Lufthansa:"Wir wollen faire Konkurrenz"

Angst vor Wettbewerbsverzerrung: Die Lufthansa fürchtet Nachteile, wenn die Regierung mit Staatsgeld bei der Finanzierung von Airbus-Jets einspringt.

J. Flottau, São José dos Campos

Die Lufthansa hat die geplanten Hilfen für die Kunden des Flugzeugherstellers Airbus als Wettbewerbsverzerrung kritisiert. "Das ist ärgerlich", sagte Lufthansa-Chefeinkäufer Nico Buchholz am Rande einer Veranstaltung in São José dos Campos in Brasilien mit Blick auf die staatlichen Pläne. "Konkurrenz ist gut, aber wir wollen faire Konkurrenz", forderte Buchholz.

Flufzeuge Lufthansa lehnt Staatshilfe für die Konkurrenz ab AP

Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten will die Lufthansa selbst an hohen Investitionen festhalten und im laufenden Jahr 50 neue Maschinen übernehmen.

(Foto: Foto: AP)

Die Bundesregierung hatte ebenso wie die französische Regierung angekündigt, Fluggesellschaften zu helfen, die von Banken keine Kredite bekommen, um neue Flugzeuge zu finanzieren. Der Staat soll für diese Kredite künftig bürgen. Frankreich will für dieses Programm fünf Milliarden Euro bereitstellen. Über die genaue Größenordnung des deutschen Hilfspaketes gibt es noch keine Angaben.

Sicherheitspolster verschwunden

Airbus drohen vor allem in der zweiten Jahreshälfte erhebliche Risiken, weil die Kunden die Finanzierung nicht zustande bringen. Analystenschätzungen zufolge könnten für die gesamte Industrie in diesem Jahr bis zu 200 Flugzeuge gefährdet sein. Airbus-Verkaufschef John Leahy hatte zuletzt die Banken dazu aufgefordert, "ihrer Rolle gerecht zu werden" und wieder Mittel zur Verfügung zu stellen. Wegen Stornierungen und verschobenen Lieferterminen ist die Produktion bei Airbus im laufenden Jahr anders als üblich schon jetzt praktisch nicht mehr überbucht und das Sicherheitspolster für den Hersteller abgeschmolzen. Sollten im großen Stil weitere Kunden abspringen, drohen Airbus Umsatzausfälle in Milliardenhöhe.

Im Gegensatz zu vielen Konkurrenten will Lufthansa selbst aber an den hohen Investitionen festhalten und im laufenden Jahr 50 neue Maschinen übernehmen. Der brasilianische Hersteller Embraer übergab in dieser Woche die erste von insgesamt 30 Maschinen der Baureihe Embraer 190/195, ein Regionalflugzeug mit knapp 120 Sitzen. Die ersten fünf Maschinen gehen an die italienische Lufthansa-Tochter Air Dolomiti, die anderen Flugzeuge voraussichtlich an Lufthansa Cityline.

Hohe Nachfrage nach gebrauchten Maschinen

Die Flotten-Investitionen im Jahr 2009 belaufen sich auf rund 2,5 Milliarden Euro und werden zunächst aus dem operativen Überschuss bezahlt. Die beiden ersten ursprünglich für dieses Jahr erwarteten Airbus A380 werden wegen der Produktionsprobleme des Herstellers allerdings wohl erst 2010 ausgeliefert.

Neben zahlreichen neuen Regional- und Mittelstreckenmaschinen plant die Lufthansa, auch Großraumflugzeuge der A330/340-Baureihe zu übernehmen. Da die zweitgrößte europäische Airline ihre Kapazität in diesem Jahr aber nicht erweitern möchte, will sie zahlreiche ältere Maschinen aus dem Bestand verkaufen. Die Nachfrage nach gebrauchten Lufthansa-Maschinen ist Buchholz zufolge trotz der schwierigen Marktlage erstaunlich hoch: "Wir könnten deutlich mehr Boeing 737 verkaufen, als wir derzeit planen." Immer noch suchen Airlines Maschinen, mit denen sie Verspätungen wie etwa der Boeing 787 überbrücken.

Buchholz rechnet damit, innerhalb weniger Monate einen festen Kaufvertrag für die neue C-Serie des kanadischen Herstellers Bombardier zu unterschreiben. Lufthansa hatte im vergangenen Jahr eine Absichtserklärung für 30 der 120-Sitzer unterschrieben. Bombardier hatte damit die Entwicklung des Programms formal gestartet, bislang aber keine zusätzlichen Aufträge bekommen.

Die Lufthansa-Entscheidung für die C-Serie wird in der Branche auch als deutliche Warnung an Airbus und Boeing verstanden, sich mit den Nachfolgern der A320- und 737-Baureihen nicht zu viel Zeit zu lassen. Die beiden Hersteller peilen derzeit etwa das Jahr 2020 für die Marktpremiere an, vielen Fluggesellschaften ist dies aber zu spät. "Wir wollen einen echten Quantensprung bei der Effizienz", fordert Buchholz.

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