Markt:Schlüssel zum Kunden

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Blick auf die Commerzbank-Zentrale in Frankfurt vom Eisernen Steg. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Die Commerzbank will bei Mittelständlern stärker punkten. Doch das haben auch andere Geldinstitute vor. Zugleich müssen die meisten Banken Stellen abbauen und Kosten sparen.

Von Meike Schreiber

Zugleich bremsen und aufs Gas geben: Was jeden Autofahrer zweifelsohne überfordern würde, ist für viele Unternehmen Alltag. Übersetzt heißt das: Sie müssen Stellen abbauen, Kosten sparen, trotzdem aber angreifen und weiterhin versuchen, Marktanteile hinzuzugewinnen.

Auch die Commerzbank fährt derzeit einen derartigen Kurs. Etwa 9000 Stellen sollen bei Deutschlands zweitgrößter Privatbank in den kommenden Jahren wegfallen. Gleichzeitig will das Institut aber Tausende neue Kunden gewinnen. Nicht nur im Privatkundengeschäft, auch im Mittelstand will das Geldhaus angreifen.

"Wir möchten 10 000 neue Kunden gewinnen, insbesondere in der Umsatzgrößenordnung von 15 Millionen bis 100 Millionen Euro", gab der für die fusionierte Firmenkunden- und Investmentbank-Sparte verantwortliche Vorstand Michael Reuther jüngst als Ziel aus. Anders als bei Großkunden bis zu einer Milliarde Euro Umsatz ist die Commerzbank bei kleineren Mittelständlern wegen der Konkurrenz durch Sparkassen und andere Regionalbanken bisher nicht führend. Der neuen Firmenkunden-Sparte werden rund 60 000 Kunden mit mehr als 15 Millionen Euro Umsatz zugeordnet. Bei diesen kleineren Unternehmen will die Bank mit ihrem Branchenwissen und der Expertise bei Zins-, Währungs- und Rohstoffabsicherungen, aber auch bei Exportfinanzierungen punkten.

Gleichzeitig jedoch muss Reuther seinen Vorstandsbereich umbauen, auch Stellen fallen weg. Denn Kernpunkt der im Herbst 2016 ausgerufenen neuen Strategie von Commerzbank-Chef Martin Zielke war die Zusammenlegung von Firmenkunden- und Investmentbank auf der einen Seite und den Privatkunden mit den so genannten Gewerbekunden, also Handwerkern oder Kleinunternehmern, auf der anderen Seite. Abgesehen davon, dass neue Aufteilungen von Sparten oft Unruhe bringen und gut durchdacht sein wollen, kann das durchaus sinnvoll sein.

Auch die Deutsche Bank betreut ihre Kleinunternehmen zusammen mit Privatkunden in einer Sparte sowie größere Unternehmen und Konzerne in einer anderen Sparte. Sie beliefert damit große Unternehmen aus einer Hand, während sie bei der Commerzbank früher oft zwischen Mittelstands- und Investmentbank hin- und hergereicht wurden. Legte man beides zusammen, könnten außerdem aufwendige Doppelarbeiten wegfallen. Während Reuther die Firmenkundensparte leitet, liegt die Verantwortung für die Privat- und Gewerbekunden bei seinem Vorstandskollegen Michael Mandel.

Zwischen 30 000 und 40 000 Unternehmer und Freiberufler werden künftig in Mandels vergrößerter Privatkunden-Sparte betreut. In dem Bereich kommt die Commerzbank bisher auf einen unterdurchschnittlichen Marktanteil von fünf Prozent, weil diese Kunden früher oft nur eine Nebenrolle gespielt hatten.

Auch außerhalb Deutschlands nimmt die Bank künftig kleinere Unternehmen ins Visier. Dabei soll es zwar nicht darum gehen, großflächig den europäischen Mittelstand zu erschließen. Neben den multinationalen Konzernen will die Commerzbank aber auch im Ausland "selektiv" auch auf Unternehmen mit mehr als 250 Millionen Euro Umsatz zugehen. Das gelte vor allem für Branchen wie die Autoindustrie, wo die Bank sich gut auskenne.

Um die Mittelständler wird die Commerzbank aber nicht nur mit den dort stark verwurzelten Sparkassen und Volksbanken konkurrieren - auch die Deutsche Bank will sich verstärkt auch um kleinere Firmen kümmern. Firmenkundenchef Stefan Bender hatte jüngst gesagt, man habe bei Unternehmen mit einem Umsatz bis 250 Millionen Euro anderen zu leicht den Markt überlassen. Dies will er nun ändern.

Die Sparkassen bringt das vorerst nicht aus der Ruhe. "Da müssen wir nicht erschrecken, wenn die Commerzbank oder andere jetzt angreifen", sagte Gerhard Grandke, Präsident Sparkassen- und Giroverband Hessen-Thüringen auf der Bilanzpressekonferenz des Verbandes Ende Februar. 2016 jedenfalls seien die Sparkassen im Kundengeschäft noch ordentlich gewachsen.

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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