MAN-Chef Samuelsson:Der stille Macher

Håkan Samuelsson setzt bei MAN das bisher Undenkbare durch - er verkauft einen großen Teil des Unternehmens.

Karl-Heinz Büschemann

Das Wichtigste an diesem Mann scheint zu sein, dass er Schwede ist. Wann immer Zeitungen über Håkan Samuelsson, den Vorstandschef von MAN, berichten, geht es um seine Herkunft. "Schwedischer Wirbelwind", schrieb ein Blatt über den Manager, der seit Anfang 2005 den Münchner Mischkonzern MAN führt. "Zielstrebiger Schwede", war über ihn zu lesen. Oder: "Der Schwede liefert".

MAN-Chef Samuelsson: MAN-Chef Håkan Samuelsson.

MAN-Chef Håkan Samuelsson.

(Foto: Foto: dpa)

Es ist immer noch eine Ausnahme, wenn ein Nicht-Deutscher ein großes deutsches Unternehmen führt. Aber bei der traditionsbewussten MAN AG fällt dieser Mann an der Spitze besonders auf - und das nicht nur, weil er sein fließendes Deutsch mit einem sympathischen schwedischen Akzent anreichert und weil er das Schlittschuhlaufen als Hobby nennt.

Håkan Samuelsson - er wird am Sonntag 55 Jahre alt - hat den Konzern, der Lastwagen, Schiffsmotoren, Turbo- und Druckmaschinen baut, und der zudem mit Stahl handelt, seit seinem Amtsantritt umgekrempelt wie niemand zuvor.

"Historische Weichenstellung"

Am Donnerstag überraschte er mit der Entscheidung, die Druckmaschinen zu verkaufen. Das sei für MAN eine "historische Weichenstellung", sagte Samuelsson zutreffend. Damit trennt sich das Unternehmen von fast 9000 seiner über 60.000 Beschäftigten und von gut zwölf Prozent des Umsatzes. Das Geschäft sei nicht profitabel genug.

Man kann sich in Samuelsson leicht täuschen. Nach außen wirkt er immer ausgeglichen. Stets spricht er leise, ob er von den Spaziergängen mit seiner Ehefrau im Park von Schloss Nymphenburg berichtet, in dessen Nähe er wohnt, ob er seine Abneigung gegen die deutsche Mitbestimmung erkennen lässt oder die hohen Kosten in Deutschland beklagt.

Immer klingt er freundlich, als gäbe es für ihn keine Probleme. Aber stets macht er klar, was seine Meinung ist. Dass er weiß, wo es langgeht, hat ihm geholfen, seit er als junger Technik-Student in den siebziger Jahren in Stockholm sein Geld als Taxifahrer verdiente.

Konsequent

Seit der schlanke Mann im Jahr 2000 vom schwedischen LKW-Hersteller Scania zu MAN kam, wo er zunächst das Geschäft mit Nutzfahrzeugen übernahm, brachte er eine Konsequenz ein, die es zuvor in dem Unternehmen nicht gab.

Der stille Macher

Er verlagerte Arbeitsplätze in der Lkw- und der Busfertigung nach Polen und in die Türkei und brachte den Bereich, der zuletzt Verluste geschrieben hatte, wieder in die schwarzen Zahlen.

So empfahl sich der Ingenieur für höhere Aufgaben und wurde zum Chef des Gesamtkonzerns. Dabei hat ihm sicher geholfen, dass er vor zehn Jahren in den Vereinigten Staaten an einer privaten Elite-Wirtschaftsuniversität noch ein Zusatzstudium absolvierte, bei dem er seine strategischen Stärken entwickeln konnte.

Die Aufgabe in München ging er mit diplomatischem Geschick an. Er sagte wiederholt, er denke nicht an die Zerschlagung des Mischkonzerns, die von den Analysten immer wieder gefordert wird.

Enttäuschung bei Arbeitnehmern

Von diesem Versprechen machten die Belegschaftsvertreter im Aufsichtsrat damals sogar seine Berufung zum Chef abhängig. Daher hat er mit der Entscheidung, die Druckmaschinen abzustoßen, bei den Arbeitnehmern auch Enttäuschung ausgelöst. "Wir haben diesen Schritt nicht verstanden", sagt ein Belegschaftsvertreter, der durchblicken lässt, dass einige frustrierte Arbeitnehmervertreter im Aufsichtsrat gegen Samuelssons Verkaufsplan gestimmt haben.

Die Arbeitnehmer wollen jetzt "höllisch aufpassen", dass Samuelsson nicht weitere Konzernteile verkauft und einen reinen Nutzfahrzeugkonzern schafft. Und dann kommt auch der Arbeitnehmervertreter auf die Herkunft des Chefs zu sprechen.

"Die Schweden sind etwas anders gepolt", sagt er und bestätigt, dass Samuelsson von einem Plan nur schwer abzubringen ist. "Was die sagen, ist so klar wie das Gebetbuch."

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