Lufthansa:Ein teurer Streit

Lufthansa Pilots Launch Two-Day Strike

Am Boden. Auch am Freitag fallen rund 830 Flüge der Lufthansa aus - diesmal nur auf Kurz- und Mittelstrecken.

(Foto: Hannelore Foerster/Getty Images)

Der Konflikt mit den Piloten kostet die deutsche Fluggesellschaft täglich mehr als zehn Millionen Euro. Auch die Ticketbuchungen gehen zurück. Dennoch will das Management hart bleiben - und nennt dafür Gründe.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa-Chef Carsten Spohr hat nicht die Absicht nachzugeben. Sein Unternehmen habe "keine Überlebenschance", wenn es die Forderungen der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit akzeptiere, sagte er bei einer Veranstaltung in Berlin. Es gehe nicht darum, gegenüber den Piloten Härte zu zeigen, es gehe um die Zukunft des Unternehmens, so Spohr. Lufthansa brauche wettbewerbsfähige Strukturen, nur dann könne sie auch wieder wachsen.

Die Piloten beeindruckt das nicht. Ihre Vereinigung Cockpit weitet ihren Streik bei der Lufthansa bis Samstag aus. An dem Tag seien alle Langstreckenverbindungen betroffen, die aus Deutschland abfliegen sollen, teilte die Pilotenvertretung am Donnerstagabend mit. Die Lage für die Reisenden, sie wird immer chaotischer.

Spohr verwies darauf, dass Lufthansa den Piloten in den vergangenen Monaten immer wieder Angebote unterbreitet habe. Solange aber Eskalation das Ziel sei, gebe es keinen Raum für verbesserte Angebote. Nur eine Schlichtung könne jetzt eine Lösung bringen - doch dies lehnen die Piloten bislang ab.

Für die Lufthansa wird das teuer. Der Streik - es ist bereits der 15. Streik der Piloten seit 2014 - kostet das Unternehmen pro Tag nach Angaben von Vorstand Harry Hohmeister rund zehn Millionen Euro. Darin enthalten sind die Kosten für die Betreuung von Passagieren, Hotelzimmer, Umbuchungen auf andere Fluggesellschaften. Doch das eigentliche Problem sind nicht die direkten Kosten, die durch den Streik entstehen. "Wir haben nicht nur einen akuten Schaden, sondern merken in den mittelfristigen Buchungszahlen, dass sich das Buchungsverhalten ändert." Die Kosten steigen also, und gleichzeitig sinken die Einnahmen.

Die Lufthansa-Piloten bestreiken seit Mittwoch sowohl Kurz- als auch Langstreckenflüge. Lufthansa musste am Mittwoch rund 880 und am Donnerstag etwa 900 Flüge streichen. An diesem Freitag will die Vereinigung Cockpit nur die Kurz- und Mittelstrecken bestreiken, rund 830 Verbindungen werden gestrichen. Die Langstreckenflüge sollen dagegen planmäßig stattfinden. Rund 315 000 Passagiere sind in diesen drei Tagen von dem Streik betroffen.

Die Piloten fordern ein Gehaltsplus von rund 20 Prozent, weil der Tarifvertrag Ende 2011 ausgelaufen ist und seither unverändert blieb. Jeder Pilot erhält automatisch jedes Jahr drei Prozent mehr Geld, weil dies der Stufenplan des aktuellen Tarifvertrages so vorsieht. Lufthansa bietet den Piloten nun darüber hinaus ein Plus von 2,5 Prozent.

"Die Ausgangslage ist, dass wir deutlich mehr zahlen als die Konkurrenz", so Hohmeister am Donnerstag. Deswegen müsse das Unternehmen eigentlich ein Entgegenkommen der Piloten fordern: "Es ist klar, wer sich bewegen muss", so der Lufthansa-Vorstand. Er appellierte an die Piloten, "Cockpit unter Druck zu setzen, damit wir an den Verhandlungstisch kommen". Die Gewerkschaft hingegen will erst ein deutlich besseres Angebot: "Bisher haben wir nur ein Scheinangebot", so VC-Vorstand Jörg Handwerg.

Lufthansa glaubt, dass sie mit der Pilotengewerkschaft nur in einer Schlichtung einig werden kann. "Wir werden uns am Ende einigen müssen", so Hohmeister. Auch Politiker machen sich für eine Schlichtung stark: Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) forderte, "mit Hilfe eines neutralen Schlichters zu versuchen, die unversöhnliche Haltung beider Seiten aufzulösen". Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU/CSU im Bundestag, Michael Fuchs, sagte, es sei Zeit für eine Zwangsschlichtung. "Es kann nicht sein, dass ein paar Piloten Hunderttausende in Geiselhaft nehmen."

Eine Schlichtung ist für die VC problematisch, weil sie ihre Forderungen nicht voll durchsetzen kann. Sollte sie sich auf ein Gehaltsplus einigen, würde sie ein Druckmittel für den eigentlichen Konflikt aus der Hand geben: den Streit um die Billigsparte Eurowings. Cockpit will verhindern, dass den Lufthansa-Piloten intern Konkurrenz erwächst.

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