusik hören will, sind Plattenregale unpraktisch geworden - und virtuelle Musik wird zum großen Geschäft: Dem Bundesverband der Musikindustrie zufolge haben die Deutschen 2010 zwar noch 1,28 Milliarden Euro für Musik-CDs ausgegeben, aber auch schon für 204 Millionen Euro Titel aus dem Netz heruntergeladen. Bei sogenannten Streaming-Portalen, zu denen auch Juke zählt, haben die Deutschen nur 14 Millionen Euro gelassen.

Media-Saturn, lange ein verlässlicher Ertragsbringer für den Düsseldorfer Metro-Konzern hat diesen Wandel bereits zu spüren bekommen: Vor wenigen Wochen musste das Unternehmen einen Umsatzverlust von 21 Milliarden Euro verkünden. Das erste Mal seit Anfang der neunziger Jahre hat der größte Elektronikhändler Europas damit rote Zahlen geschrieben. Nun versuchen die Ingolstädter gegenzusteuern. Kostenlos ist das nicht: Media-Saturn wird für seinen Dienst Lizenzgebühren an die großen Plattenlabels abtreten müssen.

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