Mars:Schokolade - ohne bitteren Beigeschmack

Mars verpflichtet sich, die Bedingungen für Kakaobauern in der Elfenbeinküste zu verbessern - ein Ziel, das schwer zu erreichen sein dürfte.

Silvia Liebrich

Elf Kilogramm Schokolade isst jeder Deutsche im Schnitt pro Jahr. Doch was viele dabei nicht wissen: Der wichtigste Rohstoff für die beliebte Süßigkeit wird häufig unter menschenunwürdigen Bedingungen angebaut. Das gilt vor allem für Westafrika, wo ein großer Teil des weltweit verbrauchten Kakaos anbaut wird. Im größten Erzeugerland Elfenbeinküste, das immerhin 40 Prozent der Weltproduktion liefert, sind die Verhältnisse besonders schlecht. Viele Kakaobauern leben unter dem Existenzminimum, Kinderarbeit ist weit verbreitet.

Große Schokokonzerne wie Nestlé, Mars, Cadbury oder Barry Callebaut stehen deshalb seit längerem in der Kritik. Ihre Gegner werfen ihnen vor, an diesen Missständen eine Mitschuld zu tragen. Doch seit einigen Jahren bemüht sich die Branche um Verbesserungen. So kündigte der US-Hersteller Mars am Freitag an, dass er sein Engagement in Elfenbeinküste ausbauen will. Zeichen dafür ist eine gerade unterzeichnete Absichtserklärung mit der Regierung des afrikanischen Landes.

Überalterte Plantagen

Mars verpflichtet sich darin, die wirtschaftlichen, sozialen und ökologischen Bedingungen im Kakaoanbau zu verbessern. Zunächst sollen erste Erfahrungen in einem Pilotprojekt gesammelt werden, in dem Bauern geschult und unterstützt werden. Das Programm soll, so der Plan, später auf die breite Masse übertragen werden - eine große Herausforderung angesichts von einer Million Kakaobauern in Elfenbeinküste.

Mars hat sich als erster großer Schokohersteller dazu verpflichtet bis zum Jahr 2020 nur noch Kakao aus zertifiziertem und nachhaltigen Anbau zu verwenden - was bedeutet, dass die Bauern einer fairen Preis bekommen sollen und Kakao umweltverträglich angebaut wird. Dieses Ziel zu erreichen, dürfte jedoch nicht einfach werden.

Denn die Verarbeiter stehen vor dem Problem, dass ihr wichtigster Lieferant Elfenbeinküste immer weniger produziert, unter anderem weil viele Plantagen überaltert sind, der Anbau in Monokulturen die Ausbreitung von Krankheiten fördert und die Böden durch Übernutzung ausgelaugt werden. "Mit wachsender Sorgen haben wir zusehen müssen, dass trotz intensiver Bemühungen weder die Kakaoerträge noch die Lebensbedingungen der Bauern verbessert werden konnten", räumt Andrew Harner ein, der bei Mars für die Rohstoffbeschaffung verantwortlich ist.

Konzerne unter Zugzwang

Auch bei anderen Konzernen hat man dieses Problem erkannt. So investieren auch die Schweizer Schokohersteller Barry Callebaut und Nestlé Millionen von Euro in die Ausbildung von Landwirten und Qualitätsverbesserungen. Barry Callebaut, der führende Produzent von Rohschokolade, will diese Projekte nach Angaben einer Firmensprecherin in den nächsten Jahren noch ausbauen. Das jüngste Projekt von Mars verfolgt man dort mit Interesse. "Falls Mars uns zu einer Zusammenarbeit einladen würde, würden wir eine solche Anfrage sicherlich prüfen", hieß es.

Die großen Schokokonzerne stehen unter Zugzwang, viele von ihnen haben bereits angekündigt, dass sie in den nächsten Jahren ihren Anteil an Schokolade aus nachhaltigem Anbau deutlich steigern wollen - derzeit liegt der Anteil von Schokolade aus fairem Handel allerdings noch unter einem Prozent. Wollen die Konzerne ihre Versprechen einlösen, müssen sie dafür sorgen, dass ihnen Kakao in ausreichender Menge und zu akzeptablen Preisen zur Verfügung steht.

In der Branche geht man davon aus, dass der weltweite Bedarf im nächsten Jahrzehnt deutlich steigen wird. Während etwa die Nachfrage in Europa stagniert, wird vor allem in China und Osteuropa mehr genascht. Engpässe in der Rohstoffversorgung trieben den Kakaopreis an den internationalen Warenmärkten im vergangenen Winter bereits auf ein Rekordhoch.

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