Mängel an Bombardier-Zügen:Richter skeptisch in Klage wegen Berliner S-Bahn

Hat Bombardier arglistig Sicherheitsmängel der Berliner S-Bahnen verschwiegen? Ja, sagt die Bahn und will Schadenersatz. Nein, sagt der Hersteller und fordert eine Entschuldigung. Der Richter lässt die Bahn erst einmal auflaufen - und vertagt dann den Prozess aufs nächste Jahr.

Von Daniela Kuhr, Berlin

Die einen wollen 350 Millionen Schadenersatz, die Gegenseite eine öffentliche Entschuldigung für vermeintliche Schmähungen. Vor dem Berliner Landgericht begann an diesem Mittwoch die juristische Aufarbeitung der jahrelangen Krise der Hauptstadt-S-Bahn.

Die Berliner S-Bahn, Betreiber der Züge, wirft ihrem Zug-Lieferanten Konstruktionsmängel vor. Bombardier soll sogar von diesen Mängeln gewusst und sie "arglistig" verschwiegen haben. Der Zughersteller weist den Vorwurf als "ungeheuerlich" zurück und verlangt, dass die Bahn ihn in einer offiziellen Unternehmensmitteilung zurücknimmt und in mehreren großen Tageszeitungen Anzeigen schaltet.

Technikprobleme, Managementfehler und Wartungsmängel hatten die Bahn-Tochter S-Bahn-Berlin GmbH 2009 in eine tiefe Krise gestürzt. Jahrelang fehlten im täglichen Betrieb Züge, weil sie oft in die Werkstätten mussten.

Der Vorsitzende Richter Lothar Jünemann machte der Bahn gleich zu Beginn des Prozesses wenig Hoffnung. Die normalen Gewährleistungsansprüche der Bahn seien längst verjährt, sie habe also nur dann einen Anspruch auf Schadenersatz, wenn Bombardier tatsächlich Mängel der Züge "arglistig verschwiegen" habe. Genau daran aber hat der Richter noch erhebliche Zweifel. Dann vertagte er den Prozess auf den 4. Februar 2015.

Die S-Bahn hat nun zunächst drei Monate Zeit, ihre Behauptung schriftlich näher zu erläutern, Bombardier habe sie über Mängel an den Achsen der gelieferten S-Bahnen getäuscht.

Am Montag waren Gespräche über eine außergerichtliche Einigung gescheitert. Die Bahn brach die Verhandlungen ab, Bombardier betonte zunächst seine Gesprächsbereitschaft. Doch gerade weil dieser Vorwurf so ungeheuerlich ist, sei eine Einigung völlig ausgeschlossen, stellt der Vertreter von Bombardier zu Prozessbeginn am Dienstag klar.

Vor dem Auftrag an Bombardier habe die Bahn ihre Züge jahrzehntelang mehr oder weniger selbst gebaut, sagte Jünemann. Daher könne er "noch nicht so recht erkennen", woher Bombardier "ein größeres Wissen über die Technik gehabt haben soll" als die Bahn oder das Eisenbahnbundesamt (EBA). Zumal er keine Behörde kenne, "die penibler prüft als das EBA. Dass die einen Mangel nicht erkennen, ist für mich schwer vorstellbar".

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