Luftverkehr:Kunststück

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Das Video eines schlingernden Flugzeugs am Flughafen Düsseldorf wurde über Nacht zum Hit im Netz. Gedanken über das Hin- und Her von Airlines in diesen Tagen.

Mit den Fluggesellschaften ist es in diesen Zeiten so eine Sache. Einige, wie Air Berlin, Alitalia oder die britische Monarch, sind pleite. Andere, wie der Billigflieger Ryanair, sagen massenweise Flüge ab - angeblich, weil sehr viele Menschen, die bei den Iren beschäftigt sind, zur gleichen Zeit Urlaub machen mussten. Als ob das nicht schon vorher klar war.

Man kann also, wenn man will, einer ganzen Reihe von Airlines dieser Tage zusehen, wie sie wanken, schlingern, oder gleich komplette Bauchlandungen hinlegen. Wirtschaftlich gesehen natürlich. Das Blöde ist, dass die, die schlingern, ausgerechnet auch noch als Aushängeschild für irgendwas stehen. Air Berlin für Berlin, Alitalia für Italien (dort nennt man sie nicht zufällig Compagnia di bandiera, also jene Airline, die unter italienischer Flagge fliegt), und Ryanair, nun ja, ist seit jeher eine Art Aushängeschild für billiges Reisen, ein Pionier des Discount-Fliegens. Es geht also um viel bei diesen Unternehmen: Der Druck, der auf ihnen lastet, ist groß - und da sollte es einen nicht verwundern, wenn die eine oder andere Maschine mal am Boden bleibt.

Natürlich ist das alles nichts gegen das, was sich am Donnerstag am Düsseldorfer Flughafen abgespielt hat. Ein Riesenflieger vom Typ A380 schlingerte nach dem Aufsetzen auf dem Boden erst einmal hin und her, und einige mögen sich angesichts des ziellosen Hin und Hers an Alitalia oder Air Berlin erinnert gefühlt haben. Schuld war in diesem Fall aber nicht die Ökonomie, nicht einmal eine verfehlte Politik, sondern lediglich: starke Seitenwinde. Wie gut, dass an diesem Tag ein gewisser Martin Bogdan anwesend war; einer, der viel Zeit damit verbringt, am Flughafen zu stehen und auf den richtigen Moment zum Filmen zu warten. So gesehen macht er nicht viel Anderes als ein Surfer auf Hawaii, der nach der einen großen Welle Ausschau hält. Man nennt solche Menschen "planespotter" - was irgend so etwas bedeutet wie "Flugzeugbeobachter".

Die Leidenschaft fürs Flugzeugfilmen, die großartige Leistung des Piloten - es kam irgendwie alles zusammen, und weil der Planespotter seinen Film auch auf seinen Youtube-Kanal "Cargospotter" stellte, ist aus dem windigen Landemanöver des größten Passagierflugzeugs der Welt im Laufe weniger Stunden ein international beachteter Video-Hit geworden. Alle wollen nun beim Schlingern zusehen.

Anders ist das bei unseren Freunden von Air Berlin oder Alitalia. Winde gäbe es genug - aber was fehlt, ist die künstlerische Pirouette.

© SZ vom 07.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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