Lufthansa:Nach dem Streik ist vor dem Streik

Stets streikbereit: Im Tarifstreit mit der Lufthansa betonen die Piloten ihre Verhandlungsmacht. Sie sei durch die vereinbarte Schlichtung nicht gefährdet.

Jens Flottau

Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) ist offenbar bereit zu weiteren Streiks, sollte sich Lufthansa beim umstrittenen Konzerntarifvertrag nicht kompromissbereit zeigen. In einem Schreiben an die Mitglieder heißt es, die Schlichtungsvereinbarung und Friedenspflicht ende am 23. April, also bereits am Freitag kommender Woche. Sie kann nur verlängert werden, wenn beide Seiten zustimmen.

Damit ist denkbar, dass der Streit schon bald erneut eskaliert. Piloten und Unternehmen hatten sich erst in der vergangenen Woche darauf geeinigt, eine Schlichtung einzugehen. Sie haben sich aber auch knapp eine Woche später noch nicht über die Modalitäten des Verfahrens geeinigt. Am Dienstag traf sich Personalvorstand Stefan Lauer mit VC-Vertretern, jedoch zeichnete sich bis Redaktionsschluss kein Kompromiss ab.

Lufthansa war es mit der Schlichtung formal gelungen, die Verhandlungen zu Vergütung und Arbeitsbedingungen von dem eigentlichen Kernthema Konzerntarifvertrag abzukoppeln, wegen dem die Piloten aber nicht streiken dürfen.

Thomas von Sturm , Sprecher der Tarifkommission, sieht die Verhandlungsposition der Piloten dennoch nicht als geschwächt an: Selbst wenn beide Seiten den Vorschlag eines Schlichters akzeptieren, könne die Laufzeit des neuen Tarifvertrages bis Jahresende oder sogar nur bis zur Jahresmitte begrenzt werden.

Auch die Lotsen wollen streiken

Danach seien die Lufthansa-Piloten sofort wieder streikfähig. Und es werde keine Lösung ohne den Konzerntarifvertrag geben, so Sturm am Rande einer Demonstration vor der Lufthansa-Zentrale. Zugeständnisse bei Produktivität und Arbeitsbedingungen seien nur denkbar, wenn der Hauptstreitpunkt geklärt sei.

Laut Konzerntarifvertrag dürfen Maschinen mit mehr als 70 Sitzen nicht an Tochtergesellschaften ausgelagert werden. Die Gewerkschaft wirft Lufthansa vor, diese Vereinbarung bereits gebrochen zu haben. Sie fordert, dass die Regelung auch überall dort gilt, wo Lufthansa wie in Italien Tochtergesellschaften besitzt.

Darüber hinaus will die VC verhindern, dass Beteiligungen wie Austrian oder Swiss auf Kosten des Kerns wachsen. Lufthansa lehnt dies ab und plant, den Konzerntarifvertrag abzuschaffen, falls es keinen Kompromiss gibt.

Auch die Lotsen der Deutschen Flugsicherung (DFS) drohen mit einem Streik, der womöglich schon nächste Woche stattfinden könnte. Allerdings dürfte die DFS eine Schlichtung vorschlagen.

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