Mannesmann-Prozess:Zeuge belastet Josef Ackermann

Der Chef der Deutschen Bank soll den Mannesmann-Aufsichtsrat falsch informiert haben, sagt ein ehemaliger Arbeitnehmervertreter des Gremiums.

Im Mannesmann-Prozess hat ein ehemaliger Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat des Konzerns den wegen schwerer Untreue angeklagten Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann belastet. In einer Sitzungspause des Aufsichtsrats am 17. Februar 2000 habe Ackermann die Arbeitnehmervertreter über die geplanten Prämien in Millionenhöhe informiert.

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Josef Ackermann (rechts) kommt mit seinem Anwalt Klaus Volk in das neue Prozessgebäude des Oberlandesgerichts Düsseldorf.

(Foto: Foto: dpa)

Dabei soll er gesagt haben, dass diese "von Vodafone finanziert" würden. Tatsächlich aber trug Mannesmann die Zahlungen in Höhe von insgesamt 111,5 Millionen DM, die bei der Übernahme durch Vodafone im Frühjahr 2000 an Führungskräfte von Mannesmann flossen.

Ackermann war damals im vierköpfigen Aufsichtsratspräsidium von Mannesmann, das die Prämien beschlossen hatte. Gemeinsam mit fünf weiteren Angeklagten, darunter Ex-Mannesmann-Chef Klaus Esser, muss er sich seit Januar vor dem Düsseldorfer Landgericht verantworten.

Notizen

Auch auf mehrmalige Nachfrage blieb der Zeuge am Donnerstag bei seiner Darstellung: Aus seinen Notizen vom 17. Februar gehe eindeutig hervor, dass Ackermann gesagt habe, Vodafone werde die Prämien finanzieren.

Sowohl Gericht als auch Verteidigung wiesen ihn daraufhin, dass die bisherigen Zeugen die Vorgänge anders geschildert hatten. So hatte erst am Vormittag der Gewerkschafter Roland Köstler gesagt, Ackermann habe sich zur Herkunft der umstrittenen Zahlungen nicht ausdrücklich geäußert.

Köstler saß damals als Vertreter des Deutschen Gewerkschaftsbunds ebenfalls im Aufsichtsrat von Mannesmann. Ackermann habe die Arbeitnehmerseite nur darüber informiert, dass die Prämien auf Vorschlag des Mannesmann-Großaktionärs Hutchison Whampoa und in Abstimmung mit Vodafone geleistet würden.

Wer sie zahle, habe Ackermann dagegen nicht angesprochen. Deshalb habe Köstler auch veranlasst, die Formulierung "durch Mannesmann" aus einem späteren Protokollentwurf der Sitzung zu streichen.

Zweifel an Darstellung

Während die Verteidigung die gegenteilige Aussage des zweiten Zeugen als "unglaubwürdig" abtat, hielten sich die Richter mit einer Bewertung zurück; Zweifel ließen sie aber ebenfalls erkennen.

Spekulationen über eine vorzeitige Einstellung des Verfahrens erteilte die Vorsitzende Richterin eine Absage. "Rechtsgespräche sind eine völlig normale Sache", stellte Brigitte Koppenhöfer klar. "Dabei spricht man ganz offen und alle Beteiligten legen ihre Rechtspositionen dar."

Am Vortag hatte ihre Ankündigung, Ende März mit den Parteien "Rechtsgespräche" führen zu wollen, teilweise den Eindruck erweckt, das Gericht wolle den Prozess vorzeitig beenden.

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