MAN: Zwei Vorstände gehen:Piëch räumt auf

MAN legt die Korruptionsaffäre endgültig zu den Akten: Auf Druck von Ferdinand Piëch gehen zwei weitere Vorstände. Der neue Konzernchef bekommt indes mehr Macht.

Karl-Heinz Büschemann

Bei MAN haben zwei weitere Spitzenmanager ihre Posten verloren. Der Aufsichtsrat besetzte am Freitag den Vorstand des Unternehmens neu und schloss zugleich die internen Untersuchungen in der Bestechungsaffäre ab. Georg Pachta-Reyhofen, der den Vorstand seit drei Wochen kommissarisch führt, wird Sprecher des Gremiums.

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MAN setzt zwei weitere Vorstände vor die Tür und schließt damit die Korruptionsaffäre offiziell ab.

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Die Korruptionsaffäre beim Münchner Maschinen und Nutzfahrzeughersteller hat zwei weiter Opfer gefordert. Nach seiner Sitzung gab der Aufsichtsrat am Freitag bekannt, dass die Vorstandsmitglieder der MAN-Tochtergesellschaft Turbo AG, Gerhard Reiff und Stephan Funke , ihre Ämter nieder legen. Beide wollten den Weg frei machen für neue personelle Weichenstellungen, hieß es.

Der Aufsichtsrat hatte am Freitag Georg Pachta-Reyhofen zum Sprecher des MAN-Konzernvorstandes ernannt. Er ersetzt Hakan Samuelsson, der am 23. November seinen Rücktritt erklärt hatte. Pachta-Reyhofen soll zugleich die größte Tochtergesellschaft MAN Nutzfahrzeuge führen und dort auch die Rolle des Arbeitsdirektors übernehmen. Der bisherige Chef der Nutzfahrzeugssparte, Anton Weinmann, war am 30. November ausgeschieden. Am gleichen Tag war auch der MAN-Finanzvorstand Karlheinz Hornung zurückgetreten.

Interne Aufklärung vorangetrieben

Die Rücktritte wurden von MAN nicht mit der Korruptionsaffäre begründet. Man kann aber davon ausgehen, dass Piëch den Managern klar gemacht hat, dass er auf eine Zusammenarbeit mit ihnen keinen Wert mehr legt. Die Manager teilten mit, sie wollten einem Neuanfang bei MAN nicht im Wege stehen. Nachfolger von Finanzvorstand Hornung wird der 40-jährige Frank Lutz, der den Rang eines stellvertretenden Vorstandsmitgliedes bei MAN bekommt. Auch Klaus Stahlmann zieht als stellvertretendes Mitglied in das Führungsgremium ein. Der 48-jährige leitet bisher die Tochtergesellschaft Turbo und wird die Führung des Bereichs Diesel mit übernehmen, den bisher der zum Vorstandssprecher des Konzerns aufgestiegene Pachta-Reyhofen leitete. Damit ist der notwendig gewordene personelle Umbau bei MAN fast abgeschlossen. Jetzt muss nur noch der Posten des Finanzchefs der Tochter Nutzfahrzeuge neu besetzt werden.

Der MAN-Aufsichtsratsvorsitzende Ferdinand Piëch, der ebenfalls das Kontrollgremium des MAN-Großaktionärs VW-leitet, hatte in den vergangenen Wochen die interne Aufklärung der Korruptionsaffäre vorangetrieben und eine Anwaltskanzlei mit der Aufklärung der Affäre bemüht. Deren Bericht wurde den Kontrolleuren am Freitag vorgelegt.

MAN teilte am Freitag mit, die internen Untersuchungen hätten ergeben, dass Mitarbeiter der Teilkonzerne Nutzfahrzeuge und Turbo "gegen gesetzliche und interne Vorschriften verstoßen haben." Sie hätten Zahlungen an Berater und Vermittler geleistet. Das Unternehmen habe sich in Folge der Affäre von 20 Mitarbeitern getrennt und prüfe, ob in Einzelfällen noch Schadensersatz geltend gemacht werde. MAN teilte auch mit, die internen Untersuchungen seien nun beendet.

Ermittlungen eingestellt

MAN wolle jetzt das Überwachungssystem im Unternehmen verbessern und eine Struktur schaffen, "die die Einhaltung aller Gesetze und Richtlinien sicherstellt". Der Chef der Compliance-Abteilung im Unternehmen bekomme alle Unterstützung, um Vorfälle wie in der Vergangenheit zu verhindern. MAN hatte bereits im Juli ein Fünf-Punkte-Programm zur Verbesserung der Korruptionsabwehr bekannt gegeben. MAN wolle in Zukunft bei schwerwiegenden Verdachtsfällen die Staatsanwaltschaft informieren. Der Konzern hatte am Donnerstag mitgeteilt, man habe sich mit den Justizbehörden auf einen Vergleich geeinigt. MAN sei bereit eine Geldbuße von 150 Millionen Euro zu zahlen. Damit wurden die Ermittlungen gegen das Unternehmen eingestellt.

Das offizielle Ende des Korruptionsverfahrens macht für den MAN-Großaktionär VW den Weg frei für eine Neuordnung seines Nutzfahrzeugbereichs. Volkswagen ist mit etwa 70 Prozent an dem schwedischen Lkw-Hersteller Scania beteiligt und hält knapp 30 Prozent an MAN. Im VW-Konzern laufen bereits intern die Vorbereitungen, auch MAN in den VW-Konzern zu integrieren.

Indes teilte die Staatsanwaltschaft München teilte am Freitag mit, sie habe Anklage gegen den früheren Vorstandschef der MAN-Turbomaschinensparte Heinz Jürgen M. erhoben. Dem 65 jährigen werde Bestechung ausländischer Amtsträger vorgeworfen, teilte das Oberlandesgericht München am Freitag mit. Der Manager hatte den Bereich Turbo von Januar 2002 bis September 2007 geleitet. Er soll 2004 in Kasachstan die Zahlung von gut neun Millionen Euro veranlasst haben, um an einen Auftrag zur Modernisierung und Erweiterung einer Gaspipeline in Kasachstan zu kommen.

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