Managergehälter:Wirtschaft wehrt sich gegen Einmischung

Die Diskussion über eine Begrenzung ausufernder Managergehälter hat in der Wirtschaft Befremden ausgelöst. Die Debatte werde immer absurder, kritisierte DIHK-Präsident Braun. Die SPD will an diesem Montag eine Arbeitsgruppe einsetzen, die Möglichkeiten für gesetzliche Regelungen prüfen soll.

Die Wirtschaft stößt sich an der Diskussion über eine Begrenzung von Managergehältern. Die Debatte werde zunehmend absurder, sagte der Präsident des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK), Ludwig Georg Braun, der Berliner Zeitung.

Skyline Frankfurt am Main, dpa

Hier verdienen manche richtig viel Geld: Frankfurt am Main.

(Foto: Foto: dpa)

Es gebe schon seit einigen Jahren weitgehende Offenlegungspflichten. Ohnehin würden Managergehälter "nicht von Managern festgesetzt. Das machen Aufsichtsräte, in denen Mitbestimmung herrscht." Wichtig sei, dass Letztere ihren Pflichten nachkämen. "Das ist kein Spielfeld für die Politik", betonte Braun.

Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) kritisierte die Debatte als Populismus. DIW-Präsident Klaus Zimmermann sagte der Neuen Osnabrücker Zeitung: "Es gibt auch Fußballer und Popstars, die ähnlich viel verdienen - teilweise vermutlich für erheblich geringere Leistung."

Der Deutsche Gewerkschaftsbund übte hingegen deutliche Kritik an überzogenen Gehältern und Abfindungen in Führungsetagen. "Derartige Auswüchse gefährden den sozialen Zusammenhalt in den Betrieben und in der Gesellschaft", sagte DGB-Sprecher Axel Brower-Rabinowitsch dem Blatt.

Manche Manager kassierten selbst bei Versagen Millionenbeträge, während gleichzeitig der Aufschwung bei vielen Arbeitnehmern nicht ankomme. "Das verletzt das Gerechtigkeitsempfinden der Menschen zutiefst." Die Aufsichtsräte müssten dafür sorgen, dass die Gehälter der Manager in einem "vernünftigen Verhältnis" zu den Einkommen der Beschäftigten stehen, forderte der DGB-Sprecher.

Warnung vor überzogenen Erwartungen

In der Debatte über Gehälter und Abfindungen für Manager haben führende SPD-und Unionspolitiker vor zu hohen Erwartungen an gesetzliche Regelungen gewarnt. "Wir dürfen jetzt nichts vollmundig ankündigen, was wir am Ende gar nicht umsetzen können", sagte SPD-Fraktionsvize Joachim Poß der Berliner Zeitung. Die SPD will heute (Montag) eine Arbeitsgruppe einsetzen, die Möglichkeiten für gesetzliche Regelungen prüfen soll.

Poß sagte, vor allem müsse untersucht werden, wie die steuerliche Absetzbarkeit von Abfindungen begrenzt werden könne. "Das Thema Managergehälter ist in erster Linie eines der Unternehmen selbst, also von Arbeitgebern und Gewerkschaften."

SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz warnte in der Frankfurter Rundschau vor überzogenen Erwartungen an die Arbeitsgruppe: "Der Gestaltungsspielraum des Gesetzgebers ist nicht beliebig." Denkbare Instrumente seien das Unternehmens- und das Aktienrecht.

SPD-Fraktionsvize Ludwig Stiegler sagte der Passauer Neuen Presse, im Aktiengesetz sei klar festgelegt, dass sich die Managervergütung an der Situation des Unternehmens und der Verantwortung des Managers orientieren müsse. "Millionenabfindungen nach einer Pleite lassen sich nicht rechtfertigen." Managergehälter müssten künftig mehr an die Interessen der Arbeitnehmer und nicht nur einseitig an die Interessen der Aktionäre gekoppelt werden.

Unionsfraktionsvize Michael Meister (CDU) sprach sich in der Passauer Neuen Presse gegen gesetzliche Regelungen aus. "Hier ist zunächst einmal das Verantwortungsbewusstsein in den Aufsichtsräten und Vorständen gefragt." Die Wirtschaft solle eine Kommission bilden, die Missstände beseitige.

Der Vorsitzende des Parlamentskreises Mittelstand in der Union, Michael Fuchs (CDU), sagte der Frankfurter Rundschau, der Ruf nach dem Gesetzgeber sei Unfug: "Wir können da gar nichts machen, denn hier handelt es sich um Eigentumsrechte."

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte kürzlich beim CDU-Bundesparteitag in Hannover einzelne Managerbezüge als überhöht kritisiert. SPD-Chef Kurt Beck äußerte Bedenken gegen "undurchsichtige" Bonus- und Aktienpakete, die mittlerweile oft Bestandteil der Bezahlung von Managern geworden seien.

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