Fluggesellschaften:Lufthansa darf LGW kaufen

Air Berlin aircraft parks next to a Niki airplane at Vienna International Airport in Schwechat

Die Air Berlin-Flieger sind verkauft, bei Niki läuft das Verfahren noch.

(Foto: Heinz-Peter Bader/Reuters)

Der Insolvenzverwalter erwartet die Niki-Vorentscheidung am Freitag.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Die Europäische Kommission erlaubt Lufthansa unter Auflagen, die Air Berlin-Tochter Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) zu übernehmen. Lufthansa habe den Bedenken der Kommission im Rahmen des Fusionskontrollverfahrens Rechnung getragen, indem sie verbesserte Verpflichtungszusagen eingereicht habe, so Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager.

LGW ist allerdings nur einer von zwei Air Berlin-Ablegern, die Lufthansa übernehmen wollte. In der vergangenen Woche hatte der Konzern den Kauf der österreichischen Tochtergesellschaft Niki abgesagt, weil die Kommission diesen voraussichtlich nicht im Rahmen eines relativ schnellen Verfahrens genehmigt, sondern vertieft geprüft hätte. Niki stellte wenige Stunden später einen Insolvenzantrag und soll nun separat verkauft werden.

LGW betreibt derzeit rund 20 Flugzeuge, die meisten davon kleinere Turboprop-Maschinen des kanadischen Herstellers Bombardier. Mittlerweile ist LGW aber auch als Betreiber des doppelt so großen Airbus A320 zugelassen und soll 2018 insgesamt 13 Maschinen des Typs übernehmen. LGW beschäftigt rund 600 Mitarbeiter und soll künftig unter der Billigmarke Eurowings fliegen. Die Bombardier-Maschinen sollen nach und nach ausgemustert werden. Zunächst bleiben sie aber für den Übergang, um die großen Kapazitätsengpässe, die nach der Air Berlin-Pleite entstanden waren, zu begrenzen.

Der Kommission zufolge erklärte sich Lufthansa vor allem am Flughafen Düsseldorf zu Zugeständnissen bereit. Obwohl LGW dort deutlich mehr Start- und Landezeiten besitzt, will Lufthansa nur so viele behalten, wie sie für den Betrieb von zwei zusätzlichen Flugzeugen benötigt. Das Lufthansa-Portfolio an Slots erhöhe sich daher in Düsseldorf nur um rund ein Prozent, was aus Wettbewerbssicht vertretbar sei.

Hingegen machte die Kommission erneut deutlich, wie kritisch sie die geplante Übernahme von Niki sah: Auf 50 Strecken wäre ein "Beinahe-Monopol" entstanden, auf 70 weiteren der Wettbewerb "sehr stark eingeschränkt worden." Die von Lufthansa vorgeschlagenen Konzessionen "reichten nicht dazu aus, Schaden von den Verbrauchern und dem freien Wettbewerb abzuwenden."

Dennoch hofft Niki-Insolvenzverwalter Lucas Flöther, schon an diesem Freitag eine Vorentscheidung über den Verkauf der Airline an einen neuen Investor treffen zu können. Die Gläubigerversammlung des Unternehmens kommt zusammen. Er wolle die am Donnerstag eingegangenen Kaufangebote zunächst auswerten und dann den Gläubigern einen Vorschlag unterbreiten. Zuletzt wollten unter anderem Niki-Gründer Niki Lauda, der Reisekonzern Thomas Cook sowie der Finanzinvestor Silver Arrow Capital für Niki bieten. Das Berliner Logistikunternehmen Zeitfracht und die Billigfluggesellschaft Ryanair verzichteten auf Angebote. Ryanair begründete den Rückzug damit, dass es unklar gewesen sei, auf wie viele Niki-Flugzeuge Lufthansa Zugriff habe. Lufthansa hat sich jedoch verpflichtet, alle Jets zu Marktpreisen weiterzureichen, sollte sich ein alternativer Käufer für Niki finden.

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