Luftfahrtmesse Paris:Auftragssegen für Airbus

Am ersten Tag der Luftfahrtmesse in Paris-Le Bourget überschlagen sich die Meldungen über neue Großaufträge für den gebeutelten Flugzeughersteller Airbus: Emirates und Qatar Airways gaben Orders in Milliardenhöhe auf - unter anderem für die Problem-Modelle A350 und A380.

Mit Riesenaufträgen für Airbus hat am Montag die weltgrößte Luftfahrtmesse in Paris Le Bourget begonnen. Die Fluggesellschaft Emirates (Dubai) kaufte acht Großflugzeuge des Typs A380, die je 555 Passagieren in der Standardversion Platz bieten. Der Auftragswert liegt laut Listenpreis bei 2,5 Milliarden Dollar.

Da Emirates schon zuvor mit 47 Aufträgen zu den wichtigsten A380-Kunden gehört hatte, dürfte Airbus aber einen kräftigen Rabatt gewähren. Die neu bestellten Maschinen sollen 2011 und 2012 ausgeliefert werden.

Experten beurteilten die abermalige Emirates-Bestellung für das Airbus-Flagschiff positiv. "Damit erhöht sich für Airbus aber auch die Abhängigkeit von Emirates", sagte Branchenanalyst Ulrich Horstmann von der Bayerischen Landesbank zu sueddeutsche.de.

Die französische Wirtschaftszeitung Les Echos hatte am Montag zudem berichtet, dass Emirates neben den acht Flugzeugen des Typs A380 nun auch 60 bis 100 mittelgroße Langstreckenmaschinen vom Typ A350 XWB bestellen wolle.

Wichtiger Auftrag für den "A350"

Qatar Airways kaufte ebenfalls drei A380 und wandelte zudem einen Vorvertrag für 80 Exemplare des noch nicht entwickelten Typs A350 XWB in Festbestellungen um.

Damit zog Airbus einen wichtigen Großauftrag für den A350 an Land. Die Maschine soll ab 2013 an die Kunden gehen und dem Verkaufschlager 787 Dreamliner des US-Konkurrenten Boeing Paroli bieten, der schon im Mai 2008 auf den Markt kommen soll.

Während Boeing seine Produktion der 787 bereits bis 2015 ausverkauft haben soll, tut sich Airbus mit der Akquise von Kunden für den A350 weiterhin schwer. Selbst mit dem neuen Bestellung durch die Qatar Airways beläuft sich der Auftragsbestand für den A350 bislang auf 93 feste Bestellungen. Dem stehen 584 georderte Boeings des Typs 787 Dreamliner gegenüber.

Auf einer Pressekonferenz in Le Bourget nannte Boeing am Montag erstmals einen Termin für die Präsentation der neuen 787. Das Flugzeug solle am 8. Juli der Öffentlichkeit vorgestellt werden, sagte Scott Carson, Chef der Boeing Commercial Airplanes. Der für August geplante Erstflug werde allerdings voraussichtlich auf Mitte September verschoben. Der erste Dreamliner solle aber wie geplant im Mai 2008 an die Kunden gehen, sagte Carson.

Der Boeing-Top-Manager bestätigte, dass bei der Montage der ersten 787 eine fingerbreite Lücke zwischen der Nase und dem ersten Rumpfsegment aus Japan aufgetan habe. "Die Probleme wurden relativ routiniert gelöst", sagte Carson.

Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete zudem, dass US Airways die Bestellung von mindestens 90 Airbus-Jets im Wert von 10,7 Milliarden Dollar (knapp acht Milliarden Euro) plane.

US Airways soll Großauftrag planen

Der Auftrag der US Fluggesellschaft umfasse 60 Flugzeuge vom Typ A320, acht Expemplare des A330 sowie 22 Flugzeuge des Modells A350 XWB, meldete Bloomberg unter Berufung auf eine Person, die den Verhandlungen zwischen Airbus und US Airways nahestehen soll.

Darüber hinaus wurde in Le Bourget bekannt, dass die kuwaitische Billigfluglinie Jazeera Airways 30 Airbus A320 im Katalogwert von 1,8 Milliarden Euro bestellte, während die tunesische Fluglinie Nouvelair zwei neue A320 orderte.

Die Billigfluggesellschaft Air Berlin dementierte hingegen eine Meldung über einen Großauftrag für Airbus. Gegenwärtig habe die Fluggesellschaft keine Pläne für den Kauf von Airbus-Langstreckenflugzeugen, sagte ein Unternehmenssprecher am Montag. "Da ist nichts dran, da gibt es vielleicht Wunschdenken interessierter Hersteller", fügte er hinzu.

Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hatte in ihrer Montagausgabe berichtet, Air Berlin plane einen Großauftrag für je 25 Airbus A350 und A330. Die Bestellung solle auf der Luftfahrtschau bei Paris bekanntgeben werden.

Fragen der Finanzierung offen

Es seien allerdings noch einige Fragen der Finanzierung offen, schreibt die FAZ weiter. Daher sei noch nicht sichergestellt, ob der Abschluss wirklich veröffentlicht werden könne, zitierte das Blatt eine mit dem Geschäft vertraute Quelle.

Zudem fürchte Air-Berlin-Chef Joachim Hunold mögliche Konsequenzen des Kartellamts in Bezug auf die laufende Übernahme der Düsseldorfer Fluggesellschaft LTU.

Die neuen Airbusse sollen dem Branchenführer Lufthansa nun auch auf der Langstrecke das Leben schwermachen, etwa auf Strecken in die Vereinigten Staaten oder nach Asien, so die FAZ.

Ob die neuen Flugzeuge unter der Marke Air Berlin oder LTU fliegen werden, steht dem Bericht zufolge noch nicht fest. Das hänge auch davon ab, wie weit der Einfluss der Gewerkschaft künftig reiche. Hunold ist bekanntermaßen ein strikter Gegner jeglichen gewerkschaftlichen Engagements. Aus diesem Grund gründete er Air Berlin in der Unternehmensform einer Public Limited Company (PLC), bei der das deutsche Mitbestimmungsrecht nicht gilt. Als deutsches Unternehmen unterliegt LTU hingegen der Mitbestimmung.

Boeing meldete zum Messeauftakt einen Auftrag des Leasingunternehmens GECAS für sechs Langstreckenfrachter des Typs Boeing 777. Der Auftragswert liegt theoretisch bei 1,42 Milliarden Dollar.

Zu Rabatten bereit

Airbus und Boeing sind aber beide je nach Kunde und Auftrag zu Rabatten im zweistelligen Prozentbereich bereit. GECAS hat damit insgesamt 39 B-777 bestellt, davon 14 Frachter.

Die Luftfahrtschau in Paris Le Bourget war am Morgen vom französischen Premierminister François Fillon und von Verteidigungsminister Hervé Morin eröffnet worden.

Zuvor hatte Fillon im Élyséepalast den Rücktritt seiner Regierung eingereicht. Am Sonntag war in Frankreich die neue Nationalversammlung gewählt worden und mindestens ein Minister muss ausscheiden, weil er seinen Wahlkreis verloren hat.

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