Lufthansa-Flüge:"Natürlich teuer"

Streik bei Lufthansa - München

Foto: Matthias Balk/dpa

Ohne Air Berlin fehlen in Deutschland Flüge - daher könne Lufthansa nun hohe Preise verlangen, klagen Passagiere. Das Unternehmen reagiert nun.

Von Herbert Fromme, Dubai

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat angekündigt, im innerdeutschen Luftverkehr bald deutlich mehr Flüge anzubieten, um die hohe Nachfrage befriedigen zu können. Allein die Billigtochter Eurowings werde pro Monat mehr als tausend zusätzliche innerdeutsche Verbindungen anbieten, so Spohr zur Bild-Zeitung. Dies sei allerdings erst dann möglich, wenn die Europäische Kommission die wettbewerbsrechtliche Genehmigung für die geplante Übernahme der Air-Berlin-Töchter Niki und Luftfahrtgesellschaft Walter (LGW) bekommen habe.

Lufthansa steht derzeit stark in der Kritik, weil sich viele Passagiere über hohe Preise vor allem auf innerdeutschen Strecken beklagen. Nachdem Air Berlin den Flugbetrieb eingestellt hat, ist Lufthansa derzeit Monopolist. Im aktuellen Winterflugplan fliegen rund 80 Flugzeuge weniger als im Vorjahr. Die Billigfluggesellschaft Easyjet hat sich zwar mit Air Berlin darauf geeinigt, die Basis am Flughafen Tegel zu übernehmen und wird von dort aus eine Flotte von 25 Flugzeugen betreiben. Doch braucht Easyjet noch mehrere Monate, um die Basis aufzubauen.

Bis mindestens dahin übersteigt die Nachfrage im innerdeutschen Flugverkehr das Angebot bei Weitem. Nach Beobachtung von Branchenexperten hat Lufthansa die für die einzelnen Buchungsklassen definierten Flugpreise per se nicht erhöht. Doch wegen des allgemeinen Runs auf die Sitze sind die günstigen Kontingente viel schneller weg als vor der Air-Berlin-Pleite. Wer zu spät bucht, rutscht quasi automatisch in die höheren Buchungsklassen. Unter dem Strich müssen die Kunden im Schnitt derzeit mehr Geld für die Tickets ausgeben. Und viele finden überhaupt keinen Platz mehr auf den Flügen, die sie eigentlich buchen wollten. Lufthansa-Chef Spohr hat kalkuliert, dass jeden Tag etwa 60 000 Sitze im innerdeutschen Verkehr fehlen. "Das kann keine Airline der Welt ausgleichen", sagte er. Man tue aber, was man könne, und wolle nicht die deutschen Verbraucher gegen sich aufbringen. So setze Lufthansa derzeit eine Boeing 747 auf der Strecke Frankfurt-Berlin ein, was wegen der hohen operativen Kosten betriebswirtschaftlich keinen Sinn ergebe. Sobald die ehemaligen Air-Berlin-Jets an Eurowings und Easyjet verteilt seien, werde es in Deutschland wieder stabile Preise geben. Die wenigen Restplätze, die derzeit innerdeutsch verkauft werden könnten, seien "natürlich teuer."

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