MAN und das Image:Die Werttransporter

Langweilig? Schwerfällig? Das war gestern. Jetzt will der Bushersteller MAN sein Image reparieren - in der Bundesliga.

Michael Kuntz

Für Fußballfans sind es die wichtigsten Werttransporter: Mit den Mannschaftsbussen werden die kostbaren Teams der Bundesliga an jedem Spieltag in die Fußballstadien gebracht. Die großen Fahrzeuge fallen ins Auge, und sie sind deshalb als Werbeträger sehr begehrt - nicht nur bei Sponsoren, sondern auch bei den Herstellern luxuriöser Omnibusse. Mercedes, MAN und Scania wetteifern darum, die besten Teams mit Spezialanfertigungen auszurüsten. MAN überreichte zum Saisonstart der Bundesliga fast täglich einen Bus an eine Mannschaft.

MAN und das Image: MAN hat zuletzt viele negative Schlagzeilen einstecken müssen, jetzt will der Konzern sein Image aufbessern - und engagiert sich in der Bundesliga.

MAN hat zuletzt viele negative Schlagzeilen einstecken müssen, jetzt will der Konzern sein Image aufbessern - und engagiert sich in der Bundesliga.

(Foto: AP)

Für MAN sind die bunten Kicker-Fahrzeuge Bestandteil einer großangelegten Kampagne. Der Lkw- und Maschinen-Konzern produzierte 2009 Schlagzeilen vor allem mit einer Korruptionsaffäre, in deren Verlauf Spitzenmann Hakan Samuelsson, der Finanzvorstand und weitere Topmanager ausschieden. Hinzu kamen die Folgen der Absatzkrise mit Kurzarbeit und drastischen Sparmaßnahmen.

Passend zur Schiffbaumesse in Hamburg und der IAA Nutzfahrzeuge kommende Woche in Hannover präsentiert sich das Unternehmen als dynamischer Dax-Konzern. Der Disziplinen beherrscht, die man der 250 Jahre alten Firma vielfach nicht zugetraut hat. "Kann man Parisern beim Verkehr helfen?" So heißt eine von mehreren Fragen, und die Antwort lautet immer: "MAN kann."

Auf Plakaten, in Fernsehspots vor der Tagesschau und gedruckten Anzeigen wird diese Botschaft transportiert. Und mit Hilfe von Bundesliga-Bussen. Die Frage dazu: "Kann man jeden Samstag einen 300-Millionen-Euro-Transfer machen?" MAN kann und transportiert etliche Spitzenmannschaften in Europa und Lateinamerika in die Stadien. Die Spieler von AC Mailand, FC Chelsea und Manchester City, Brasiliens Nationalmannschaft und 15 Erstligisten sowie neun Bundesligisten fahren Busse der Konzernmarken MAN und Neoplan. Kooperationsverträge schloss MAN mit Borussia Dortmund, dem FC Bayern München, dem Hamburger SV, dem VfL Wolfsburg und dem 1. FC Kaiserslautern.

Elektrisch verstellbare Beinauflagen für die Profifußballer, Eismaschinen und Ledersitze mit Bildschirmen verdoppeln locker den Wert eines solchen 13,8 Meter langen Reisebusses, der in der Basisausführung 200.000 Euro kostet. Beim neuen Bus von Borussia Dortmund können die Fans demnächst sogar Kurznachrichten an die Spieler senden. Die SMS erscheint direkt auf dem Laptop am Sitz.

Zur innigen Dreiecksbeziehung zwischen Fans, Fußballern und Mannschaftsbus gehört auch die Taufe des Fahrzeuges. Es hört dann vielleicht auf Namen wie "Road Devil", "Höllenmaschine" oder "Teufelskarre". Das waren jedenfalls Vorschläge aus Kaiserslautern, wohin MAN-Finanzvorstand Frank Lutz eigens zur Schlüsselübergabe an Vereinsboss Stefan Kuntz gereist war. Den ganz berühmten Vereinen genügt oft nicht nur ein Bus. Sie lassen gleich mehrere in ihren Farben lackieren und mit den Logos der Sponsoren bekleben. Von außen sehen sie dann aus wie der eigentliche Mannschaftsbus. So lassen sie sich vermieten, machen Fans glücklich und zusätzliche Werbung - alle sind zufrieden.

MAN setzt mit seinem Bundesliga-Bündnis eine Strategie fort, die schon sein Großaktionär Volkswagen (29,9 Prozent) erfolgreich anwendet. VW unterstützt Werder Bremen, Schalke 04, Hannover 96 und natürlich am Konzernsitz den VfL Wolfsburg. Der Tochter Audi ist es über die Förderung diverser Sportarten gelungen, sich von der betulichen Beamten-Firma zur sportlichen Edelmarke zu wandeln, die heute ebenbürtig mit Mercedes und BMW konkurriert.

Nun versucht sich also auch MAN an der Herausforderung, dem Hersteller von Schiffsdieseln, Turbomaschinen und schweren Lastwagen ein sportliches Image zu geben. Immerhin jeder zweite von 18 Bundesligavereinen befördert seine Profis in Bussen von MAN. Sieben Vereine fahren Daimler-Produkte der Marken Mercedes und Setra. Die Stuttgarter sind der größte Bushersteller weltweit. Zwei Vereine verwenden Reisebusse der schwedischen VW-Marke Scania.

Und wie im Sport gibt es erste und zweite Sieger: MAN stellt zwar die meisten Busse in der Bundesliga. Die Fußball-Nationalmannschaft der Männer - und übrigens auch die der Frauen - fährt in Bussen von Daimler.

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