Flugbegleiter:Lufthansa-Streik endet - zumindest für diese Woche

Lufthansa-Flugbegleiter im Streik

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO) plant für Freitagmittag eine Groß-Demo.

(Foto: dpa)
  • Auf einer Kundgebung am Freitagmittag will die Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo bekanntgeben, wie es nach dem Streik weitergeht.
  • Der Ufo-Chef Nicoley Baublies schließt einen weiteren Streik nicht aus.

Analyse von Jens Flottau, Frankfurt

Für diesen Freitag hat Nicoley Baublies schon konkrete Pläne. Der Chef der Unabhängigen Flugbegleiter Organisation (UFO) will sich "mit allen Mitarbeitern des Bodens, des Cockpits, der Kabine, mit allen Müttern, Vätern, Kindern und Haustieren" treffen, um "dem Raubbau an unserer Lufthansa" eine Absage zu erteilen. Wenn es nach ihm geht, dann wird der längste Streik in der Geschichte der Lufthansa am Freitag mit der größten Demo seinen Höhepunkt erleben - und zwar direkt vor der Konzernzentrale. Schließlich gelte es, "Geschichte zu schreiben".

Das ist der Gewerkschaft, wenn man den Begriff Geschichte einmal auf das Unternehmen Lufthansa eingrenzt, in der vergangenen Woche gelungen. Rund eine halbe Millionen Passagiere, deren Flüge ausgefallen sind, können es bestätigen. Baublies selbst gefällt sich ganz offenbar in seiner Rolle als Kämpfer für die Gerechtigkeit - in den sozialen Netzwerken wird er dafür von seinen Anhängern mittlerweile geradezu vergöttert. Und die Unternehmensführung umso mehr gehasst.

Warum es soweit kommen konnte, wird sich wohl erst mit einigem Abstand klären lassen. Einiges ist aber schon jetzt offensichtlich: Da ist das abgrundtiefe Misstrauen, das sich beide Seiten entgegenbringen, die Unfähigkeit, mit der Gegenseite so zu kommunizieren, dass diese auch weiß, was gemeint ist. Und schließlich hat der Konflikt Emotionen geschürt, die in keinem Verhältnis zu den inhaltlichen Differenzen stehen. Eine Einigung war nämlich zwischenzeitlich schon relativ nah.

Weder Lufthansa-Chef, noch UFO-Chef wollen nachgeben

Die Analyse wäre hilfreich, weil sich nach dem voraussichtlichen Ende des Streiks am kommenden Freitag die Frage stellt, wie es weitergeht. Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat einmal mehr deutlich gemacht, dass er nicht einknicken wird - ein einwöchiger Streik wäre dafür ein Anlass gewesen. Er argumentiert, Lufthansa müsse diese Phase durchstehen und Kostensenkungen durchsetzen, um langfristig die Früchte dieser Arbeit zu ernten und wettbewerbsfähiger zu sein.

Allerdings hat Spohr in Sachen Tarifverhandlungen mit Baublies einen Kontrahenten bekommen, der den besonders renitenten Piloten mittlerweile in nichts nachsteht und der sich mit diesen trotz zeitweilig massiver Differenzen derzeit geradezu verbrüdert. Vor Beginn des einwöchigen Streiks hatte Baublies verkündet, dass der Ausstand am Freitag ende und nicht verlängert werde. Das heißt aber nicht, dass dies der letzte UFO-Streik in diesem Jahr gewesen sein muss. "Wir werden am Freitag auf einer Kundgebung bekanntgeben, wie es weitergeht, wenn Lufthansa bis dahin selbst die gerichtlich vorgeschlagenen Sondierungen weiter ablehnt", so Baublies. "Wenn es keine Bewegung vom Vorstand gibt, dann müssen wir vielleicht sagen, dass es noch einen Streik geben wird."

Lufthansa-Personalvorstand Bettina Volkens hingegen glaubt, "am Ende wird es einen Kompromiss geben". Sie sagte dem ZDF-Morgenmagazin, sie sei weiter "optimistisch, dass es klappt."

Auch am Donnerstag hatte die Fluggesellschaft wieder rund 930 der 3000 täglichen Flüge streichen müssen. 107 000 Passagiere waren davon betroffen. Eine Klage vor dem Arbeitsgericht in Düsseldorf zog die Lufthansa wieder zurück, die Richter hatten zuvor angedeutet, dass sie gegen die Lufthansa urteilen wollen. Für Freitag strich Lufthansa 941 Flüge. Am Samstag will sie weitgehend zum Normalbetrieb zurückkehren, alle Langstreckenflüge finden statt.

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