Lufthansa:"Kein Pillepalle"

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Werden die bald wieder gebraucht? Gebrauchte Streikwesten am Flughafen in Frankfurt. (Foto: Frank Rumpenhorst/dpa)

Neuer Ärger für Lufthansa und ihre Passagiere: Jetzt drohen die Flugbegleiter mit Streiks noch in diesem Jahr. Möglicherweise wollen sie sich sogar mit den streikerprobten Piloten zusammentun. Zuvor waren Gespräche mit der Arbeitgeberseite gescheitert.

Von Caspar Busse, München

Flugausfälle, Notfallpläne, lästige Umbuchungen, verpasste Termine, verärgerte Passagiere: Lufthansa, die größte deutsche Fluggesellschaft, hat fast schon Routine in solchen Dingen. Insgesamt 13 Mal haben die Piloten in der laufenden Tarifrunde bereits gestreikt - und eine Einigung ist noch immer nicht in Sicht. Jetzt droht das ganze Programm mit den Flugbegleitern.

"Wir werden uns seriöserweise nun auf Streiks vorbereiten müssen", sagt Nicoley Baublies, Chef der Flugbegleitergewerkschaft Ufo, der Süddeutschen Zeitung, und fügt an: "Das werden keine Pillepalle-Arbeitskämpfe." Das heißt: Kein kurzer Ausstand und keine Warnaktion, sondern ein größerer Streik. Baublies schließt nicht aus, dass der Ausstand noch in diesem Jahr kommt, auch nicht, dass es längere Aktionen werden könnte. Bis zum 1. November, also bis Ende kommender Woche, läuft noch die Verhandlungsfrist zwischen Ufo und dem Lufthansa-Management. Baublies hofft auf eine Einigung, diese sei aber nicht realistisch, sagt er. Eine Konzernsprecherin wollte das nicht kommentieren und verwies auf die Frist bis zum 1. November. Nach eigenen Angaben vertritt Ufo etwa 20 000 Mitarbeiter im Lufthansa-Konzern.

Bislang hatten Ufo und Flugbegleiter den harten Kurs der Piloten abgelehnt und stattdessen intensiv mit Lufthansa verhandelt. Die Gespräche seien auf gutem Weg gewesen. "Wir haben fast bis zur Selbstaufgabe Vorschläge gemacht", sagt Baublies. Doch dann habe der Konzern eine Offerte gemacht, die eher eine "Provokation" sei und die man nicht annehmen könne. Deshalb gebe es nun Gespräche mit den Piloten-Vertretern und mit der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, um möglicherweise ein gemeinsames Vorgehen abzustimmen. So könnten die verschiedenen Berufsgruppen gleichzeitig oder auch im abgestimmten Wechsel in den Ausstand gehen. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) zeigte sich zurückhaltend und verwies auf die laufenden, konstruktiven Gespräche mit Lufthansa.

Europas größte Fluggesellschaft hatte am Montag für die Flugbegleiter der Lufthansa die Möglichkeit einer höheren betrieblichen Altersversorgung angeboten, wenn sie im Gegenzug länger, längstens bis zum 65. Lebensjahr, fliegen. Als Rente könnten bis zu 98 Prozent des letzten Grundgehalts erreicht werden. Zudem wurden offeriert: 2000 Euro Einmalzahlung für alle Kabinenmitarbeiter, 2016 und 2017 eine Erhöhung um je 1,7 Prozent für Mitarbeiter, die vor 2013 eingestellt wurden. "Dieses Angebot zur Alters- und Übergangsversorgung der Lufthansa würde den Kabinenmitarbeitern der Lufthansa Passage auch weiterhin mit das beste Versorgungssystem der gesamten Airline-Branche bieten", betonte das Unternehmen. Die Sprecherin sprach von einem "Top-Angebot", die Gespräche sollen fortgeführt werden. Ufo dagegen kann keinerlei Gesprächsgrundlage mehr erkennen.

Lufthansa mit den Tochterfirmen Austrian Airlines, Swiss, Eurowings und Germanwings ist derzeit unter hohem Druck und will die Kosten senken. Zum einen machen dem Unternehmen die Konkurrenten aus dem arabischen Raum zu schaffen, zum anderen innerhalb von Europa die Billig-Airlines. Konzernchef Carsten Spohr verfolgt deshalb einen kompromisslosen Kurs. Sonst sei der gesamte Konzern in Gefahr, sagt er.

© SZ vom 21.10.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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