Luftverkehr:Ryanair-Piloten wollen streiken

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Die Pilotengewerkschaft Cockpit fordert nun einen Tarifvertrag mit Tuifly-Standards.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) droht mit Streiks bei der Billigfluggesellschaft Ryanair. Damit will sie Verbesserungen der viel kritisierten Arbeitsbedingungen durchsetzen. Streiks könnten jederzeit beginnen, nur die Zeit vom 23. bis 26. Dezember sei wegen Weihnachten ausgenommen.

Die Fluggesellschaft steht seit langem in der Kritik, vor allem, weil sie auf eine große Anzahl freiberuflicher Piloten zurückgreift. Die Staatsanwaltschaft Koblenz wirft dem Unternehmen vor, diese als Scheinselbständige zu beschäftigen und damit Sozialabgaben zu umgehen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) argumentiert, die Zeit sei nun günstig für ihre Forderungen. Sie nimmt die Ferienfluggesellschaft Tuifly als Maßstab für eine marktgerechte Bezahlung.

Ryanair gibt sich allerdings weiterhin unversöhnlich. "Ryanair hat keine Ankündigung eines Streiks von ihren deutschen Piloten erhalten, also vermuten wir, dass dies eine PR-Aktion der Lufthansa-Pilotengruppe VC ist", so das Unternehmen zur SZ. "Wenn solch eine Aktion stattfinden sollte, wird sich Ryanair damit direkt befassen, aber wir werden nicht mit der Lufthansa-Pilotengewerkschaft VC umgehen und diese nicht anerkennen, egal, was passiert."

Die deutschen Ryanair-Piloten sind nicht die einzigen, die derzeit Streiks planen. Vielmehr ist die Ankündigung der VC Teil einer mit dem europäischen Pilotenverband abgestimmten Aktion. Der Fluggesellschaft drohen auch in Irland, Großbritannien, Portugal und Italien Streiks.

Ryanair trifft die Initiative der Piloten zu einer denkbar ungünstigen Zeit. Das Unternehmen war wegen einer fehlerhaften Urlaubsplanung zuletzt gezwungen, Tausende Flüge über den Winter zu streichen und das geplante Kapazitätswachstum zu reduzieren. Beobachter glauben, dass die Fluggesellschaft derzeit besonders viele Kapitäne verliert, die bei anderen Unternehmen bessere Arbeitsbedingungen und höhere Gehälter sehen. Ryanair bestreitet dies. Die VC jedoch sieht eine einmalige Gelegenheit, Forderungen durchzusetzen: "Wenn nicht jetzt, wann sonst gibt es eine realistische Chance?", fragt Ingolf Schumacher, Vorsitzender für Tarifpolitik.

© SZ vom 13.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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