Lukrative Vertriebspartnerschaft:Mobilfunkbetreiber buhlen um Apple-Handy

Europas Mobilfunkkonzerne rangeln um einen neuen Marketingvorteil: Sie wollen ihren Kunden das neue Apple-Handy exklusiv anbieten. Für Apple lohnt sich das aber kaum.

Caspar Dohmen

Apples Mobiltelefon ,,iPhone'', das mit Kamera und MP3-Abspieler ausgestattet ist, stößt bei europäischen Mobilfunkbetreibern auf reges Interesse.

iPhone

Apple-Chef Steve Jobs bei der Präsentation des iPhone.

(Foto: Foto: dpa)

So dürfte sich wohl jeder Mobilfunkprovider darum bemühen, das Gerät zu vermarkten, hieß es am Donnerstag in Branchenkreisen. Die spannende Frage sei nun, für welche Vertriebsstrategie sich Apple in Europa entscheiden werde.

In den USA soll zunächst der führende Mobilfunkanbieter Cingular die Geräte ab Juni für zwei Jahre exklusiv verkaufen.

Europäischer Markt sehr zersplittert

Eine solche Exklusivität dürften auch die großen europäischen Mobilfunk-Netzbetreiber anstreben, hieß es in der Branche. Es sei aber fraglich, ob sich Apple darauf einlasse, weil der europäische Markt sehr zersplittert sei.

So sind Vodafone und Telefónica in Mittel- und Westeuropa stärker vertreten, T-Mobile dagegen in Mittel- und Osteuropa. Zudem sei es in den USA angesichts der höheren Handypreise für einen Hersteller wichtiger, einen starken Mobilfunkanbieter als Verbündeten bei der Vermarktung eines teuren Gerätes zu haben.

In Europa spielen die Endgerätepreise wegen hoher Subventionen der Mobilfunkbetreiber eine wesentlich geringere Rolle.

Start zum kommenden Weihnachtsgeschäft

Apple will in Europa pünktlich zum kommenden Weihnachtgeschäft im vierten Quartal 2007 starten. Zu seiner europäischen Vermarktungsstrategie mit Mobilfunkanbietern wollte sich der US-Konzern noch nicht äußern. ,,Kein Kommentar'', hieß es bei Apple.

Eine Sprecherin der Telekom-Mobilfunksparte T-Mobile bezeichnete das ,,iPhone'' als sehr interessant. Zunächst müsse das Gerät aber getestet werden.

Über mögliche Gespräche mit Apple wollte sie sich nicht äußern - ebenso wenig wie ein Sprecher von Vodafone D2, der allerdings voll des Lobes für die Möglichkeiten des neuen Handys ist.

Das Gerät passe gut zu der eingeschlagenen Strategie von Vodafone, Multimedia- und Musikdienste auszubauen und sich so gegenüber der Billigkonkurrenz zu positionieren.

Telefónica offenbar bereits in Gesprächen

Nach Informationen der britischen Tageszeitung The Times hat der spanische Mobilfunkbetreiber Telefónica bereits erste Gespräche über einen exklusiven Vertrieb mit Apple geführt. Zu Telefónica gehört auch der in Deutschland tätige Mobilfunkanbieter O2.

Mobilfunkbetreiber buhlen um Apple-Handy

Die Branche hofft bei dem neuen Apple-Gerät auf eine bessere Abstimmung von Hard- und Software.

Handys mit Multimediafunktionen hätten bisher in der Praxis häufig enttäuscht, sagt der Telekommunikationsexperte Dan Bieler von dem Beratungshaus IDC.

Kompetenz bei Design und Funktion

Apple habe in der Vergangenheit oft seine Kompetenz bei Design und Funktion bewiesen, zuletzt beim MP3-Abspielgerät,,iPod''.

Ähnlich wie bei dem Musikplayer könnte Apple auch von dem neuen ,,iPhone'' abgespeckte Versionen auf den Markt bringen, prognostiziert Bieler.

UMTS

Branchenexperten erwarten, dass Apple das ,,iPhone'' bei seinem Verkaufsstart in Europa mit der Übertragungstechnik UMTS ausrüsten wird. Wegen der einfachen Bedienbarkeit dürfte die Nachfrage nach Mobilfunkdiensten deutlich steigen, erwartet der Unternehmensberater Roman Friedrich von Booz Allen Hamilton.

Noch ist es aber keineswegs sicher, dass Apple mit seinem neuen Gerät den ganzen Mobilfunkmarkt aufmischen wird, angepeilt wird bis Anfang des Jahres 2008 ein weltweiter Marktanteil von einem Prozent.

So könnten asiatische Handyhersteller dem US-Konzern Apple ins Gehege kommen und für ihre Heimatmärkte eigene Geräte entwickeln, heißt es in Branchenkreisen. Aber auch alle anderen Hersteller von Handys müssten reagieren, sagte Friedrich.

Schönheitsfehler

Ein Schönheitsfehler für Apple ist der Streit um den Namen mit dem Netzwerkspezialisten Cisco. Das Unternehmen beansprucht selbst die Markenrechte für die Bezeichnung ,,iPhone''. Cisco hatte die Rechte im Jahr 2000 mit der Übernahme der Firma Info-Gear Technology erworben.

Apple hatte Gespräche mit Cisco über die Namensrechte abgebrochen. Jetzt stellt sich Apple auf den Standpunkt, dass sein Mobiltelefon zu einer anderen Geschäfskategorie gehört als das im Cisco-Geschäftsbereich entwickelte Gerät, mit dem man über das Internet telefonieren kann.

Apple wies die Klage von Cisco zurück und bezeichnete sie als albern. Die Anleger sehen den Streit nicht ganz so gelassen. Die Apple-Aktie startete in den US-Handel mit Kursverlusten von mehr als einem Prozent.

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