Lufthansa:Von Freitag bis Freitag

Streiks bei Lufthansa - Frankfurt

Lufthansa-Flugzeuge in einer Halle am Frankfurter Flughafen: Mehr als 900 Flüge wurden am Montag abgesagt.

(Foto: Fredrik von Erichsen/dpa)

Die Flugbegleiter wollen ihre Ausstände in Frankfurt, München und Düsseldorf fortsetzen. Der Vorstand des Konzerns berät über Konsequenzen aus dem Arbeitskampf.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) hat einen neuen Vorschlag zur Beendigung des Streiks abgelehnt. Lufthansa hatte der Gewerkschaft nach einer Sondersitzung des Vorstandes angeboten, alle Forderungen bei der Übergangsversorgung zu akzeptieren, falls diese ihren Arbeitskampf sofort beendet und sich am Dienstag zu neuen Verhandlungen trifft. Der Vorschlag soll allerdings nur für aktuelle Mitarbeiter gelten und nicht für Flugbegleiter, die in der Zukunft eingestellt werden. UFO hatte ein solches Vorgehen bislang stets abgelehnt. Gleichzeitig droht Lufthansa, angesichts der hohen Kosten Strecken nach Asien, Afrika und Südamerika zu streichen und weitere Flugzeuge auszumustern.

"Das Angebot bringt minimale Verbesserungen und wird noch dazu mit einer Drohung verbunden", so UFO-Chef Nicoley Baublies. "So funktioniert das nicht." Die für Dienstag angesetzten Streiks sollen daher stattfinden. Lufthansa hingegen sah die Lage komplett anders: "Die nochmalige Verbesserung unseres Angebotes ist für uns ein schwerer Schritt," so Karl-Ulrich Garnadt, der im Vorstand für das Fluggeschäft der Marken Lufthansa und Eurowings zuständig ist. "Wir sind uns im Klaren darüber, dass die dringend notwendigen Verbesserungen der Kosten- und Wettbewerbspositionen mit diesem erneuten Entgegenkommen nicht erreicht werden können und sich der Abstand zu relevanten Wettbewerbern weiter vergrößert." Lufthansa hatte der Gewerkschaft angeboten, das System der Übergangsversorgung für Bestandsmitarbeiter beizubehalten und eine Einmalzahlung von 2000 Euro zu gewähren. Nun soll das modifizierte System angewandt werden, über das die beiden Seiten seit Monaten verhandeln und in Details wie den zugrunde liegenden Zinssätzen auseinander lagen. Zusätzlich soll die Einmalzahlung auf 3000 Euro erhöht werden, Anfang 2016 und 2017 sollen die Gehälter um jeweils 1,7 Prozent steigen.

Lufthansa musste am Montag rund 900 Flüge absagen, mehr als 100 000 Passagiere waren von dem Streik betroffen. Ufo hatte zum Streik in Düsseldorf, Frankfurt und München aufgerufen, und zwar sowohl auf der Kurz- als auch auf der Langstrecke. Am Dienstag sollen in München und Frankfurt die Langstreckenverbindungen bestreikt werden, in Düsseldorf alle Flüge, mehrere Zehntausend Passagiere werden deswegen aller Voraussicht nach nicht ihre ursprünglich gebuchten Lufthansa-Flüge nutzen können. Der Streik der Flugbegleiter hatte am Freitag vergangener Woche begonnen und soll bis zum kommenden Freitag dauern.

"Die Drohung der LH-Führung zeigt einmal mehr Hilflosigkeit im Umgang mit dieser Situation."

Die Lage drohte zwischenzeitlich sogar weiter zu eskalieren: "Aufgrund der Androhung des Lufthansa-Konzernvorstandes, es werde heute über Konsequenzen der Streiks entschieden, ist es nicht ausgeschlossen, dass noch heute eine Änderung dieser Planungen erfolgt," so Ufo in Bezug auf den für Dienstag angesetzten Ausstand und bevor Lufthansa den neuen Vorschlag unterbreitet hatte.

Lufthansa und Ufo waren sich im Prinzip einig, dass die Betriebsrenten von einem garantierten Auszahlungsbetrag auf eine garantierte Beitragshöhe umgestellt werden sollte. Dies hätte für den Konzern erhebliche bilanzielle Vorteile, weil hohe Rückstellungen aufgelöst werden könnten. Die Kosten wären besser berechenbar.

Ufo und Lufthansa haben zudem seit Mitte 2014 über die sogenannte "Agenda Kabine" verhandelt, die unter anderem die Pensionsreform, aber auch andere Initiativen, die Personalkosten zu senken, abdecken sollte. Spätestens mit den Streiks aber ist das Gesamtpaket gescheitert. Der Ufo-Streik droht der längste Arbeitskampf in der Lufthansa-Geschichte zu werden. Das Unternehmen will Personalkosten auch im Kerngeschäft spürbar senken und hat deutlich gemacht, dass es vor einer Einigung kein Wachstum bei Lufthansa mehr geben wird. Darüber hinaus baut der Konzern die Billigmarke Eurowings auf, bei dem die Kosten um rund 40 Prozent niedriger sein sollen. Die Strategie wird von Ufo, aber auch von der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) massiv bekämpft.

Eurowings übernimmt über kurz oder lang das Geschäft von Germanwings. Die neue Firma hat erste Langstreckenverbindungen aufgenommen und könnte in diesem Segment mehr Verbindungen von Lufthansa übernehmen, wenn es keine Einigung mit Ufo und VC gibt. Die Lufthansa-Piloten beraten gerade, wie sie nach dem Verbot ihrer Streiks, die sie mit den Eurowings-Plänen begründet hat, vorgehen. Gespräche zur Übergangsversorgung finden statt, doch dürften diese ohne Lösung des übergeordneten Konfliktes mit den Flugbegleitern kaum erfolgreich verlaufen.

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