Lufthansa:Flugbegleiter streiken am Dienstag

Das Kabinenpersonal der Lufthansa setzt seinen Streik am Dienstag fort. Das hat die Streikleitung der Gewerkschaft Ufo entschieden. Die Flugbegleiter fordern mehr Geld und den Verzicht auf Leiharbeit. Welche Städte von dem Streik betroffen sind, steht noch nicht fest.

Jens Flottau

Die Unabhängige Flugbegleiter Organisation (Ufo) gibt sich kompromisslos: Das Kabinenpersonal der Lufthansa wird seinen Streik an diesem Dienstag fortsetzen. An welchen Flughäfen sich Passagiere auf Verspätungen und Ausfälle gefasst machen müssen, ließ ein Ufo-Sprecher am Sonntagabend zunächst offen. "Der Dienstag wird sicher ausgeweitete Streiks im Bezug auf Orte und Zeiten beinhalten", sagte der Sprecher in Frankfurt. Sechs Stunden vor Beginn des Ausstands werde Näheres mitgeteilt. Die Lufthansa bedauerte, dass sich der Konflikt weiter verschärft. "Wir sind weiter der Ansicht, dass wir ein attraktives Angebot vorgelegt haben", sagte ein Sprecher.

Ein erster achtstündiger Streik am Freitag in Frankfurt hatte mit 200 Absagen und 26.000 betroffenen Passagieren die von der Gewerkschaft gewünschte durchschlagende Wirkung. 350 Transitreisende ohne Visum mussten gar auf Feldbetten im Terminal übernachten. Ufo-Chef Nicoley Baublies sprach von einem "grandiosen Erfolg." Die Lufthansa bemerkte dagegen etwas kleinlaut, die Streikfolgen abzumildern habe "den Umständen entsprechend recht gut geklappt". Trotzdem erklärte die Fluggesellschaft, sie sehe im Moment keinen Anlass dafür, wie von Ufo gefordert ein nachgebessertes Angebot vorzulegen und verlangte vom Kabinenpersonal, neue Verhandlungen zu beginnen.

Flugbegleiter sind selbstbewusst

Unter dem Strich heißt dies: Es wird wohl mindestens eine weitere Streikrunde geben, bevor wieder Bewegung in die Gespräche kommt. Nach dem Einstiegserfolg sieht die Gewerkschaft keinen Anlass nachzugeben, im Gegenteil. "Wir sind in der Lage, innerhalb kürzester Zeit in ganz Deutschland loszulegen", sagte ein Gewerkschafter am Wochenende. Durch einen flächendeckenden Streik an allen Lufthansa-Stationen würden der Airline weit mehr Kosten entstehen als der "Millionenschaden" des Ausstands vom Freitag. Genaue Zahlen wollte das Unternehmen bisher nicht liefern. Das eigentliche Problem aber ist, dass es kein Tarifstreit ist, in dem beide Seiten um Prozentpunkte kämpfen. Die Fluggesellschaft kann es sich kaum leisten nachzugeben.

Lufthansa ringt darum, das Anfang 2012 gestartete Sparprogramm Score umzusetzen. Das Ziel ist, den Gewinn bis 2014 um 1,5 Milliarden Euro zu steigern. Mit dem Geld sollen Flugzeuge gekauft werden, die die Airline dringend braucht. Einen Großteil davon, 900 Millionen Euro, soll die Passagiersparte beitragen, die derzeit insgesamt, vor allem aber im Europageschäft, Verluste erwirtschaftet. 600 Millionen der Einsparungen sollen die Mitarbeiter tragen. Lufthansa hat sinkende Ticketpreise zu verkraften und steigende Kosten durch teuren Treibstoff und den wieder stärkeren Dollar - Kerosin und Flugzeuge werden in Dollar bezahlt.

Die Gewerkschaft hat das Angebot der Lufthansa als Sparprogramm bezeichnet und damit nicht unrecht. Die Flugbegleiter sollen zwar 3,5 Prozent mehr Geld bekommen, dafür aber bei Überstunden, Beförderungen und Arbeitsbedingungen Zugeständnisse machen. Ufo kann es sich aber auch nicht leisten, jeden Kompromiss abzulehnen. Lufthansa drohte, einen Teil des Europaverkehrs auszulagern, wenn der Abschluss zu teuer wird.

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