Lustreisen nach Budapest:Ergo-Manager müssen vor Gericht

Sie haben in Budapest eine wilde Party mit 20 Prostituierten gefeiert - und brachten damit ihren Arbeitgeber, die Hamburg-Mannheimer, in Bedrängnis. Nun hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen zwei Manager der Ergo-Tochter erhoben.

Lustreisen nach Budapest: In der Budapester Gellert-Therme sollen die Versicherungsvertreter eine Party mit 20 Prostituierten gefeiert haben.

In der Budapester Gellert-Therme sollen die Versicherungsvertreter eine Party mit 20 Prostituierten gefeiert haben.

(Foto: AP)

"Party-Total" war das Motto, das die Manager der Reise gegeben hatten. Es war 2007, als zwei Manager der Hamburg-Mannheimer-Versicherung ihre 64 erfolgreichsten Vertreter mit einer dreitägigen Fahrt nach Budapest belohnten. Der Höhepunkt: Eine Sause in einer Budapester Therme mit 20 Prostituierten. Nun will die Staatsanwaltschaft die Organisatoren vor Gericht bringen.

Die Hamburger Staatsanwälte klagen zwei Manager wegen schwerer Untrete an. "Wir werfen ihnen vor, mit der Beauftragung von Prostituierten und der Verschleierung der Kosten dafür gegen interne Richtlinien des Unternehmens verstoßen zu haben", sagte ein Sprecher. Die Sex-Reise sei weder mit dem Unternehmenszweck noch mit dem Image der Versicherung vereinbar. Das hätten die Manager gewusst.

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass der Ergo-Tochter, die inzwischen den Holdingnamen trägt, ein Schaden von rund 52.000 Euro entstanden ist. Der damalige Vorstand habe den Ermittlungen zufolge nichts von der Lustreise gewusst, betonte der Sprecher. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft waren durch eine Strafanzeige von Ergo ins Rollen gekommen.

Auch gegen einen damaligen Mitgeschäftsführer einer Event-Agentur, der die umstrittene Reise plante, hat die Behörde Anklage erhoben - wegen Beihilfe zur Untreue. Die beiden früheren Manager hatten sich nach Angaben der Staatsanwaltschaft an die Agentur gewandt, um die sogenannte Incentive-Reise nach Budapest zu organisieren. "Die gemeinsame Planung sah nach unseren Erkenntnissen bereits vor, dass an der Party Prostituierte teilnehmen sollen", hieß es von der Staatsanwaltschaft.

Dennoch hätten die Beschuldigten einen Mann in Ungarn, dem gute Kontakte zum Budapester Rotlichtmilieu nachgesagt wurden, mit der Verpflichtung der Prostituierten beauftragt. Über die Event-Agentur sollen die Kosten verdeckt abgerechnet worden sein. Die damaligen Führungskräfte hätten mehrere Rechnungen der Event-Agentur freigegeben, erklärte die Staatsanwaltschaft. Sie durften zwar eigenverantwortlich externe Dienstleistungen von Agenturen in Anspruch nehmen - aber eben nur solche, die nicht gegen die internen Richtlinien des Unternehmens verstoßen.

Insgesamt soll die Event-Agentur der Hamburg-Mannheimer rund 330.000 Euro in Rechnung gestellt haben. Nach den Enthüllungen über den Sex-Skandal war die Ergo-Versicherungsgruppe im vergangenen Jahr in die Schlagzeilen geraten. Als Konsequenz aus der umstrittenen Reise hatte Ergo die Verhaltensregeln für Mitarbeiter und selbständige Handelsvertreter verschärft.

Ende August war bekannt geworden, dass die Konzernrevision weitere Fälle ans Tageslicht gebracht hat: Demnach haben Vertreter bei der Konzerntochter Hamburg-Mannheimer in den Jahren 2009, 2010 und 2011 Reisen in einen Swingerklub auf Jamaika organisiert. Ein zweites Ermittlungsverfahren der Hamburger Staatsanwaltschaft zu Ergo wegen des Verdachts auf Betrug bei Riester-Verträgen läuft noch. Die Behörde ermittelt gegen elf Manager des Konzerns.

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