MAN:"Ermöglichen Mitarbeitern mehr Arbeitsstunden"

Beim Lkw- und Maschinenbaukonzern MAN ist wieder deutlich mehr zu tun. Personalvorstand Schwitalla warnt aber vor Euphorie.

Michael Kuntz

Die einsetzende Erholung der Konjunktur macht sich bei MAN bemerkbar. Der Nutzfahrzeug- und Maschinenkonzern kann seine Kurzarbeit mehr als halbieren. Es werden in der zweiten Jahreshälfte zwar weiterhin 12.000 der 48.000 Mitarbeiter freie Tage einlegen müssen, aber es wird in den Werken nur noch 20 Arbeitstage weniger geben.

Neue Konzernzentrale von MAN

MAN-Personalvorstand Jörg Schwitalla: "Wir profitieren jetzt in Deutschland davon, dass wir in fernen Ländern investiert haben."

(Foto: ag.dpa)

In der ersten Hälfte des Jahres waren es 50 ganze Tage, an denen die Fabriken stillstanden - fast die Hälfte der Zeit. In den kaufmännischen Bereichen verringert sich die Kurzarbeit von 40 auf 19 Tage. MAN-Personalvorstand Jörg Schwitalla zur Süddeutschen Zeitung: "Wir sehen einen leichten positiven Trend. Es gibt aber keinen Grund zur Euphorie."

Im Motorenwerk Nürnberg mit 3500 Beschäftigten kann MAN dank einiger Aufträge aus dem Ausland sogar völlig auf Kurzarbeit verzichten. "Hier zahlt sich unsere Internationalisierungsstrategie aus", sagt Schwitalla. "Denn wir bereiten uns ja darauf vor, Motoren nach Südamerika zu liefern." Beliefert werden soll MAN Latin America, der größte Hersteller schwerer Lastwagen in Brasilien. Ihn hat MAN vor einem Jahr seinem Großaktionär Volkswagen abgekauft und sich so Zugang zum Wachstumsmarkt Lateinamerika verschafft. Der steuerte von Anfang an Gewinn bei in einer ansonsten schwierigen Zeit. Dort läuft es auch zur Zeit nicht schlecht. "In Brasilien streben wir ein gutes Jahr an."

Schwitalla: "Wir profitieren jetzt in Deutschland davon, dass wir in fernen Ländern investiert haben." Der neue Konzernchef Georg Pachta-Reyhofen setzt die Strategie seines im Zuge der Korruptionsaffäre ausgeschiedenen Vorgängers Hakan Samuelsson fort und baut das Geschäft von MAN in den sogenannten BRIC-Staaten aus. In Brasilien, Indien und China ist MAN selbst oder mit Partnern bereits vor Ort, in Russland laufen Verhandlungen.

"Wir verfallen da überhaupt nicht in Panik"

Von dieser weltweiten Strategie profitiert auch die Herstellung von Dieselmotoren in Augsburg. Ein Großauftrag für stationäre Kleinkraftwerke in Brasilien lastet die Fertigung in den kommenden Monaten voll aus. Angesichts des schwachen Geschäftes mit Schiffsmotoren werde man allerdings im vierten Quartal sehen müssen, ob es auch keine Kurzarbeit zu geben braucht, wenn die gegenwärtigen Aufträge abgearbeitet sind, dämpft Schwitalla optimistische Erwartungen.

An den Standorten München und Salzgitter mit 7200 beziehungsweise 2400 Mitarbeitern wird die Kurzarbeit der wieder etwas stärkeren Nachfrage angepasst. Das Tal sei erreicht, nun gehe es langsam wieder aufwärts. "Wir planen im Moment mit 50.000 Fahrzeugen", sagt Schwitalla. Das sind etwas mehr als die 47.000 produzierten im vorigen Jahr, aber noch deutlich weniger als die 104.000 Lkw im Jahr 2008, also vor der weltweiten Absatzkrise.

"Wir ermöglichen unseren Mitarbeitern nun wieder mehr Arbeitsstunden", sagt Schwitalla. Die Maßnahmen zur Weiterbildung sollen für die Kurzarbeiter weiterhin angeboten werden. Vorstand und Betriebsrat einigten sich jetzt auf den Umfang der Kurzarbeit bis zum Ende des Jahres. Ende 2010 wird es bei MAN Kurzarbeit seit 24 Monaten geben. Das Unternehmen stockt die Bezüge auf 90 Prozent des regulären Einkommens auf. Erst im Oktober und November werde deutlich werden, wie MAN in das nächste Jahr startet, sagt er. Nach dem Auslaufen der gesetzlichen Regelung müssten für 2011 eventuell tarifvertragliche Vereinbarungen folgen. "Wir verfallen da überhaupt nicht in Panik", so Schwitalla. "Wir haben immer noch Ventile, mit denen wir das steuern können."

In der Krise sei bei MAN mit Maß und Verstand gearbeitet worden, sagt er. "Da möchte ich auch unsere Arbeitnehmervertreter einschließen. Das funktioniert alles nur, wenn mit kühlen Köpfen agiert wird."

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